Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Delancey beachtete den Staub gar nicht, aber gelegentlich berührte sie mich beim Reden am Knie.
»Bei unserem dritten Date nahm Bill mich zum Angeln am Porcupine-See mit, und da habe ich eine hübsche kleine Forelle gefangen. Während er mir zeigte, wie man sie putzte, erwähnte er, er werde die nächsten paar Wochen im Gefängnis sein. Er sagte, es sei ein Missverständnis mit dem Finanzamt – aber das war eine ziemlich billige Lüge, und offensichtlich war er auch schon vorher im Gefängnis gewesen, und so musste ich erkennen, dass ich mich gerade in einen Kriminellen verliebte. Hast du gewusst, dass er kriminell war?«
»Ich hatte es schon gehört.«
»Und es ist dir egal?«
»Ich bin ihm ja noch nie begegnet.«
»Mir war es egal. Ich war jung, ich habe ihn geliebt. Ich dachte, er würde sich am Riemen reißen, wenn wir erst einmal genug Geld hätten. Das war mein Fehler. Ich glaubte, er tue es, weil er das Geld brauche. Aber er tut es, weil er nicht aufhören kann, egal, wie viel Geld er verdient, und das macht einen allmählich kaputt. Schließlich habe ich es nicht mehr ausgehalten.« Ich weiß noch, dass ihr Gesicht ruhig war, ihre Schultern aber ganz verspannt und zornig hochgezogen waren. Da sah sie nicht mehr wie Julia aus. »Nach der Scheidung schlug sich buchstäblich jeder unserer Freunde auf seine Seite. Die glauben alle, ich sei verrückt geworden. Und vielleicht bin ich es ja wirklich ein bisschen. Manchmal rufe ich bei der Telefongesellschaft an und spreche mit den Computerstimmen. Jetzt musst du mir aber auch was Peinliches erzählen.«
Es dauerte eine Weile, bis mir etwas einfiel. »Ich hab immer gedacht, meine Lehrer wohnen in der Schule«, sagte ich schließlich. »Ich dachte, die schlafen da und warten darauf, dass wir morgens herkommen.«
»Er hat meine Kinder gegen mich aufgehetzt.«
»Was?«
»Die hassen mich.«
»Julia hasst Sie doch gar nicht.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich glaube einfach, dass sie das erwähnt hätte.«
»Ich bin rasend eifersüchtig auf sie.«
»Warum?«
»Tu nicht so schockiert. Sie ist schön und reizvoll, und jeder, der ihr begegnet, verliebt sich in sie. Das macht jede Frau eifersüchtig.«
»Aber trotzdem glaube ich nicht, dass sie Sie hasst. Und Houston auf keinen Fall.«
»Machst du Witze? Houston ist überhaupt der Schlimmste. Der hat mich schon immer gehasst. Von dem Moment an, als Bill ihn adoptierte.«
»Das würde ich wissen, wenn er Sie hassen würde.«
»Warum? Weil er dein Freund ist?«
»Genau.«
Sie lachte laut auf, aber es lag keine Fröhlichkeit darin.
»Er mag dich eindeutig. Aber er ist nicht dein Freund. O Gott. Soll ich es dir wirklich sagen? Ich habe meinem Therapeuten versprochen, es nicht zu tun. Aber mir habe ich versprochen, es dir doch zu sagen, zu deinem Besten. Nein, ich sag’s dir doch nicht. Es geht mich nichts an. Ich empfehle dir nur, vorsichtig bei ihm zu sein. Schau nur, was ihrem letzten Freund passiert ist.«
Dieses Gespräch brachte mich allmählich auf Tilt, und ich wollte nur noch weg. Ich wollte ihre Geschichten nicht mehr hören. Das Atmen fiel mir zunehmend schwer, und dann juckten mir auch noch die Augen.
»Was war mit ihm?«
»Houston hat ihn praktisch aus der Stadt gejagt. Ich habe gehört, nachdem er ihn gefeuert hatte, hat er alle seine Kleider auf die Straße geworfen.«
»Houston dachte, er hätte einen schlechten Einfluss auf sie«, sagte ich. »Damit hatte er wohl auch recht.«
»Bist du ein guter Einfluss?«
»Er glaubt, ja.«
»Bist du auf Drogen, Joe?«
»Nein.«
»Ich hoffe, ich habe dich mit dieser Frage nicht gekränkt. Aber manchmal frage ich mich doch, ob du stoned bist. Soll ich’s wirklich sagen? Na gut.« Sie holte tief Luft. »Houston war schon immer in Julia verliebt.«
Es dauerte eine Minute, bis ich kapiert hatte, was sie da sagte. »Aber er ist doch ihr Bruder.«
»Ich habe es erst gemerkt, als er ungefähr fünfzehn war und ich einige seiner Notizbücher fand, die in der Wand seines Schlafzimmers versteckt waren. Der Ärmste. Ich habe beobachtet, wie er versuchte, sich in andere Frauen zu verlieben. Manchmal hielt es einen Monat, manchmal ein Jahr, bis er einen Grund fand, mit ihnen unzufrieden zu sein. Eine Frau kann sich durchaus dem Ideal eines Mannes annähern, aber nicht, wenn dieses Ideal eine andere Frau ist. Jetzt tut er so, als hätte er eine Freundin in Chicago, nur damit die Sache nicht kompliziert wird.«
Sie stand auf und ging wieder zu dem
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