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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wurde sie zu einer Großmutter, die genauso empfindlich und gebrechlich war wie die anderen Alten.
    Als sich das Bild vor ihren Augen wieder klärte, bemerkte sie, daß man sie auf eine Liege im Wohnzimmer des Foraliehauses legte und ihr ein Kissen hinter den Rücken schob. Melissa flößte ihr behutsam heißen, süßen Tee ein, und sie nahm auch den brennenden Geschmack von Dorsai-Whisky wahr. Der Nebel in ihrem Kopf löste sich allmählich wieder auf. Als die Tasse leer war, hatte Eachan Khan für sie einen Teller mit verlockend duftenden Sandwiches auf dem Beistelltisch neben ihr bereitgestellt. Sie hatte vergessen, wie köstlich solche Brote sein konnten.
    „Und was gibt es sonst noch Neues?“ fragte Eachan Khan, als sie gegessen hatte. „Was haben Sie heute erlebt?“
    Sie erzählte es ihnen.
    „Ich muß ehrlich sagen, Eachan“, kam sie zum Ende ihres Berichts und sah dabei den gerade stehenden und wie unbeugsam wirkenden Ex-General an, „daß ich nicht allzusehr erfreut war über Cletus’ Bitte an Sie, sich hier bereitzuhalten und ansonsten nichts zu unternehmen – und ich war noch weniger angetan davon, daß Sie dem zustimmten. Aber ich glaube, seit ich deCastries selbst begegnet bin, verstehe ich das besser. Wenn irgend jemand von ihnen Verdacht schöpfen kann in Hinsicht auf die Art und Weise unserer Verteidigung hier, dann ist er es – nicht einer seiner Offiziere. Und nur eins mag ihn davon abhalten, irgendwelche Ahnungen dieser Art zu entwickeln: wenn er mit eigenen Augen sieht, wie Sie hier herumtrödeln und dieses Haus mit Beschlag belegen, während er auf Cletus wartet. Er kennt Ihre militärische Reputation.“
    „Ich würde es nicht gerade herumtrödeln nennen“, antwortete Eachan. „Aber Sie haben recht. Cletus neigt dazu, in verwickelten Bahnen zu denken.“
    „Man bedenke nur allein den Umstand …“ – Amandas Augen fesselten seinen Blick – „… daß Sie auch dann noch in der Lage sind, das Kommando zu übernehmen, wenn mir etwas zustoßen sollte.“
    „Kommt ganz auf die Umstände an.“
    „Trotzdem“, sagte Amanda.
    „Selbstverständlich“, gab Eachan zurück. „Wenn ich Bewegungsfreiheit habe – und gebraucht werde – stehe ich natürlich zur Verfügung.“
    „Ja …“ Amanda unterbrach die Unterredung abrupt. „Aber ich muß sehen, daß ich nun schleunigst von hier verschwinde.“
    Sie kam mit einem Ruck von der Liege hoch und schwang ihre Beine herum.
    „DeCastries und seine Eskorte sind wahrscheinlich direkt hinter mir. Ich wollte nur rasch vorbeischauen und Sie kurz informieren …“
    Sie stand auf, doch bei der plötzlichen Bewegung erfaßte sie erneut der Schwindel, und sie ließ sich gegen ihren Willen wieder zurücksinken.
    „Sei vernünftig, Amanda“, sagte Melissa. „Du kannst nirgendwohin gehen, solange du dich nicht ein paar Stunden ausgeruht hast.“
    „Du weißt doch, deCastries …“
    „Er sagte, er wolle noch heute hierherkommen?“ Eachan schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht.“
    Sie wandte sich um und starrte ihn beinah verblüfft an.
    „Warum sind Sie da so sicher?“
    „Weil er kein Soldat ist. Er ist nicht auf den Kopf gefallen – Himmel, alles andere als das. Aber er ist kein Soldat. Das bedeutet, daß er sich nach den Offizieren richten wird, die bei ihm sind. Und das sind Leute, die ihre irdische Abstammung nicht einfach abstreifen können, die nach wie vor in Begriffen weiträumiger Truppenbewegungen denken. Vielleicht senden sie später noch Patrouillen aus, aber sie werden Dow nicht hierherbringen.“
    „Was ist, wenn er ihnen ganz einfach befiehlt, ihn hierherzubringen?“ fragte Amanda.
    „Sie werden ihm natürlich zusagen, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Doch sie haben zuviel zu tun, um das zu bewerkstelligen, und bis Sonnenuntergang ist noch alles ein einziges Durcheinander, und die Fahrzeuge sind nicht entsprechend ausgerüstet, um starten zu können. Und selbst Dow wird einsehen, daß es nicht ratsam ist, sich bei Anbruch der Nacht in unbekanntes Gebiet zu wagen.“
    „Was macht dich da nur so sicher?“ fragte Melissa ihren Vater.
    „Dieser Brigadegeneral muß an seine eigene Zukunft denken. Besser, sich Dows Groll darüber einzuhandeln, nicht rechtzeitig alle Vorbereitungen abgeschlossen zu haben, als eine so bedeutende Person wie Dow fortzubringen und sich dann als der Offizier zu erweisen, der für seinen Tod verantwortlich ist. Der Tag ist bereits mehr als zur Hälfte vorüber. Wenn Dow und

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