Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
Vom Netzwerk:
Zigarettenrauch in Ringen in die Luft. »Die Chance auf den Traummann. Und wenn’s mit dem nichts wird, dann hast du zumindest ein flottes Aussehen.«
    Na ja, ich hatte wenig Hoffnung. Was den Traummann betraf – gar keine. Der war vergeben und daher zu vergessen. Und was mein flottes Aussehen betraf – wenig. Ich hatte schließlich mein ganzes Leben lang noch nie flott ausgesehen. Wie sollte ich mit zweiundvierzig damit beginnen können? Aber eine neue Frisur – das wäre schon etwas Verlockendes!

 
VIII
    Frau Meiners Studio lag über einer Geschäftspassage in bester Lage der Innenstadt. Praktischerweise waren dort sowohl ein Friseur als auch ein Brillenfachgeschäft angesiedelt. Und, wie ich bald erfahren sollte, hatten sich auch die vielen Boutiquen der Gegend längst daran gewöhnt, dass Margarite Meiner mit ihren – vorwiegend weiblichen – Kunden dort auftauchte. Frau Meiners Räume waren alle in Weiß gehalten. Was heißt »gehalten« – sie waren durchgestylt. Designersofa auf Designerteppich. Designerstühle vor einer weiten, offenen Glasfront mit herrlichem Blick auf einen begrünten Altstadtplatz. Alles war sehr hell und luftig. Weit ausladende Topfpflanzen in verschiedenen Grüntönen unterstrichen die frische Atmosphäre.
    »Genug Tageslicht, das ich wichtig!« Frau Meiner lächelte freundlich, als sie mir einen bequemen weißen Stuhl zurechtrückte. »Das finde ich aber schön, dass Sie zu mir gekommen sind! Als wir auf der Straße nebeneinander gingen, war es natürlich dunkel. Aber ich habe mir damals schon gedacht: Was für eine schöne Frau! Was für ein ebenmäßiges Gesicht. Schade, dass diese Frau ihre Schönheit nicht zeigt. Ich bin gleich wieder zurück. Ich hole nur schnell die Tücher. Darf ich Ihnen gleich etwas zu trinken mitbringen? Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee?«
    Leicht benommen bat ich um ein Glas Mineralwasser. Mit wenig Kohlensäure. Ich konnte es gar nicht wahrhaben, dass sie von mir gesprochen hatte. Im Zusammenhang mit mir waren schon viele Eigenschaftswörter gefallen. »Schön« war sicher noch nie dabei gewesen.
    Frau Meiner breitete vor mir eine bunte Palette an Farben aus. Sie hatte mich sofort in ihren Bann gezogen. Und darum vergaß ich bereits in den ersten Minuten unseres Beisammenseins völlig den wahren Grund meiner Anwesenheit. Ich hatte doch eigentlich nur herausfinden wollen, wer der unheimlich gut aussehende Mann war, der Frau Meiner im »Roberto« so freudestrahlend begrüßt hatte. Und ob sie noch mit diesem Mann zusammen war. Oder ob die klitzekleine, zumindest theoretische Chance bestand, ihn für mich zu gewinnen. Doch darüber erfuhr ich erst einige Zeit später etwas.
    Denn zuerst kamen bunte Tücher, die mir Frau Meiner unters Gesicht hielt. Meine Haare hatte sie gänzlich unter einer weißen Haube versteckt, wie sie auch Chirurgen tragen. Meine Brille lag auf dem weißen Abstelltisch. Sie war das absolut falsche Modell für mich, das wusste ich inzwischen.
    »Eine Brille ist ein Schmuckstück. Sie dient dazu, die Feinheiten eines Gesichts zu unterstreichen. Das Gesicht für den Betrachter interessanter erscheinen zu lassen«, hatte Frau Meiner erklärt und den Kopf geschüttelt, als sie mir die Brille abnahm. »Eine alltagstaugliche Brille hat in den Hintergrund zu treten. Das heißt aber nicht, sie hat so unscheinbar und mausgrau zu sein wie Ihr Gestell. Das Ihr Gesicht unnötig blass und fad erscheinen lässt. Und das noch dazu nicht formschön mit den Augenbrauen abschließt.«
    Wie sollte ich je wieder diese Brille tragen können nach diesem vernichtenden Urteil? Mein Ausflug zu Frau Meiner würde mich teurer zu stehen kommen, als ich angenommen hatte. Und doch begann mir der Nachmittag Spaß zu machen.
    Von vier Tüchern in unterschiedlichen Rottönen, die sie mir nacheinander unter das Gesicht gehalten hatte, sollte ich instinktiv jenes auswählen, das meine Augen am meisten zum Strahlen brachte. Ich hatte keine Brille auf. Also rückte ich nah genug an den Spiegel heran, um mich klar zu erkennen und das Strahlen meiner Augen zu beobachten.Die Auswahl war nicht schwer, und Frau Meiner war mit meiner Wahl zufrieden. Bei der Auswahl der vier grünen Tücher vertraute ich dem sachkundigen Blick meiner Beraterin. Das richtige Blau erkannte ich sofort. Überraschenderweise stand mir ein bestimmtes Graubraun besser als Schwarz. Nach einer Stunde hatten wir alle »meine« Farben herausgefunden. Frau Meiner überreichte mir meinen Farbenpass,

Weitere Kostenlose Bücher