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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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abgestreift hatte, und schlurfte zur Tür, um sie für meine Freundin zu öffnen. Da kam sie auch schon eleganten Schrittes die Treppe herabgeschritten. Natürlich in makellosen Pumps – ob Carla überhaupt Hausschuhe besaß? Ich hatte sie jedenfalls noch nie in welchen gesehen. Sie schwenkte eine Flasche ihres Lieblingsrotweines in der Linken. »Entschuldige die Störung, Roli. Hast du Lust auf ein Gläschen?«
    Hatte ich. Ich ließ mich nur zu gern von meinen Vorbereitungen für den Vortrag ablenken. Und von meinen Gedanken an den Mann mit den grauen Schläfen.
    Und dann saßen wir in der Küche. Mit zwei Gläsern Wein. Carla schnappte sich einen Apfel aus dem Korb. Sie aß ihn mit Heißhunger.
    »Ich weiß nicht, ob du mich gehört hast vorhin am Handy. Ich hatte dir erzählt, dass ich eine Einladung erhaltenhabe. Für zwei Personen zu einem Buffet. Von dem neuen Luxushotel gleich neben meinem Büro. Die haben derzeit spanische Wochen und servieren mediterrane Köstlichkeiten. Ich weiß zwar nicht, wie ich zu der Ehre einer Einladung komme – wahrscheinlich, weil wir Nachbarn sind. Jedenfalls ist es am nächsten Mittwoch. Und da wir uns mittwochs ohnehin meist zum Lunch treffen, fände ich es eine gute Idee, dorthin zu gehen. Was meinst du?«
    Ich nickte: »Da komme ich gern mit. Ein Luxusbuffet lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Noch dazu, wenn es gratis ist. Aber was ist mit Konrad? Willst du nicht lieber mit ihm …?«
    »Konrad!« Das klang abfallig. »Der gute Herr Konrad ist etwas seltsam in letzter Zeit. Abgesehen davon, dass er sich ohnehin nicht gern mit mir in der Öffentlichkeit blicken lässt. Noch dazu in der Nähe meines Büros. Wo ihn Kollege Rotter in meiner Begleitung entdecken könnte. Der hätte nichts Besseres zu tun als zwei und zwei zusammenzuzählen und Konrads Frau zu informieren. Die beiden kennen sich seit der Schulzeit und sind dicke Freunde.«
    »Was meinst du mit seltsam?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich sehe ihn in letzter Zeit selten. Wenn ich all die Familienfeste zusammenzähle, an denen er in den vergangenen Wochen unbedingt teilnehmen musste, dann könnte man zur Ansicht kommen, der Mann sei Oberhaupt eines schottischen Clans. So viele Onkel, Tanten, Neffen, Nichten konnten unmöglich runde Geburtstage feiern. Ich nehme an, er hat eine Freundin.«
    Oh, oh, das klang nicht gut. Und nicht nach dem passenden Zeitpunkt, sie in meine Träumereien einzuweihen. »Carla, das kann ich mir nicht vorstellen. Wie kommst du denn darauf? Vielleicht hatte er wirklich viele Feste, bei denen er anwesend sein musste … Vielleicht …«
    Sie hob abwehrend die Hand: »Danke, ganz lieb, Roli. Aber spar dir deine Mühe. Mir geht der gute Konrad nämlich ohnehin seit längerem auf die Nerven. Und ich bin ganzfroh, wenn ich ihn nicht zu oft sehe. Ist dir eigentlich je aufgefallen, wie eingebildet und besserwisserisch er ist?«
    Und ob mir das aufgefallen war! Konrad war eine perfekte Kopie von Oliver, Carlas Exmann. Beide strotzten vor Selbstbewusstsein, und beide hatten den Drang, anderen ungefragt die Welt erklären zu müssen. Beide stellten sich gern selbst in den Mittelpunkt und urteilten über andere mit triefendem Sarkasmus. Ich hatte immer angenommen, Carla würde auf solche Männer stehen.
    Ich beschloss, ein unbestimmtes »Mmhhh« von mir zu geben.
    »In Wirklichkeit ist es gar nicht nur Konrad, der mir zu schaffen macht. Es kommt einfach wieder einmal alles zusammen: Konrads Macken, Maries Operation und dann die ständigen Reibereien mit Rotter …«
    »Ist dein oberster Boss noch nicht zurück aus dem Krankenhaus?«
    Ich stellte den Obstkorb in die Mitte. Das versprach ein längerer Abend zu werden. Und der Heißhunger, mit dem Carla den Apfel verschlungen hatte, ließ darauf schließen, dass sie den ganzen Tag noch nicht viel gegessen hatte.
    »Der alte Herr ist zurück. Seit zwei Tagen. Zum Glück hatte er nur einen Kreislaufkollaps erlitten und nicht einen Schlaganfall, wie sie ursprünglich vermutet hatten. Natürlich muss er sich noch schonen. Darf keine Auslandsreisen unternehmen und geht jeden Tag bereits am frühen Abend nach Hause. Besondere Sorgen bereitet mir die Tatsache, dass ihn die Firma nicht mehr so stark zu interessieren scheint wie früher. Bubi bekommt immer weiter reichende Kompetenzen. Das macht das Leben für mich nicht einfacher.«
    Carla seufzte, bevor sie mir weitere Details über Bubi, Rotter und den alten Moosburger erzählte. Das war wohl wirklich

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