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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Vorschlag an mich herangetreten sind. Einer von ihnen ist jetzt gerade hier. Sie können der Antwort zuhören, die ich ihm gebe.“
    Er betätigte die Sprechanlage auf dem Tisch vor ihm.
    „Schicken Sie Gruppenführer Whallo herein“, ordnete er an.
    Dann lehnte er sich wieder zurück und sah uns an; die Bürotür öffnete sich, und es trat einer der Söldneroffiziere ein, die ich draußen einfach übergangen hatte. Ich musterte ihn nun und stellte fest, daß es der eingewanderte Dorsai der Jagdgruppe war, auf die ich im Lagerhaus gestoßen war – der Mann, der seit vierzehn Jahren zu den Dorsai gehörte.
    „Sir!“ Er blieb ein paar Schritte vor Ian stehen und salutierte. Ian, der seine Kommandeursmütze abgelegt hatte, gab den Gruß nicht zurück.
    „Sie haben eine Nachricht für mich?“ fragte er. „Sprechen Sie. Ich möchte, daß auch diese Herren hier sie hören – und meine Antwort darauf.“
    „Ja, Sir“, sagte Whallo. Ich konnte sehen, wie er mir aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick zuwarf und mich erkannte. „Als Vertreter der Mannschaften des Expeditionskorps bin ich damit beauftragt worden, Sie über das Ergebnis der letzten Befehls-Votierung zu unterrichten. Die Soldaten der Streitkräfte befürworten mit einmütiger Abstimmung eine ganz bestimmte Operation.“
    „Und die wäre?“
    „Die Durchsuchung aller Häuser des Stadtgebietes von Blauvain, um auf diese Weise die Mörder von Truppenkommandeur Graeme zu finden“, antwortete Whallo. Er nickte in Richtung von Ians Schreibtisch, und erst jetzt erkannte ich die dort stehenden Massivbilder – es waren ganz unzweifelhaft künstlerische Darstellungen, doch die drei darauf abgebildeten Männer in Zivil wirkten erstaunlich lebensecht. „Es ist völlig ausgeschlossen, daß wir sie nicht als das erkennen, was sie sind, wenn wir auf sie stoßen.“
    Whallos förmlicher und gestelzter Vortrag stand in einem sonderbaren Kontrast zu der Art und Weise, in der ich ihn bei unserer Begegnung im Lagerhaus sprechen gehört hatte. Wahrscheinlich, so kam es mir plötzlich in den Sinn, galt es sogar in solchen Angelegenheiten, ein militärisches Protokoll einzuhalten – selbst dann, wenn es um die Ermordung eines Mannes wie Kensie und die mögliche Zerstörung einer ganzen Stadt ging. Es glich einem gelinden Schock, als ich mir dessen bewußt wurde. Und zum erstenmal begann ich etwas von jener Bedeutung zu erahnen, die in Padmas Worten verborgen gewesen war, als er davon gesprochen hatte, das Bewegungsmoment der hier wirksam werdenden Kräfte sei zu stark. Einen Augenblick lang vermochte ich diese Kräfte beinah körperlich zu spüren, als Sturmböen, deren kühler Atem die Zukunft formte – dann setzte Ian schon zur Antwort an.
    „Bei der gründlichen Durchsuchung aller Häuser von Blauvain kann es zu Fehlern der beteiligten Soldaten und somit zu einer Gefährdung der Zivilbevölkerung kommen“, sagte er. „Die militärische Reputation meines Bruders soll nach seinem Tod nicht’ durch einen unangemessenen Befehl von mir geschmälert werden.“
    „Ja, Sir“, sagte Whallo. „Es tut mir leid, Sir, aber die Mannschaften des Expeditionskorps hofften, dieses Unternehmen würde von Ihnen befehligt und geleitet. Die Abstimmungsentscheidung gibt Ihnen sechs Stunden Zeit, in denen Sie die ganze Angelegenheit noch einmal überdenken können, bevor der Mannschaftsrat die Verantwortung für die Durchführung dieser Operation selbst übernimmt. Die Jagdgruppen werden inzwischen zurückgezogen – das ist Teil des Votierungsbeschlusses.“
    „Tatsächlich?“ fragte Ian.
    „Es tut mir leid, Sir“, entgegnete Whallo. „Aber wie Sie wissen, stecken ihre Untersuchungen seit einigen Stunden nun schon in einer Sackgasse. Die Spur der Heckenschützen verlor sich im Straßenverkehr – sie halten sich irgendwo im Stadtzentrum auf, aber wo genau, wissen wir nicht.“
    „Nun gut“, sagte Ian. „Ich danke Ihnen jedenfalls für die Übermittlung der Nachricht, Gruppenführer.“
    „Sir!“ Whallo salutierte erneut und ging hinaus.
    Als sich die Tür hinter ihm schloß, wandte Ian wieder den Kopf und sah Pel und mich an.
    „Sie haben es gehört, meine Herren“, sagte er. „Und wenn Sie mich nun bitte entschuldigen würden … ich habe zu tun.“
    Pel und ich verließen das Büro. Als wir in den Korridor draußen traten, war Whallo bereits verschwunden, und auch der junge Truppenführer war nirgends zu sehen. Nur Moro stand dort und wartete auf uns. Pel drehte

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