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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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jenes eingefallen. Und vermutlich nichts Gescheites, doch der Komet kam schon herangesaust, und mir blieb nichts anderes übrig, als in die Rakete zu krabbeln und mich auf den Kometen schießen zu lassen, wo ich entgegen meiner Erwartung auch wohlbehalten ankam. Und da unser Meteorologe sich nicht verrechnet hatte, hielt mein himmlisches Gefährt guten Kurs und brachte mich tatsächlich nahe genug an den hilfsbedürftigen Planeten heran.
    Als ich von ihm abstieg, hätte ich dem Kometen beinahe wie einem braven Reitesel auf den Rücken geklopft, da ich aber keine Asbesthandschuhe trug, ließ ich es lieber bleiben und beeilte mich, an den Ort meiner Bestimmung zu gelangen.
    Die Hitze auf dem heimgesuchten Planeten war in der Tat ungeheuer, und die armen Leute schienen schon ganz von Sinnen zu sein. Sie fielen, kaum daß ich aus dem Hüpfer gestiegen war, vor mir auf die Knie und streckten mir die Hände entgegen, als ob ich ein höheres Wesen sei. Und das glaubten sie wohl auch wirklich. Sie hatten beobachtet, wie ich von dem Kometen abgestiegen war, und hielten mich daher für einen Abgesandten des Himmels. Dieser Irrtum schien mir nicht ganz unbillig zu sein, schließlich hatte ich mein Leben riskiert, um die Leute vor dem Tode zu bewahren, weshalb ich sie auch eine Weile in ihrem Glauben ließ, noch dazu es nicht gerade unangenehm ist, für ein höheres Wesen gehalten zu werden. Auch wenn man sich selbst nicht dafür hält. Oder gerade deshalb. Ein wirklich höheres Wesen würde wohl nichts Angenehmes daran finden, weil ihm das als selbstverständlich erscheint. Das Selbstverständliche aber ist ohne Reiz. Deshalb sollte man nichts als selbstverständlich nehmen. Ich halte es geradezu für die oberste Regel der Lebenskunst, alles im Leben, das Große wie das Kleine, so lange zu drehen und zu wenden, bis wir etwas ganz Unselbstverständliches aus ihm herauszuholen vermögen. Erst dann genießen wir das Leben vollständig. Wer alles als selbstverständlich nimmt, ist der ärmste Mensch von der Welt. Weil er aus ihr nichts zu machen versteht.
    Natürlich will ich damit nicht entschuldigen, daß ich mich für eine höhere Existenz halten ließ, auch wenn das ganz unselbstverständlich für mich war. Und ich hätte meine wirkliche Abkunft auch nicht so bald offenbart, doch ich mußte bald die Erfahrung machen, daß arme Leute sich keine hungrigen Götter leisten können, von verfressenen ganz zu schweigen. Um nicht über ihre Verhältnisse zu leben, sind sie gezwungen, an ganz und gar bedürfnislose Götter zu glauben. Meine höhere Existenz hatte also auch ihre Nachteile, und endlich hatte ich sie satt und verlangte energisch etwas zu essen. Das überzeugte die Leute sogleich davon, daß sie nicht länger an mich glauben konnten, und sie gingen enttäuscht davon, um mit dem wenigen, was sie zu bieten hatten, zurückzukommen. Ich stärkte mich notdürftig, entlud die Kulturerde und erteilte die nötigen Anweisungen über ihre Verwendung. Und sobald ich einen in entgegengesetzter Richtung kommenden Kometen ausgemacht hatte, stieg ich in meinen Hüpfer, hüpfte dem Kometen auf den Buckel und gelangte ohne Zwischenfall an den Ausgangspunkt meiner Reise zurück. Später erfuhren wir, daß mein Unternehmen vollen Erfolg gehabt und ich die armen Leute tatsächlich vor dem Hungertode gerettet hatte.«
    Mit diesen Worten schloß der Himmelsgärtner seine Geschichte und blickte, als keiner etwas sagte, mit zunehmender Besorgnis von einem zum anderen. Und da nach geraumer Zeit noch immer keiner den Mund auftun wollte, tat Wirsing es schließlich selber.
    »Nun übertreibt mal nicht eure Höflichkeit«, sagte er. »Ich habe ja gleich gesagt, daß die Idee nicht neu ist.«
    Stroganoff hob bedächtig sein Glas, nahm einen Schluck und fuhr mit der Zunge über die Lippen.
    »Neu oder nicht neu«, meinte er dann, »das ist hier nicht die Frage. Und wenn ich nicht gleich was gesagt habe, dann nur, weil ich noch nicht dahintergekommen bin, was die Geschichte vorstellt.«
    »Du meinst, was sie verstellt«, sagte Kraftschyk.
    »Wie du meinst«, sagte der Raumkoch, »und ich bin schon damals nicht dahintergekommen, als man sich statt der Kometen noch mit Kanonenkugeln behelfen mußte, wenn man’s eilig hatte.«
    »Ich begreife nicht, weshalb ihr herumrätselt«, rief jetzt Fontanelli, »wo ihr doch bloß den Himmelsgärtner zu fragen braucht. Er muß doch wissen, was hinter der Geschichte steckt, schließlich hat er sie erzählt.«
    »Das

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