Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
»Na Gott sei Dank, er war zu Hause. Und er war noch wach. Ich weiß, dass Moosburger seit seinem Krankenhausaufenthalt immer früh zu Bett geht, und hatte schon befürchtet, ihn aufzuwecken. Bernhard, ich danke dir. Du hast mir das Leben gerettet.«
Kurz hatte es den Anschein, als würde sie ihn abermals umarmen. Doch dann besann sie sich anders: »Wisst ihr, was noch hier steht? Die Bilanzen von Misinaki seien in London eingetroffen.«
»Wer oder was ist denn nun Misinaki schon wieder?
Carla zuckte mit den Schultern: »Ich habe keine Ahnung. Das klingt nach einem japanischen Namen. Ich habe ihn allerdings noch nie gehört. Daher ist es eine reine Vermutung.«
Bernhard hatte sich bereits wieder hinter den Computer gesetzt: »Dann wollen wir doch einmal nachsehen, was das Internet dazu sagt.« Wirklich ein Mann, der Nägel mit Köpfenmachte. Ohne lange herumzureden. Oliver hätte dafür sicher eine Assistentin gebraucht. Ebenso Konrad. Bernhard würde viel besser zu Carla passen. »Also, wie lautet der Name?«
Carla hielt ihm die E-Mail unter die Nase, und Bernhard tippte den Namen in die Suchmaschine. Kurz darauf leuchteten am Bildschirm zahlreiche Treffer auf. Bernhard klickte auf den ersten.
In Carlas Gesicht war die Anspannung nicht zu übersehen. Sie las schweigend und atmete schließlich tief durch. »Misinaki ist, wie ich es erwartet hatte, eine japanische Firma. Und sie gibt stolz und glücklich die Fusion mit Parker-Stokington bekannt, die im letzten Oktober stattgefunden hat. Noch weiß ich zwar nicht, was das bedeutet. Aber Rotter hat in jedem Fall einen erheblichen Erklärungsbedarf. Kannst du das bitte noch ausdrucken, Bernhard? Und dann muss ich los. Ich kann den alten Moosburger nicht warten lassen. Das wäre doch gelacht, wenn wir es nicht doch schaffen sollten, dem guten Rotter die Suppe zu versalzen.«
Sie klang so siegessicher wie schon lange nicht mehr.
XXIV
Da Carla mit ihrem Auto zum Firmenchef fuhr, bot Bernhard an, mich nach Hause zu bringen. Ein Angebot, das ich gern annahm. Und bald saß ich in seinem Kombi zwischen Kabeln und Computerteilen, Bergen von Papier und Stapeln von Büchern. Wir fuhren einige Zeit schweigend, bis Bernhard die Stille durchbrach: »Es tut mir Leid«, seine Stimme klang ehrlich zerknirscht, »wie hätte ich auch ahnen können, wie sich das alles entwickelt …«
»Es braucht dir nichts Leid zu tun«, mein Tonfall klang schroffer als beabsichtigt, »du passt großartig mit Carla zusammen! Viel besser als mit mir. Und überhaupt: Was will man denn gegen Liebe auf den ersten Blick schon ausrichten? Dagegen sind alle machtlos.«
Bernhard strahlte: »Schön, dass du das sagst. Hätte mir einmal jemand prophezeit, mich würde die Liebe wie ein Blitz treffen, ich hätte ihm geraten, sich zum Teufel zu scheren. So wie mit Carla ist es mir noch nie gegangen. Denkst du, sie mag mich auch?«
Die letzten Worte waren mit so einer rührenden Mischung aus Hoffnung und Unsicherheit vorgebracht worden, dass ich unwillkürlich lächeln musste. »Natürlich mag sie dich. Das war wirklich nicht zu übersehen.«
Bernhards Strahlen vertiefte sich. Wir fuhren soeben durch eine Gegend mit zahlreichen Lokalen und Restaurants. Auf den Gehsteigen herrschte lebhaftes Treiben. Die Tische vor den Gasthäusern waren alle besetzt. Lachen und Lärmen drang durch die geöffneten Fenster ins Wageninnere. Bernhard blieb in zweiter Reihe stehen.
»Ich bin gleich wieder zurück.« Er sprang aus dem Wagen. Ich blieb sitzen. Und blickte ihm verwundert durch die Windschutzscheibe nach. Was war denn nun schon wieder?
Ich sah Bernhard auf einen der Rosenverkäufer zueilen, die vor den Tischen ihre Blumen anboten. Er kaufte alle auf, die dieser in den Händen hielt, und kam mit einem riesigen Strauß roter Rosen zurück. Er zupfte eine aus der Menge und reichte sie mir ins Wageninnere. Dann legte er den Strauß auf den Papierstapel auf dem Rücksitz.
»Die Rose ist für dich, Rosalind. Als Dank für eine wirklich schöne E-Mail-Freundschaft. Und auch als Dank, dass ich durch dich Carla kennen gelernt habe. Ich hoffe, wir werden auch weiterhin gute Freunde bleiben.«
»Aber natürlich werden wir das.« Ich steckte meine Nase in die Rose. Sie roch nach nichts. Ich möchte auch einen Mann, der mir einen riesigen Blumenstrauß schenkt, verdammt noch mal!
»Kannst du den Strauß Carla geben, wenn du sie das nächste Mal siehst?«
»Das kann ich. Und zwar noch heute Abend. Wir wohnen nämlich
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