Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
es mir wieder anders überlegen konnte: »Gut, dass du es ansprichst, Stefan, hast du am Samstag schon was vor? Ich bin eingeladen zu …«
»Diesen Samstag?«, wiederholte Stefan, indem er mir ins Wort fiel. »Du meinst tatsächlich diesen Samstag? Ja, mein Lieb, da hab ich natürlich schon etwas vor. Morgen Abend kommen ein paar Freunde aus Artá zu mir nach Deutschland. Da bin ich es ihnen schuldig, mich während ihres Aufenthalts voll und ganz um ihr Wohl zu kümmern. Wir sind am Samstag zu einem großen Fest eingeladen. Ich werde ihnen die Stadt zeigen, und dann wollen wir noch nach Wien. Das war der Grund, dass ich dich um den Prospekt gebeten hatte.«
»Wie lange werden deine Freunde dableiben?« Ich ärgerte mich über mich selbst, da meine Stimme so kleinlaut klang. Von diesen Freunden hatte er noch nie etwas erzählt.
»Eine Woche, vielleicht auch zwei? Das hängt vom Wetter ab.«
Ein, zwei Wochen? Er konnte doch nicht allen Ernstes von mir erwarten, dass ich eine oder gar zwei Wochen zu Hause warten würde, bis der gute Herr wieder Zeit für mich hätte. Wieso konnte ich diese Freunde nicht kennen lernen? Ich konnte doch dabei sein, wenn er ihnen die Stadt zeigte. Mich hatte er noch nie mitgenommen, wenn er zu einem Fest eingeladen war. Und das kam anscheinend häufig vor. Nein, schwor ich mir, ich würde alles dafür tun, dass er mich zu diesem Fest mitnahm. Dass er mich seinen Freunden vorstellte. Dass er zu ihnen sagte: »Das ist Rosalind, mein Lieb.«
Ich würde ihn nach allen Regeln der Kunst verführen. Ich musste lächeln, denn das war ein reizvoller Gedanke. Warum sollte ich daher nicht umgehend zur Tat schreiten? Es war Mittwoch, ich hatte meinen freien Nachmittag. Stefan hatte ebenfalls frei, wenn ich auch wusste, er war gedanklich schon auf dem Weg zu seinem Golfplatz. Wie es aussah, musste Golf eben heute ausfallen. Meine Söhne hatten am Mittwochnachmittag Fußballtraining bis halb sieben. Es hätte sich nicht besser treffen können: Ich hatte sturmfreie Bude.
»Die Rechnung bitte!«, hörte ich Stefans energische Stimme, und seine rechte Hand machte dem Kellner ein entsprechendes Zeichen. Jetzt oder nie!
»Ach Stefan …« Ich wisperte mit meiner besten Kleinmädchenstimme und bemühte mich um einen Hilfe suchenden Blick. Hilfe suchende Blicke kamen bei Männern wie Stefan erfahrungsgemäß besonders gut an. »Mein Auto ist kaputt. Würde es dir viel ausmachen, mich nach Hause zu fahren?«
Ich hatte Recht gehabt: Ein hilfloser Blick, eine flehende Kleinmädchenstimme hatten bei weitem mehr Wirkung als das laszivste Bestreichen der Lippen mit der Zunge. Zumindest bei manchen Männern. Vor allem bei Männern wie Stefan.
Er ergriff meine Hände: »Aber nein, mein Lieb«, er lächelte gütig, »das tue ich doch gern für dich. Dein Haus liegt ohnehin auf dem Weg zu meinem Golfplatz.«
Wie praktisch. Wir verließen das Restaurant, und ich war froh, dass ich meinen Wagen in einer Seitenstraße geparkt hatte. Es wäre meinem Plan alles andere als dienlich gewesen, hätte er das Fahrzeug vor dem Lokal entdeckt. Wie hätte ich ihm meine Lüge plausibel erklären sollen? Zeitweiser Gedächtnisschwund klang als Ausrede nicht besonders sexy.
Dann saßen wir also in seinem luxuriösen Schlitten, der Motor schnurrte, und ich freute mich darauf, was nun kommen sollte. Heute würde ihn sein Golfplatz nicht zu Gesicht bekommen, das war sicher. Ich würde ihn nicht gehen lassen. Er würde auch gar nicht mehr gehen wollen! Ich konnte es ganz genau vor mir sehen: Er würde aussteigen, um mir die Wagentür aufzuhalten. Darauf würde ich ihn bitten, mich zu meiner Haustür zu begleiten. Dort würde ich ihn gegen die Wand drängen, und dann würde ich ihn küssen, und er würde mich zurückküssen, und dann würde ich noch während des Küssens mit geübtem Griff die Haustür aufsperren. Ihn mit mir in die Wohnung ziehen. Dannwürden wir im Bett landen und uns heiß und ausgiebig lieben. Und dann wären wir ein Paar. Bereit, der Öffentlichkeit als solches gegenüberzutreten. »Ach, Rosalind, mein Lieb«, würde er sagen, »du bist die Frau meines Lebens.« Und alle anderen Frauen würden mich um diesen Mann beneiden.
Als wir vor unserem Haus anhielten, war ich ziemlich außer Atem. Ich wette, meine Wangen waren gerötet. Diesmal nicht aus Scheu oder Verlegenheit, sondern aus unbändiger Lust.
Es war, wie ich es vorausgesehen hatte. Stefan stellte den Wagen ab, hielt mir die Wagentür auf und wollte
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