nichts mit dir zu tun, Rosalind – oder höchstens: ein ganz klein wenig ;-). Ich möchte nicht, dass du dich unter Druck gesetzt fühlst. Oder denkst, du hättest eine Beziehung gestört. Das hast du nicht. Ich hoffe, mein Geständnis erschüttert dich nicht zu sehr. Bernadette ist nächstes Wochenende wieder im Lande. Da werde ich ihr alles erklären und die Beziehung beenden. Kannst du mir verzeihen, Rosalind? Wenn du gerade online bist, bitte schicke mir eine kurze E-Mail. Damit ich beruhigt weiterarbeiten kann. Ich mag dich wirklich.
Bernhard
Von:
[email protected]An: bernhardb@…com
Betrifft: Adieu
Hallo Bernhard,
ich bin völlig vor den Kopf gestoßen. Hättest du mir das alles nicht früher schreiben können? Bevor ich dir so viel über mich und mein Leben anvertraut habe? Bevor ich so viele Gefühle in dich investiert habe? Ich tausche keine E-Mails mit gebundenen Männern. Auch wenn sie mir vorgaukeln, sich trennen zu wollen. Adieu, mach’s gut, Grüße an Bernadette.
Rosalind
P.S. Du warst wohl auch nur ein Virus in meinem Leben.
Von: bernhardb@… com
An:
[email protected]Betrifft: Ehrlich währt am kürzesten
Das habe ich nun davon: Ich wollte ehrlich zu dir sein, Rosalind. Dir nichts vormachen. Dir sagen, dass ich noch in einer Beziehung stecke, aber dabei bin, sie zu beenden. Das war ein Fehler, wie ich jetzt merke. Ich hätte dir genauso gut sagen können, ich sei ein freier Mann. Mich mit dir treffen und so tun, als gäbe es Bernadette nicht. Doch das wollte ich nicht. Hast du dich nicht gewundert, dass ich dich nie um ein Treffen gebeten habe? Ich wollte fair zu dir sein. Zuerst mein Leben und meine Situation mit Berna klären. Dich nicht treffen, bevor ich nicht frei für dich war. Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte dich belogen? Mein Geständnis kam spät, ich weiß. Doch ich habe dir nie die Unwahrheit gesagt.
Du fährst jetzt nach Wien. Und ich führe in der Zwischenzeit mit Bernadette ein klärendes Gespräch. Und dann melde ich mich wieder. Bitte sei mir nicht böse – aber so schnell gebe ich dich nicht auf.
Ganz ganz liebe Küsse
Bernhard
Ich schaltete den Laptop ab.
XIV
»Er hat eine Freundin!«
Zuerst hatte ich versucht, den Schock, den ich durch Bernhards E-Mail erlitten hatte, in stiller Einsamkeit zu verdauen. Ich war eine gescheite Frau Anfang vierzig. Kein hilfloses, zurückgewiesenes, liebesbedürftiges Schulmädchen. Doch genauso fühlte ich mich. Verletzt. Traurig. Elend. Zum Heulen. Kurze Zeit später klopfte ich an Carlas Wohnungstür. Sie öffnete mir im Bademantel. Im Gesicht eine grünlich schimmernde Feuchtigkeitsmaske. In der Hand eine Tasse dampfenden Kräutertee. Kein Zweifel: Meine Freundin war gerade dabei, ins Bett zu gehen. Doch so schnell wurde sie mich nicht los. Sie bat mich ins Wohnzimmer. Ich lümmelte mich auf die harte, zartgelbe Designercouch und erzählte ihr von Bernhards E-Mails.
Carlas Gesicht zeigte nicht einen Funken Überraschung: »Das habe ich mir gleich gedacht«, stellte sie nüchtern fest, »ein Kerl, der dich nicht nach den ersten E-Mails treffen will, der hat etwas zu verbergen. Und was soll ein Kerl denn schon anders zu verbergen haben als eine Ehefrau?«
»Bernhard ist nicht verheiratet. Er hat eine Freundin.«
Carla zuckte mit den Schultern: »Na, wenn schon. Vergeben ist vergeben.«
»Er will sich von seiner Freundin trennen.« Vielleicht machte ich mir ja wirklich unnötig Sorgen. Vielleicht hatte Bernhard die Wahrheit gesagt: Ich fuhr nach Wien, und wenn ich zurückkam, dann war er ein freier Mann.
»Ha«, Carla lachte düster auf, »das glaubst du doch selbst nicht!«
Ich wäre so gerne bereit gewesen, es zu glauben.
»Was denkst du, wie oft mir Konrad versichert hat, er stünde kurz davor, sich von seiner Frau zu trennen? Morgen würde er mit ihr reden oder übermorgen. Immer wieder kam etwas dazwischen. Einmal war die Schwiegermutter krank, und er konnte seiner Frau nicht noch weiteren Kummer bereiten. Ein anderes Mal hatte seine Tochter schlechte Schulnoten und sollte nicht durch eine Trennung der Eltern den Aufstieg in die nächste Klasse vergeigen. Dann war der Hund tagelang entlaufen – ein ganz schlechter Zeitpunkt, nun auch noch wegzurennen.«
»Und nun ist die Gute schwanger«, ergänzte ich, ohne wirklich nachzudenken.
Carla wurde mit einem Schlag kreidebleich: »Konrads Frau ist waaas?« Ihr Blick war ungläubig.
»Konrads Frau ist schwanger. Sag bloß, das hast du nicht gewusst?« Es war mir