Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
ein Doppelbett vorbereitet«, Bea konnte sich gar nicht beruhigen, »frisch aufgebettet als fahrendes Liebesnest?« Sie lachte schallend: »Das ist doch einmal etwas anderes. So etwas Originelles habe ich noch nie gehört!«
»Ich habe seine Telefonnummer«, sagte ich düster, »willst du ihn nicht anrufen? Sicher macht es dem guten Alois Steuerthal Spaß, dich in die Geheimnisse seines Wohnmobils einzuführen.« Wider Willen musste ich lachen.
Wir saßen in Beas Küche und schlürften dampfend heißen grünen Tee mit Limettenaroma. Natürlich musste ich ihr den Abend haargenau schildern. Sie amüsierte sich königlich über all das, worüber ich mich gelangweilt hatte. Jetzt, da wir gemeinsam darüber lachten, schien mir alles viel origineller, als es tatsächlich gewesen war. Vor allem mein Vergleich mit Adam und Eva amüsierte Bea über alle Maßen. Sie beschloss, diese Geschichte in ihrem nächsten Roman zu verewigen. »Wenn ich mich je aufraffen sollte, wieder einen zu schreiben.«
»Der Abend hat auch sein Gutes«, sagte ich schließlich nicht unzufrieden, »ich weiß jetzt genau, was ich will. Der Mann, den ich suche, muss älter sein als ich. Um einiges. Und er muss etwas darstellen. Groß gewachsen, graue Schläfen, elegant – so wie der Mann der Frau … wie hieß sie noch, die von Carlas Club? Jemand, der sich zu benehmen weiß, der den besten Tisch in jedem Lokal bekommt und der sein Rindfleisch nicht mit dem Löffel isst. Ich will keinen, der noch bei seiner Mutter wohnt, Wohnmobil fährtund nicht weiß, was er will. Sondern einen mit eigener Villa und eigenem Willen. Einen seriösen, erwachsenen Mann. Einen Mann, der mich nie und nimmer ›sein Mädel‹ nennen würde. So einen suche ich. Und so einen werde ich auch finden. Jawohl.«
Es war ein paar Tage später. Marie war noch am gleichen Tag, an dem ich mit Puxi Gassi gegangen war, der Blinddarm herausgenommen worden. Sie befand sich im Krankenhaus, aber schon auf dem Weg der Besserung. Tim und Sebastian hatten ihren Freund Jordy zu Besuch. Der hatte das neueste Computerspiel mitgebracht, und darum war es im Haus ungewohnt still. Gerade die richtige Atmosphäre, um an meinem Vortrag für Wien weiter zu arbeiten. Und an den Freund von Margarite Meiner zu denken. Diese Augen, diese Stimme! Ich malte mir aus, wie es wohl gewesen wäre, wenn er mit den weit ausgebreiteten Armen auf mich zugegangen wäre. Ich hätte mich an ihn schmiegen und das Sandelholz seines Aftershaves riechen können – solche Männer rochen immer nach Sandelholz. Mein Gott, wie lange hatte ich schon keinen Mann mehr gerochen! Der Angstschweiß meiner männlichen Patienten zählte hier nicht. Ich mochte den Geruch eines Mannes, wenn ich in seinen Armen lag. Ich seufzte: Der Traummann gehörte zu Frau Meiner. Was für ein Glück, dass ich viel zu überrascht gewesen war, ihm im »Roberto« um den Hals zu fallen, als ich gedacht hatte, seine liebevolle Begrüßung gelte mir. Klar, dass so ein gut aussehender Mann bereits vergeben war.
»All you need is love!«, sang mein Handy und holte mich unsanft aus meinen Träumen. Ja, ich hatte mir ein Handy zugelegt. Und Bea hatte diesen originellen Klingelton eingestellt. Ich stand auf und schnappte das Telefon vom Wohnzimmertisch: »Hallo.«
»Hi, hier Carla. Wobei störe ich dich gerade?«
»Bei einem Artikel über Zahnimplantate.« Stimmte ja auch im Großen und Ganzen. Von meinen Träumereien erzählte ich Carla lieber nichts. Sie war zu realistisch veranlagt, um meine Träume mit mir weiterzuspinnen. Sie würde sofort Nägel mit Köpfen machen wollen. »Schau dir den Mann doch noch einmal genau an«, hörte ich sie in meinen Gedanken sagen. »Dann kannst du entscheiden, ob du dein Glück bei ihm versuchen willst.« Doch wie sollte ich das anstellen?
»Das könnten wir doch versuchen, oder Roli, was meinst du?«
Was meinte ich wozu? Hatte ich etwa laut gedacht? Oder sprach Carla von etwas ganz anderem, und ich hatte sie in meinen Tagträumen wieder einmal nicht gehört? Meine Mutter, Tante Hildegard und später auch Peter hatten Recht gehabt: Tagträume waren eine verflixt dumme Angewohnheit. Man verpasste dabei ein Stück wirkliches Leben. Und man hörte nur die Hälfte von dem, was andere zu einem sagten. Wenn überhaupt so viel.
»Roli, hallo, bist du noch da? Ich kann dich nicht hören. Am besten, ich komme hinunter«, Carla hatte aufgelegt.
Ich seufzte, schlüpfte in meine Pantoffeln, die ich unter dem Schreibtisch
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