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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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dessen runde Tische festlich gedeckt waren. Blütenweiße Tischwäsche, glänzende Kristallgläser, poliertes Silberbesteck. Wir suchten uns zwei Plätze an einem Tisch nahe dem Fenster, von dem aus wir den Saal gut überblicken konnten. Er füllte sich zusehends und war bald bis auf den letzten Platz belegt. Für zwei zu spät Kommende brachte ein Kellner noch Extrastühle.
    »Wahrlich großzügig«, flüsterte Carla mir zu, als eine adrette Kellnerin Wein in die vorbereiteten Gläser goss. »Das sind gut hundertfünfzig Personen. Ich hatte nicht gedacht, dass das Hotel so viele Leute gratis zu Buffet und Getränken einlädt.«
    Sie stand auf, um sich in die Schlange am Buffet anzustellen. Ich beeilte mich, es ihr gleichzutun. Beide hatten wir einen anstrengenden Vormittag hinter uns. Und zumindest ich hatte einen Riesenhunger. Das Buffet war mit Köstlichkeiten überladen. Köche in gestärkten weißen Schürzen und hohen Mützen standen bereit, um die Gäste zu beraten und die Speisen auf den Tellern zu verteilen. Lachs mit Honig-Senf-Sauce, roter und schwarzer Kaviar, Shrimps und feine Pasteten zur Vorspeise. Putengeschnetzeltes zum Hauptgang. Oder Kabeljau in Safransauce. Alles war köstlich.
    »Kommt dir das auch spanisch vor?«, flüsterte ich Carla zu.
    »Ist ja auch ein spanisches Buffet.«
    »Ich weiß. Gerade deshalb kommt es mir spanisch vor. Gerade, weil keines der Gerichte wirklich typisch spanisch ist.«
    Carla blickte erstaunt auf ihre Röstkartoffeln. »Wirklich seltsam. Vielleicht habe ich auf der Einladung etwas überlesen. Mir jedenfalls schmeckt es sehr gut.«
    Mir schmeckte es auch. Die sechs Männer an unserem Tisch schenkten uns freundliche Blicke, beachteten uns jedoch kaum. Sie waren gut bekannt miteinander und vertieften sich alsbald in eine rege Fachsimpelei, bei der es um das Rammen von extralangen Spundbohlen ging – was immer das auch heißen sollte. In jedem Fall war es etwas Hochtechnisches. Und hatte mit dem U-Bahn-Bau zu tun.
    »Typisch für so eine Werbeveranstaltung«, flüsterte Carla und blickte in die Runde, »sie haben fast nur männliche Wesen eingeladen. Die glauben wohl, nur Männer seien potenzielle Kunden für ihren Laden. Gerade so, als könnten sich Frauen so ein teures Hotel nicht leisten.«
    Dann wurde es Zeit für den Nachtisch. Während sich Carla vornehm die Lippen mit der Serviette abtupfte und das Dessert aus Kaloriengründen verweigerte, stellte ich mich wieder in die Schlange am Buffet. Was war da nicht alles an Sündhaftem und Leckerem aufgebaut! Kleine Erdbeertörtchen, Pariser Spitze, kleine Stückchen einer Linzer-torte, Cremes, Obstsalat … Wieder kein einziges spanisches Gericht.
    »Aber, hallo!« Der Mann vor mir hatte sich umgedreht und zwei braune Augen blickten mir lachend entgegen. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie eine Kollegin sind …«
    Er war groß, jünger als ich, hatte einen Dreitagebart, und ich wusste beim besten Willen nicht, wo ich ihn schon einmal gesehen hatte. Anscheinend war mir das anzumerken.
    »Norbert. Sie erinnern sich?«
    »Tut mir Leid, Norbert. Normalerweise habe ich ein gutes Personengedächtnis. Doch im Moment will mir einfach nicht einfallen …«
    Er lachte auf und seine Augen blitzten vor Vergnügen: »Nicht ich heiße Norbert. Ich heiße Gregor Neuhof. Norbert ist mein Hund. Der Bobtail, neulich im Park …«
    Am Liebsten hätte ich mir mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen. Natürlich, Norbert, das Riesenmonster, das Puxi beinahe erdrückt hätte. Und das war sein Herrchen, der unmögliche Mensch mit dem spöttischen Tonfall. Von diesem war allerdings heute nichts zu hören. Nein, er klang gut gelaunt und schien erfreut, mich wieder zu sehen.
    »Ja, richtig. Norbert«, ich lachte auch. Was sollte es: Puxi lebte. Und es war nett, mitten unter den vielen fremden Menschen zumindest ein bekanntes Gesicht zu sehen. Na ja, zumindest ein halbwegs bekanntes. Ich wünschte, ich hätte ihn im Park nicht gar so wütend beschimpft.
    »Tolles Buffet«, sagte ich, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. »Nur: kein einziges spanisches Gericht. Hat Sie das nicht auch gewundert?«
    Gregor Neuhof schaute mich überrascht an: »Nein, warum sollte es?«
    »Ich dachte, das sei ein spanisches Buffet. Das hat zumindest auf der Einladung gestanden.«
    »Ehrlich? Wo haben Sie das gelesen? Ich hätte mir die Unterlagen doch genauer durchlesen sollen.«
    »In jedem Fall ist das eine äußerst großzügige Einladung. So viele

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