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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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das
Handy.
    »Hallo«, meldete er sich, da ihm die angezeigte
Telefonnummer unbekannt war.
    »Auch hallo«, antwortete eine akzentuierte
Frauenstimme, »hier ist Anna Bergmann. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich
für hartnäckig halten, wollte ich noch einmal nachfragen, ob wir nicht unsere
Absicht, ein Glas Wein beim Italiener zu trinken, in die Tat umsetzen wollen?«
    Christoph fühlte sich überrumpelt. »Ja«, stammelte er.
    Die Frau behielt das Heft in der Hand. »Gut«, sagte
sie bestimmt, »dann treffen wir uns in einer halben Stunde bei …« Sie nannte
eine Adresse.
    »Ist gut«, gab er irritiert zurück.
    *
    Mommsen war nach Dienstschluss heimgefahren und hatte
sich auf den Feierabend eingestellt, als ihn die Nachricht des Polizeireviers
erreichte, dass der »Schubser« wieder zugeschlagen hätte.
    Als Mommsen am Tatort eintraf, kam ihm Kommissar
Thomas Friedrichsen entgegen.
    »Böse Sache«, begrüßte ihn der Streifenpolizist. »Eine
Frau hat von dort drüben beobachtet, wie ein großer schlanker Mann sich dem
Opfer von hinten näherte. Er hat ihm einen heftigen Schlag ins Kreuz verpasst,
sich anschließend über ihn gebeugt und in die Tasche des alten Mannes
gegriffen. Dann ist der Täter Richtung Klußmannstraße geflüchtet. Wir haben
sofort weitere Streifenwagen alarmiert, die jetzt aufgrund der dürftigen
Beschreibung versuchen, Verdächtige in der Nähe zu entdecken.«
    »Was ist mit dem Opfer?«, fragte Mommsen.
    »Der Mann war nur bedingt ansprechbar. Er ist bereits
mit dem Rettungswagen ins Kreiskrankenhaus gebracht worden. Über die Schwere
seiner Verletzungen kann ich noch nichts sagen.«
    Mommsen befragte noch einmal die Anwohnerin, die den
Vorfall aus der Ferne beobachtet hatte. Aber mehr als das, was bereits Thomas Friedrichsen
erfahren hatte, konnte die Frau ihm auch nicht erzählen. Das war jetzt der
zweite Übergriff des »Schubsers« auf einen älteren Menschen.
    *
    Rubina Hansens Blick hatte einen träumerischen
Ausdruck angenommen. Sie sah von der Terrasse ihres Hauses über die weiten
saftig grünen Wiesen, registrierte aus dem Augenwinkel die unsymmetrische Kette
der geschnittenen Kopfweiden, die wie in der Ebene aufragende Wegweiser dem
Verlauf der schmalen Straße folgten, die sich am Horizont verlor.
    Wie Farbtupfer standen die schwarz-weiß gefleckten
Kühe auf den Weiden und genossen die letzten wärmenden Strahlen der Abendsonne.
Der glutrote Feuerball stand im Westen über dem Deich und würde sich in der
nächsten Stunde ganz bedächtig mit der Nordsee vereinigen.
    Instinktiv streckte sie ihren Arm aus. Sie spürte die
Wärme, als Pastor Hansen seine Hand auf die seiner Frau legte.
    »So schön der Urlaub auch war«, seufzte Rubina, »wie
sehr ich die Sonne auf Teneriffa auch genossen habe, die wunderschöne
Atmosphäre eines bezaubernden Urlaubs, so sehr liebe ich unsere Heimat. Wo
sonst kann man bei schönstem Sommerwetter abends nach neun Uhr auf der Terrasse
sitzen und dieses grandiose Farbenspiel der Sonne miterleben, diese Freiheit
des Landes einatmen?«
    Hansen lächelte spöttisch. »Nun werd nicht zu
poetisch. Du hast bei deiner Schwelgerei übersehen, dass du seit zwei Stunden
mit einer Strickjacke hier sitzt, und die hast du mittlerweile auch bis oben
hin zugeknöpft.«
    Zärtlich gab sie ihm einen sanften Stoß in die Rippen.
Sie seufzte noch einmal und zog entschlossen ihre Hand unter seiner hervor.
    »Ich werde jetzt das Geschirr unseres Abendmahls in
die Küche zurücktragen.«
    »Du sollst nicht vom Abendmahl sprechen«, neckte er
sie, »es heißt Abendbrot. Bei deinen Lästereien wirst du nie in den Himmel
gelangen.«
    Seine Frau lachte ihm ins Gesicht. »Da habe ich keine
Sorge. Ich werde an der Himmelspforte einfach nach meinem Mann fragen. Dann
wird Petrus mich schon hineinlassen.«
    »Woher willst du wissen, dass ich nach dort oben
komme?«, fragte er und zeigte mit dem Daumen himmelwärts.
    »Weil ich ein ganzes Leben darauf geachtet habe, dass
mein lieber Mann ein gottesfürchtiges Leben führt«, entgegnete sie mit
schelmischem Blick und kniff ihm leicht in die Nase.
    »Wenn der liebe Gott mich und meinen Lebenswandel
vorher gekannt hätte, wären aus den zehn Geboten mindestens drei Dutzend
geworden«, gab er ihr zur Antwort.
    Und während sie mit der ersten Ladung Geschirr schon
fast die ins Haus führende Türschwelle erreicht hatte, rief er ihr hinterher: »Wie gut, dass Gott kein Jurist war. Sonst hätte er die Gebote in mindestens
fünf

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