Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
Vom Netzwerk:
über die Wange.
    Ich hatte es ja gleich geahnt. Ich würde mich wohl oder übel geschlagen geben müssen: »Und ihr versprecht alle, euch um das Vieh zu kümmern?«, fragte ich die Runde. »Marie kann das nicht allein.«
    Ein einstimmiges Kopfnicken beantwortete meine Frage.
    »Ich will mit dem Tier nichts zu tun haben. Absolut nichts.«
    »Nicht das Geringste.«
    »Und er kommt mit zu Tony, wenn Carla verreist ist.«
    »Tony hat ihn schon eingeladen«, bestätigte Marie begeistert. »Papi hat nichts dagegen.«
    »Und er kommt nicht in meine Wohnung, bis er stubenrein ist«, fuhr ich fort. Es war eine neue Rolle für mich, Bedingungen zu stellen. Diese Rolle gefiel mir. »Und er kommt nie, nie, nie in mein Schlafzimmer.«
    »Nie, nie, nie.«
    »Na gut, dann nimm ihn halt in Gottes Namen mit nach oben, Marie.«
    Erwartungsgemäß führte die Kleine einen Freudentanz auf und umarmte mich innig, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken.
    »Danke, Roli.« Ich sah Carla an, dass sie mir wirklich dankbar war. Sie ging mit ihrer Tochter und dem kläffenden Etwas in ihre Wohnung. Auch die anderen zogen sich in ihre Räume zurück: »Der Film war super, Mam. Und wir haben im Kino schon etwas gegessen. Jetzt müssen wir rasch in Tims Zimmer – er hat noch etwas für die Schule zu erledigen. Wir kommen dann noch einmal zu dir, um gute Nacht zu sagen.«
    Die Stille war angenehm nach der Aufregung. Ich setzte mich wieder an meinen Laptop, um weiter an meinem Referat zu schreiben. Es war gar nicht so leicht, den Faden wieder aufzunehmen.

 
VI
    Als ich am Dienstag früh am Morgen aufwachte, war ich gut gelaunt. Ich freute mich auf den freien Vormittag. Diesmal standen keine Besorgungen auf dem Plan, und ich konnte mich ausgiebig der Bügelwäsche widmen. Wie gut, dass es nicht mehr lange dauerte, bis die gute Holzi vom Urlaub zurückkam. Wie jeden Morgen schlüpfte ich in meinen Bademantel, ging in die Küche, um die Kaffeemaschine einzuschalten, und holte die Zeitung von der Wohnungstür. Diesmal stolperte ich im Flur allerdings über ein apricotfarbenes Knäuel Hund. Und ich sah ein weißes Blatt Papier, das mit Klebestreifen schief an der Innenseite der Haustür befestigt worden war. Es trug unverkennbar Carlas große, steile Handschrift:
    »Bin mit Marie ins Krankenhaus. Sie klagt über heftige Bauchschmerzen. Melde mich, sobald ich etwas Näheres weiß. Wollten dich nicht wecken. Kannst du bitte mit Puxi Gassi gehen? C.«
    Ob ich mit Puxi Gassi gehen konnte? Nein, ich konnte keineswegs. Und vor allem: Ich wollte keineswegs. Ich hatte keine Ahnung, wie man einen Hund richtig Gassi führt. Ärgerlich bückte ich mich nach der Zeitung, die im Briefschlitz steckte. Ich hatte nie einen Hund haben wollen. Und was hatten sie mir versprochen: »Du brauchst dich nie um ihn zu kümmern! Nie, Rosalind.« Ich lachte missmutig auf. Da stand ich jetzt: allein mit dem Wollknäuel von einem Hund, der mit großen Augen zu mir empor sah und freudig mit dem kurzen Schwanz wedelte.
    Na, das war ja ein toller Tagesbeginn. Ich beschloss, erst einmal ausgiebig zu frühstücken und mich dann auf denWeg zu machen. Puxi musste so lange im Flur warten. Ärgerlich knallte ich die Zeitung auf den Tisch – da fiel mein Blick auf das Datum. Hilfe! Heute war der 3. März. Morgen war mein Treffen mit Herrn Steuerthal. Und ich hatte völlig vergessen, bei »Roberto« einen Tisch zu reservieren. Ich holte das Telefonbuch, suchte die Nummer. Doch natürlich hatte ich kein Glück. Um acht Uhr morgens war in dem Restaurant noch keiner zu erreichen. Die Lust nach einem gemütlichen Frühstück war mir vergangen. Ich nahm ein paar rasche Schlucke des viel zu heißen Kaffees, überflog die Schlagzeilen und verschwand im Badezimmer. Ich musste duschen und mich anziehen. Der Hund wartete.

    Als wir schließlich den Park erreichten, war ich schon wieder etwas besänftigt. Puxi war den ganzen Weg brav neben mir hergetrottet und nur ab und zu stehen geblieben, um zu schnüffeln und alle Bäume, an denen wir vorbeigingen, zu markieren. Am Parkrand prangte ein unübersehbares Schild »Hunde an die Leine«. Ich sah es. Ich las es. Ich hielt mich nicht daran.
    Wie oft war ich schon durch diesen Park gegangen. Und immer waren mir Hunde ohne Leine entgegengekommen. Sollte Puxi doch freien Auslauf haben. Er würde schon keine alten Damen anfallen. Was ich nicht bedacht hatte war, dass ein Hund andere Hunde anzieht. Um diese Uhrzeit waren noch wenige Menschen im Park. Ein

Weitere Kostenlose Bücher