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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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paar vereinzelte Jogger drehten ihre Runden und schnauften ihren Atem gut sichtbar in den Spätwintermorgen. Ich joggte auch gern, aber in den kalten Wintermonaten hatte ich wenig Lust dazu. Ach, wie freute ich mich auf den Sommer! Eine alte Dame und ihr gleichaltriger Dackel begegneten uns. Die Hunde begrüßten einander kurz. Hatten aber offensichtlich wenig Interesse aneinander. So trottete jeder bald seines Weges.
    Doch dann überstürzten sich die Ereignisse: Wie aus dem Nichts tauchte ein zotteliger Riesenhund auf. Und: Er rannte Puxi glatt über den Haufeh. Dieser kläffte und drehte sich wie von Sinnen um die eigene Achse. Das Riesenvieh gab seltsame Geräusche von sich. Und warf sich abermals über den Pudel.
    Ich schrie auf: »Was ist das für ein Hund? Wem gehört dieses Untier? So nehmen Sie doch Ihr Vieh an die Leine!«
    Während mein Blick gebannt auf die balgenden Hunde gerichtet war und ich alle Hoffnung verlor, Puxi lebend unter dem massigen Körper des anderen Hundes hervorziehen zu können, schoben sich zwei lange, gerade Beine in Jeans in mein Blickfeld. Zu diesen Jeans gehörten eine schwarze Daunenjacke, ein Dreitagebart, braune Augen und eine Wollmütze. Und eine gelassene, auffallend tiefe Stimme, die sagte: »Das Vieh heißt Norbert. Und ist ein Bobtail.«
    »Das interessiert mich nicht. Tun Sie lieber etwas. Sie sehen doch, dass Ihr Vieh den kleinen Puxi zerfleischt.« Ich machte einen Schritt nach vorne. Vielleicht konnte ich Puxi am Halsband fassen und von dem anderen Hund wegziehen.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle bleiben lassen.« Die männliche Stimme hatte nichts von ihrer Gelassenheit verloren. »Greifen Sie nie Hunde an, die sich balgen oder spielen.«
    »Spielen?!« Hatte dieser Mann keine Augen im Kopf? »Wollen Sie sagen, die beiden spielen?!«
    »Wonach sieht es denn aus?«
    Wenn ich etwas nicht vertrug, dann war es so ein spöttischer Unterton.
    »Sie wissen genau, dass die beiden nicht spielen. Ihr Monster ist eben dabei, dem Pudel den Garaus zu machen. Und Sie stehen herum, unternehmen nichts und klopfen dumme Sprüche …«
    Der Mann warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Dann stieß er einen schrillen Pfiff aus. Befahl ruhig, aber bestimmt: »Komm, Norbert!«, hob grüßend die Hand und machte sich auf den Weg. Norbert hielt inne,wandte seinen Kopf und trottete friedlich hinter seinem Herrchen her.
    Puxi schüttelte sich und kam freudig wedelnd angerannt. Er war völlig unversehrt. Und ich mit meinen Nerven am Ende. Der Mann war ein arroganter Idiot! Und: Nie wieder würde ich mich überreden lassen, die Verantwortung für diesen Hund zu übernehmen!

    Erst um vier Uhr am Nachmittag, nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, erreichte ich endlich jemanden bei »Roberto«. Die Damenstimme bedauerte: »Nein, beim besten Willen, Signora, es geht nicht. Wir sind morgen Abend bis auf den letzten Platz ausgebucht. Und das schon seit Tagen.«
    Na, toll. Ich hatte keine Telefonnummer von Herrn Steuerthal und konnte ihn nicht erreichen. Er würde nach einem Tisch für »Steuerthal« fragen und man würde von keiner Reservierung auf diesen Namen wissen. Toll organisiert, Rosalind Steinberg, du bist ein wahres Talent! Ich war den ganzen Tag aufgeregt. In der Praxis konnte ich mich nur mit großer Mühe und Willenskraft auf meine Patienten konzentrieren. Was sollte ich bloß anziehen? Ich kannte Herrn Steuerthal doch gar nicht. Wie sollte ich da ahnen, welcher Kleiderstil zu ihm passte?

    Am nächsten Abend fuhr ich mit der U-Bahn zum vereinbarten Lokal. In der Nähe des »Roberto« hätte ich nur schwer einen Parkplatz bekommen. Dass das keine wirklich gute Idee war, stellte sich bald heraus. Die Bahn war überfüllt. Und ich stand da, die Hand am Haltegriff und spürte, wie mein schwarzes Leinenkleid zusehends verknitterte. Außerdem schwitzte ich unerträglich in meinem Plüschmantel.
    »Entschuldigen Sie«, sagte eine weibliche Stimme neben meinem linken Ohr. Ich versuchte, mich in ihre Richtung zu drehen, ohne dem jungen Mann neben mir meinen Ellbogen in die Seite zu rammen. »Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, ein bekanntes Gesicht zu entdecken! Wenn ich zur Siegmundstraße möchte, an welcher Station steige ich da am besten aus?«
    Ich blickte in ein volles rundes Gesicht und in blaue Augen, die mir erwartungsvoll entgegenstrahlten. Das ist der Vorteil der Molligen, ging es mir durch den Kopf – ihre Haut bleibt glatt. Die Frau musste mindestens mein Alter

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