Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Köstlichkeiten hatte ich gar nicht erwartet.«
In diesem Punkt gab mir Gregor Neuhof unumwunden Recht: »Ja, tatsächlich großzügig. Allerdings zahlen wir ja wohl genügend Beiträge. Da können die schon einmal im Jahr etwas Ordentliches auftischen.«
»Beiträge?« Oh Gott, vielleicht hätte man beim Eingang zahlen müssen, und Carla und ich hatten die Kasse übersehen. Ich wollte ihn gerade fragen, wo man die Beiträge dennhätte entrichten müssen, als mich ein fester Griff am Handgelenk packte.
»Wir müssen gehen. Sofort!« Carla stand neben mir, das Gesicht bleich, die Wangen mit hektischen roten Flecken übersät. Der Griff war eisern.
»Aber ich wollte doch noch von den Erdbeertörtchen probieren«, entgegnete ich bockig. Schließlich war ich schon fast an der Reihe. Und außerdem hatte ich mich gerade so nett unterhalten.
»Vergiss die Erdbeertörtchen und komm«, zischte sie. »Sie verzeihen.« Ein kurzes Nicken des rötlichen Pagenkopfes ging in die Richtung von Gregor Neuhof.
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zum Abschied zuzuwinken. Hätten mir Männer mit Dreitagebart je gefallen, so hätte ich gesagt, er sah gut aus. Wie er da stand und uns voller Erstaunen nachsah. Dann zog mich Carla unsanft aus dem Raum in die leere Lobby hinaus.
»Weißt du, was das für ein Buffet war?«, fragte sie und steckte sich eine Zigarette an.
»Das spanische war es nicht«, stellte ich fest.
Carla schüttelte den Kopf. Zuerst schien sie etwas sagen zu wollen – doch dann schwieg sie stumm und wies auf ein paar vereinzelte Tischchen neben der Rezeption. Sie waren zuerst, als die Halle voller Menschen gewesen war, völlig verdeckt gewesen. Über den Tischen hing eine Schnur mit spanischen Fähnchen. Auf jedem der Tischchen gab es eine Platte mit Tapas – den kleinen, typisch spanischen Vorspeisen. Und eine Frau im Flamenco-Kostüm verteilte Sangria aus einem tönernen Krug. Ein paar vereinzelte Gäste saßen auf niedrigen Stühlen. Andere suchten auf den abgegrasten Silberplatten nach den letzten Resten.
»Weißt du, was das ist?«, Carla konnte sich ein fassungsloses Lachen nur mit Mühe verkneifen.
»Unser spanisches Buffet?« Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. Jetzt lachte Carla laut heraus, und ich stimmte gern in dieses Lachen ein. Die Situation war jawirklich einmalig! Sie hakte sich bei mir unter: »Komm, verschwinden wir aus diesem Hotel, bevor unsere Tischgenossen das Restaurant verlassen und uns beide hier stehen sehen. Gehen wir lieber auf einen Kaffee in die Konditorei gegenüber. Ich lade dich ein.«
»Ja, gerne, eine Tasse Kaffee kann ich jetzt wirklich gebrauchen. Aber sag: Wenn diese armseligen Tapas neben der Rezeption das spanische Buffet waren, was war das dann für ein Empfang, an dem wir teilgenommen haben?«
»Gestern und heute findet in diesem Hotel die Jahrestagung der deutschen Ingenieure und Architekten statt. Das hat mir einer unserer Tischnachbarn mitgeteilt. Er hat sehr höflich gefragt, woher wir denn kämen, da er uns noch nie bei den Workshops und Vorträgen gesehen hatte!«
»Ach, darum sagte er, er habe genügend Beiträge bezahlt.«
»Du meinst den feschen Mann, mit dem du dich bei den Erdbeertörtchen unterhalten hast? Du kennst den? Ist er noch zu haben?«
Ich zuckte mit den Schultern: »Keine Ahnung.«
»An dem solltest du dranbleiben. Der sah sehr nett aus.«
Nein danke, der war nichts für mich. Zu jung. Zu salopp. Zu unrasiert. Und dann erzählte ich ihr von meinem Treffen mit ihrer Clubkollegin Frau Meiner und dem Traummann im »Roberto«. Ich zog die Visitenkarte aus der Tasche, die mir Frau Meiner zugesteckt hatte. Und die ich in der Zwischenzeit etwa tausendmal gelesen hatte.
»Margarite Meiner ist noch relativ neu in meinem Verein. Ich habe bisher kaum mehr als drei Worte mit ihr gewechselt«, sagte Carla. »Würde ich sie besser kennen, hätte ich gern angerufen und sie nach diesem Traummann gefragt. Aber so würde das doch einen seltsamen Eindruck machen. Weißt du was: Am besten ist, du rufst sie an und vereinbarst einen Termin zur Typberatung. Dann kannst du ganz nebenbei Näheres über diesen Traumtypen herausfinden. Am besten du machst das sofort. Wozu hast du denn jetzt ein Handy?«
Es war, wie ich es vorausgesehen hatte: Carla machte Nägel mit Köpfen. Als ich das Café verließ, hatte ich bereits einen Termin bei Frau Meiner in der Tasche.
»Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, Carla blies den
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