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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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am anderen Ende noch ein halbes Dutzend Fleischbällchen vom Bären.
    Ragnar Lundmark wählte zum Appetitanregen einen Koskenkorva , obwohl, wie er fand, auch ein dänischer Aquavit, zum Beispiel Aalborger , ausgezeichnet gepasst hätte. Die Wahl des Getränkes zum Essen war problematischer, denn in Kemijärvi gab es keine besonders große Auswahl an kräftigen – aber nicht zu schweren – Rotweinen. Ragnar hätte liebend gern einen Rotwein aus der Region Médoc getrunken, speziell Château Lafite-Rothschild, der nach seinen Erfahrungen wirklich vorzüglich war. Wie dem auch sei, er akzeptierte den vom Restaurant empfohlenen Bordeaux, einen Château St.-Emilion von 1993. Hermanni Heiskari kostete den Wein und erzählte aus jener Zeit.
    »Ich weiß nicht mehr genau, ob es 1993 oder später war …, da gab es oben in der Kessimark einen Riesenknatsch in Sachen Naturschutz. Ich arbeitete dort beim Straßenbau, wir bauten eine Brücke über den Paatsjoki. Da rannten am Ende mehr Fernsehfritzen als Bauarbeiter rum.«
    Junge Naturschützer hatten sich an die Bagger gekettet, und es war zu etlichen Auseinandersetzungen mit deren Fahrern gekommen. Einer der Baggerfahrer war tätlich geworden gegen die schmächtigen Verteidiger der Ödwälder, die sich ihrerseits hartnäckig an die Maschinen geklammert hatten.
    »Na gut, wir flößten einem der übelsten Baggerfahrer schließlich so viel Schnaps ein, dass er sternhagelvoll war. Koskenkorva , den benutzten auch wir damals, und es floss eine ganze Menge davon, ehe der Mann reif war. In der Nacht trugen wir ihn zum Bagger und ketteten ihn ebenfalls an, zufällig direkt neben einem Mädchen. Morgens brachten wir den beiden Wasser und Butterbrote.«
    Der Baggerfahrer war morgens erwacht und hatte notgedrungen mit dem Mädchen reden müssen, über Naturschutz, versteht sich. Und als schließlich gegen Mittag die Polizei die Ketten durchtrennt hatte, waren die beiden Arm in Arm in die Baubaracke gegangen, um zu schlafen.
    »Dieser Fahrer wurde nachher ein ganz verbissener Naturschützer. Heute reist er von einer Versammlung der Grünen zur anderen und hält große Vorträge. Die beiden haben geheiratet und sogar zwei Kinder gekriegt. Neuerdings fährt die Frau den Bagger, macht angeblich zwei Schichten hintereinander und stillt dabei sogar noch das Baby. Aber ihr neugrüner Kerl rennt nur noch zu Versammlungen und propagiert feurig den Schutz der lappischen Wildnis.«

11
    In heiterer Stimmung spazierten Hermanni Heiskari und Ragnar Lundmark vom Restaurant zu ihrem Nachtquartier. Es regnete in Strömen. Ragnar unter seinem Regenschirm äußerte sich wie folgt:
    »Ich schätze, dass bei solchem Wetter sogar die Engel nasse Flügel bekommen.«
    »Die Engel sind fromme Vögel, sie schicken sich gelassen in alles, was von oben gegeben wird«, erklärte Hermanni, wobei er den Pfützen auf dem Gehsteig auswich.
    Ragnar erklärte, irgendwo gelesen zu haben, dass ihre Flügel nicht annähernd ausreichten, sie in die Luft zu tragen, falls die Engel wirklich fliegen wollten. Die Flügel waren viel zu klein, um einen Körper von Menschengröße zu tragen.
    »Ja, was das Fliegen der Engel angeht, da bedarf es des Glaubens«, bestätigte Hermanni. »Ein Engel mit dem Gewicht eines Menschen müsste Flügel von mindestens sieben Metern und einen Schwanz von mindestens drei Metern Länge haben.«
    Darauf meinte Ragnar, dass die Abziehbilder der kleinen Mädchen recht wüst aussehen würden, wenn darauf die Gesetze der Aerodynamik berücksichtigt würden.
    Im Hotel angekommen, setzten sie die Unterhaltung über das Thema noch eine Weile fort. Hermanni fand, dass die Engel recht nichtssagend waren, verglichen etwa mit den Zentauren. Wenn ein Wesen den Oberkörper eines Menschen und den Unterkörper eines Pferdes hatte, so war das eine glänzende Kombination. Ragnar gab ihm recht. Die Zentauren, diese absonderlichen Wesen aus der griechischen Mythologie, waren stark und kraftvoll und besser proportioniert als Engel.
    »Beim Holzfällen könnte der Zentaur besser funktionieren als ein Mann und ein Pferd zu zweit«, sinnierte Hermanni. »Er würde ziehen und wäre gleichzeitig sein eigener Kutscher.«
    »Aber heutzutage würden natürlich auch die Zentauren zum Schlachthof abtransportiert und an ihrer Stelle Maschinen angeschafft«, gab Ragnar zu bedenken.
    »Der Schlachthof würde den Bauern für Zentauren nur kümmerliche zwanzig Mark pro Kilo zahlen.«
    »Ich wette, dass Engelfleisch weit teurer

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