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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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habe. Und so setzen wir uns mit einem Glas Rotwein an den großen, schweren Wohnzimmertisch.
    »Also, nun erzähl«, forderte Bea Carla auf, »wir sterben vor Neugierde. Und bitte ganz von Anfang an. Wie hat Rotter ausgesehen, als du aufgetaucht bist?«
    Carla lachte und nippte an ihrem Wein. »Es war wie im Kino. Ich sage euch, in keinem Film hätte es einen dramatischeren Auftritt geben können, als den, den Herr Moosburger und ich bei Parker-Stokington hingelegt haben.« Sie lachte laut auf. »Wir haben also die Frühmaschine genommen und sind um ungefähr acht Uhr britischer Zeit in der Innenstadt gewesen. So konnten wir in Ruhe zum Bürohaus unserer Geschäftspartner fahren, und wir hatten das Glück, dass sich direkt gegenüber des Hauses ein Café befand. Wir setzten uns an einen Fensterplatz. Ein halbhoher Store schirmte die Gäste vor neugierigen Blicken von der Straße ab. So konnten wir hinaussehen, ohne entdeckt zu werden. Und pünktlich, kurz vor neun, fuhr eines dieser dicken, schwarzen Londoner Taxis vor, und Rotter entstieg. Ich habe den alten Herrn Moosburger noch nie so abenteuerlustig erlebt. Wir waren beide ganz ruhig und gelassen. Wir hatten im Flugzeug kurz abgesprochen, wie wir vorgehen wollten. Und dann lief alles wie von selbst. Ich hatte diesen Kunden schon dreimal besucht, daher kannte ich den Hausbrauch. Ich steuerte also direkt auf die freundliche Dame beim Empfang zu, stellte mich vor und sagte, dass ich froh sei, wieder im schönen London zu sein. Und dass Herr Moosburger und ich uns zur Sitzung etwas verspätet hätten, aber Kollege Rotter schon im Hausesein müsste. Die freundliche Dame konnte sich an mich erinnern, sie lächelte zuvorkommend. Dann schritt sie voran, um uns ins oberste Stockwerk zu begleiten. Sie klopfte an eine der hohen, massiven Holztüren, trat ein und verkündete laut und deutlich: ›Mrs. Martens und Mr. Moosburger, Sir.‹ Daraufhin trat sie zur Seite, um uns einzulassen.«
    »Das klingt ja wie aus einem Jane-Austen-Roman«, warf Bea ein, »der Butler kündigt dem Earl of Warwick das Eintreffen seiner Gäste an.«
    Carla nickte: »Ja, genauso ist es mir vorgekommen. Das Aufsehen, das wir erregten, war enorm!« Sie war sichtlich erheitert: »Mr. Parker, der Firmenchef, sprang sofort auf und kam uns entgegen. Und wisst ihr, was er dann gefragt hat?«
    Wir warteten gespannt.
    »›Mrs. Martens, I’m too glad to see you. Wie geht es Ihrem Bein?‹ Hatte ihm doch der gute Rotter erzählt, ich sei vom Pferd gefallen, hätte mir das Bein gebrochen, und darum komme nun er an meiner Stelle.«
    »Alle Achtung«, entfuhr es mir, »der Kerl ist mit allen Wassern gewaschen!«
    »Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie bleich Rotter wurde, als er uns sah«, Carla grinste, »und er hörte nicht auf, sich ständig mit der rechten Hand durch die Haare zu fahren. Ein Zeichen höchster Anspannung.«
    »Hat er gar nichts gesagt?«, wollte Bea wissen.
    »Doch.« Carla versuchte, seine Stimme zu imitieren: »›Ich kann alles erklären, Herr Moosburger.‹ Es klang armselig.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Und was hast du dann gemacht, Carla?«
    »Ich beeilte mich, Herrn Moosburger den anwesenden Herren vorzustellen. Sie fühlten sich geschmeichelt, dass der Chef persönlich zu diesem Treffen gereist war. Und um es kurz zu machen: Die Verhandlungen haben viele Stunden an diesen zwei Tagen gedauert. Aber sie waren in jederHinsicht von Erfolg gekrönt. Ich habe einen Vertrag in der Tasche, fast so gut, wie ich ihn in meinen kühnsten Träumen erwartet hätte.«
    »Was ich immer noch nicht verstehe: Welchen Vorteil hatte Rotter, an deiner Stelle nach London zu fahren?«
    »Das war auch für Moosburger und mich nicht sofort ersichtlich. Doch dann nahmen wir uns Zeit, die Unterlagen zu studieren, die Rotter für dieses Treffen vorbereitet hatte. Und dann staunten wir nicht schlecht: Er wollte die Engländer davon überzeugen, dass nicht sie, die englische Firma Parker-Stokington, unsere Maschinen kaufen sollten. Sondern ihre Tochterfirma Misinaki in Japan.«
    »Wozu denn das?«, meldete sich nun auch Bernhard zu Wort. Er war ihren Ausführungen mit großem Interesse gefolgt. Und mit unverkennbarer Bewunderung.
    »Der Grund dafür war einfach: Für Japan ist Rotter zuständig, für England ist er es nicht.«
    »Ja und?«
    »Ihr wisst doch, dass in unserem Unternehmen alle Führung skräfte am Erfolg beteiligt sind. Das heißt, bei jedem Geschäft, das ich abschließe und das ohne

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