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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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haben. Aber keine einzige Falte. Nicht einmal auf der Stirn. Ähnlich wie bei Bea. Sie kam mir bekannt vor, wenn ich auch im Moment beim besten Willen nicht wusste, woher.
    Das erfuhr ich umgehend: »Wir haben uns neulich bei EWMD kennen gelernt. Erinnern Sie sich? Ich bin Margarite Meiner.«
    »Natürlich erinnere ich mich«, sagte ich, nicht ganz wahrheitsgemäß. »Sie möchten zur Siegmundstraße? Da steigen Sie an der nächsten Haltestelle aus. Dort muss ich ebenfalls raus, denn auch ich muss in die Siegmundstraße.«
    Die Bahn hielt, und wir beide drängten uns an den Leuten vorbei durch die Tür.
    »Das nenne ich aber einen Zufall!«, Frau Meiner war erfreut. »Und da es bekanntlich keine Zufälle gibt, hat das sicher etwas zu bedeuten. Ich weiß zwar nicht was, aber ich gebe Ihnen sicherheitshalber meine Karte.«
    Sie kramte in ihrer großen Tasche und wurde erst fündig, als wir die Rolltreppe hinter uns gelassen hatten und uns bereits die kalte Winterluft auf der Straße entgegenblies. Ich dankte, steckte die Karte ein und ging entschlossen meines Weges.
    »Ich bin erst vor einem Jahr in die Stadt gezogen. Der Liebe wegen.« Frau Meiner schlug den Mantelkragen hoch. »Da ist es nicht so leicht, sich in allen Stadtteilen zurechtzufinden. Eine tolle Stadt, natürlich. Wohnen Sie schon lange hier?«
    Der Weg zur Siegmundstraße war nicht weit. Durch die Plauderei hatte ich meine Aufregung vor dem Treffen mit Herrn Steuerthal fast völlig vergessen. Und dann standen wir vor dem »Roberto«, und es stellte sich heraus, dass auch Frau Meiner dieses Restaurant als Ziel hatte.
    Ich trat ein, ein Schwall warmer Luft empfing mich wohltuend. Ein Mann stand an der Garderobe und wartete. Seine schlanke, nicht allzu große Gestalt in nobles Tuch gekleidet. Er hatte sein markantes Kinn glatt rasiert, die grauen Schläfen gaben ihm etwas Weltmännisches. Sein Lächeln war äußerst attraktiv.
    So hatte ich mir Herrn Steuerthal in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. So beeindruckend. So elegant. So verdammt gut aussehend. Er sah zur Tür und sein Gesicht begann zu strahlen. Oh Gott, ich dachte, mir würde die Luft wegbleiben. Es war so unwirklich. Es war so schön. Da stand er – mein absoluter Traummann und öffnete seine Arme.
    Ich war viel zu befangen, es ihm gleichzutun. Dabei hätte ich so gern den Mut gehabt, mich in diese Arme zu werfen! Wie angewurzelt blieb ich an der Tür stehen, als er mit ausgebreiteten Armen zu mir herüberkam.
    »Hallo, meine Schöne«, sagte er, und seine Stimme klang melodiös. Und … dann legte er den Arm um Margarite Meiner.
    Sie winkte mir zum Abschied zu und ließ sich von meinem Traummann lächelnd zum reservierten Tisch bringen. Solche Traummänner reservierten ihre Tische immer zeitgerecht. Und sie bekamen den besten Tisch des Lokals. Nicht so wie ich.
    Warum, verdammt noch mal, hatte überhaupt ich es übernommen, den Tisch zu bestellen? Warum nicht Herr Steuerthal? Wo war er überhaupt? Warum stand ich da, und keiner kam, um mich in die Arme zu schließen?
    Vom ersten Tisch des Lokals grüßte ein Patientenehepaar zu mir herüber. Ich grüßte verschämt zurück und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Sicher hatten sie dieseSzene mitverfolgt. Und fragten sich jetzt, warum ich da stand wie bestellt und nicht abgeholt. Ich war wirklich eine arme, ungeliebte, einsame …
    Die Tür wurde aufstoßen und knallte mir unbarmherzig in den Rücken. Herr Steuerthal war gekommen.
    »Oh, entschuldige. Mann, war das ein Verkehr. Dich suche ich, stimmt’s? Kann ich einfach ›du‹ zu dir sagen? Stehst du schon lange in der Gegend herum? Hättest dich ruhig hinsetzen können, ich hätte dich gefunden. Die haben hoffentlich eine anständige Pizza in dem Laden. Ich habe einen Mordshunger.«
    Also: Erstens war dies ein nobler Italiener. Das Wort »Pizza« war hier nicht gebräuchlich. Zweitens war Herr Steuerthal kein biederer Geschiedener. Drittens war er mindestens zehn Jahre jünger als ich. Und viertens hatte sein Dufflecoat Flecken. Ganz abgesehen davon, dass ich solche Mäntel auch ohne Flecken scheußlich fand.

    Wir landeten schließlich bei einem heruntergekommenen Chinesen an der nächsten Ecke. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, mich nach einem passenderen Lokal umzusehen. Und Herrn Steuerthal »mit Kohldampf« war das Ambiente ohnehin egal. Wie, bitte, war ich auf die idiotische Idee verfallen, auf ein Inserat in der Zeitung zu antworten?
    Ich stocherte in meinem

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