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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lampson
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glaubst du, dass mich das interessiert?«
    »Es ist ziemlich wichtig.«
    »Dann schieß los.«
    »Dreimal darfst du raten«, sagte ich.
    »Wenn du’s mir sagen willst, dann sag’s.«
    »Rate doch mal.«
    »Ist er mit deiner Kreditkarte abgehauen?«
    »Nein.« Ich hasste dieses Spiel bereits. Ich wünschte, ich hätte gar nicht erst damit angefangen. »Stell dir einfach das Schlimmste vor, das ihm passieren könnte.«
    Ich merkte, dass Marcus jetzt richtig sauer wurde. »Ach, vergiss es. Viel Glück, Joe, wo immer du auch bist. Was hast du gesagt, wo bist du?« Ich wollte es ihm sagen, aber er unterbrach mich gleich wieder. »Ach, egal. Es ist mir gleich.« Dann legte er auf.
    Ich war gerade am Einschlafen, als Julia endlich vom Abendessen kam, und zwar in einem langen, grünen Wagen, den ich noch nie gesehen hatte. Am Steuer saß Houston. Den Mann auf dem Beifahrersitz hatte ich noch nie gesehen, aber ich wusste, dass es Julias Vater war. Er sah älter und schwächer als auf ihren Fotos aus. Er saß ganz gebeugt da in so einem abgerissenen Mantel, der aussah, als wäre er für einen viel größeren Mann gemacht worden. Ich wusste, dass er sich bei einem Sturz vom Pferd das Rückgrat gebrochen hatte, und als er aus dem Auto ausstieg, sah ich, dass er eine krumme Wirbelsäule hatte. Von meinem Fenster aus gesehen, wirkte Mr Manning traurig. Ich wollte ihm gern bei dem, was ihn so plagte, helfen, aber obwohl ich ein bisschen was von seinem harten Los wusste, hatte ich doch eigentlich keine Ahnung, welche Probleme er hatte.
    Nachdem Julia ihm einen Abschiedskuss gegeben hatte, ging sie ins Haus, während Mr Manning noch blieb, um mit Houston die Truthähne zu füttern. Ich hatte ihm auch schon ein paarmal geholfen, aber eigentlich mochte ich es nicht. Die Truthähne fraßen mir das Futter direkt aus der Hand, und ich war mir jedes Mal sicher, dass sie mir mit ihren Schnäbeln die Handfläche aufrissen.
    Houston kam mit dem Futtersack und einem anderen kleinen Koffer raus, und ich sah zu, wie sie über den Rasen unter meinem Fenster liefen. Am Rand des Rasens blieben sie stehen und spähten zwischen die Bäume. Der Mond schien sehr hell, und der Wald war so still, dass jeder Truthahn da drin bestimmt schon meilenweit hörte, wie Houston mit dem Futtersack rasselte.
    Schon bald watschelte der erste Truthahn mit nickendem Kopf aus dem Wald. »Schau nur, wie er zu dir kommt«, sagte Mr Manning.
    Inzwischen waren auch noch zwei richtig bunte Truthähne erschienen. Sie hatten den gleichen schlackernden, widerlichen Hals. Bald zankten sie sich um das Futter in Houstons Hand. Es war kaum zu glauben, dass sie Houston mit ihren Schnäbeln nicht in die Hand hackten, aber sie taten es offenbar nicht, denn er plauderte einfach so mit seinem Vater weiter, während sie fraßen. Die Truthähne konnten nicht genug kriegen. Houston füllte noch zweimal seine Hand nach, und dann gab ihnen auch Mr Manning zwei Hände voll. Anschließend nahm er Houston den Koffer ab, legte ihn in seinen Wagen und fuhr fort. Houston ging ins Haus, um den Futtersack wegzustellen, dann fuhr auch er mit seinem Wagen weg.

5. Kapitel
 Ich glaube, es war ein paar Tage später, als Houston mit mir in die Stadt fuhr, um Sachen für den Pool zu besorgen. Wir kauften Chlor und Filter und ein paar Stuhlbezüge, und danach verbrachte Houston noch eine Stunde beim Zahnarzt, während ich im Wartezimmer saß. Anschließend fuhren wir ein bisschen in der Stadt herum und gingen zu McDonald’s essen. Dort war das Essen nicht ganz so super wie bei Francisco in Los Angeles, aber doch einigermaßen. Ich aß gerade meinen Cheeseburger zu Ende und wandte mich dem Big Mac zu, als mir Alvins Anregung vom Abend davor einfiel, und ich beschloss, Houston zu fragen, was beim letzten Poolwart, den er eingestellt hatte, denn so schlimm gewesen war. Ich versuchte es so beiläufig, wie ich konnte.
    »Ich habe ihn wegen Unfähigkeit gefeuert«, erklärte Houston. »Er schaffte es nicht, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Wenn er glaubte, ich wäre nicht da, hatte er die schlechte Angewohnheit, einzupennen und den halben Tag zu schlafen. Hatte einfach keinen Respekt vor dem Job. Und ich weiß genau, dass er mich mindestens einmal bestohlen hat.«
    »Dann hast du ihn also gehasst.«
    »Wer behauptet das denn?«
    »Weiß ich nicht mehr. Vielleicht Julia.«
    Ich hatte das Gefühl, schon zu viel geredet zu haben. Ich wusste, ich musste ruhig bleiben. Houston trank einen Schluck Cola, und ich

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