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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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Franz wissen.
    ›Wir nehmen den Rest vom vorigen Mal‹, sagte Kumpelfing, ›falls der noch eines hergibt.‹
    Fritz stülpte den Karton um und zählte die kläglichen Reste auf: drei Stunden Sonnenschein, eineinhalb Stunden bewölkt mit streckenweisen Aufheiterungen, eine und eine viertel Stunde trübe, fünf Stunden Regen und noch einiges, was nicht in Frage kam. Die Familie beschloß, die ersten drei Wetter zu mixen, was fünf und drei viertel Stunden überwiegend heiter ergab, und dann mußte man eben wieder nach Hause fahren.
    Also machte Fritzchen ›überwiegend heiter‹ und stellte den Wecker auf fünf Stunden ein, damit sie in aller Ruhe zusammenpacken konnten, bevor das Wetter zu Ende war.
    Muttchen Kumpelfing konnte sich nun endlich ans Anrichten der Kaffeetafel machen, und Kumpelfing ließ es sich nicht nehmen, ihr dabei zu helfen. Karlchen indes vergnügte sich damit, vom Trittbrett des Flaschenkürbisses kopfüber ins Schwerefeld zu springen, das ihn, nachdem er bis zu den Füßen eingetaucht war, wieder zurückbeförderte, was den Eindruck eines umgekehrt ablaufenden Films erzeugte. Fritzchen schloß sich, sobald er den Wecker gestellt und den Regen wieder in den Karton getan hatte, dem Vergnügen an, während Elli Heinzelmann das Kaninchen wegnahm, sich auf den Rand der Wolke setzte und mit den Beinen im All baumelte. Heinzelmann aber verdrückte sich in eine entlegene Ecke, denn er verspürte eben jetzt die tiefer gehenden Folgen der väterlichen Ohrfeigen, die ihm das Wasser nicht nur in die Augen getrieben hatten. Er nestelte an seinem Höschen, bis er den in Frage stehenden Gegenstand ans Licht gezogen hatte, krakelte bis an den äußersten Rand der Wolke und sandte sein Wässerchen in den unendlichen Raum, wo es wie eine Wunderkerze verzischte. Heinzelmann kicherte stillvergnügt, was den Strahl ein wenig verwackelte, weshalb Franz, der mit der gezückten Kamera herangeschlichen war, seinen zukünftigen Schwager aufforderte, wenigstens einen Augenblick stillzuhalten. Heinzelmann unterdrückte, um eine technisch einwandfreie Aufnahme zu gewährleisten, seine Heiterkeit, bekam davon einen Schluckauf, und das Börnchen stellte seine Tätigkeit ein. Eben da rief Mütter Kumpelfing zur Kaffeetafel.
    Heinzelmann hob bedauernd die Schultern und stopfte sein kleines Etwas fort, Franz hob ebenfalls die Schultern und schob die Kamera zusammen, Elli ließ das Kaninchen laufen und nahm die Beine aus dem All, Fritz und Karl sprangen ein letztes Mal vom Trittbrett und dann begaben sich alle zur Mitte der Wolke, wo sie sich im Kreise niederließen und eine Tasse heißen Kaffee in Empfang nahmen. Dazu gab es richtigen Kuchen, denn die Pillennahrung war nicht nur lange eingeführt, sondern beinahe ebenso lange schon wieder ad absurdum geführt worden, da die Wissenschaft erkannt hatte, daß auch das Essen eine Form von Arbeit ist. Wenn Zähne, Magen, Därme, Verdauungssäfte nichts zu tun bekommen, geben sie ihr Dasein auf, was dem Gesetz der planmäßigen proportionalen Entwicklung des menschlichen Körpers widersprechen und diesen selbst lebensunfähig machen würde. Kumpelfings also tranken richtigen Kaffee und aßen richtigen Kuchen, danach aber gab es für jeden eine Obstkonserve. Und als sie diese verzehrt hatten, spielten die jüngeren Familienmitglieder mit den leeren Büchsen Fußball, daß es nur so schepperte und die Wolke wieder einmal bedenklich zu schaukeln begann. Vater Kumpelfing stürzte sich in das Gewimmel, um der Büchsen habhaft zu werden, was ihm jedoch nicht gelang, da seine Söhne die fraglichen Objekte mit einem letzten Fußtritt ins Weltall beförderten, was gewiß nicht von einer guten Kinderstube zeugte.
    Muttchen Kumpelfing erboste sich denn auch heftig. Doch als sie den Mund aufmachte, um über ihre Brut herzuziehen, klingelte der Wecker. Mutter Kumpelfing machte den Mund wieder zu. Vater Kumpelfing hingegen ließ Fritzchens linkes und Karlchens rechtes Ohr fahren und gab das Zeichen zum Aufbruch. Die wiederverwendbaren Gegenstände wurden in den Flaschenkürbis gebracht, selbst die Luft und das Schwerefeld wurden eingezogen. Nur die Bodenfarbe blieb zurück und machte, nun ohne Halt und Funktion, den störenden Eindruck einer überflüssigen Existenz. Doch diese war nicht von Dauer. Sobald alles seinen Platz eingenommen hatte, drehte Vater Kumpelfing das Fahrzeug um ein geringes, und der erste Stoß der Triebwerke blies die grüne Wolke in den unendlichen Raum.
    ›Das ist so

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