Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
dringend notwendig, dass ich etwas Sport treibe.
Außerdem laufe ich gern, wenn ich auf Reisen bin. Wieder ein anderer Blickwinkel, eine Stadt kennen zu lernen. Vor allem am frühen Morgen. Bist du auch ein Frühaufsteher? Ich finde, zeitig am Morgen kann man viele Dinge am besten erledigen.«
Greg nickte: »Ja, finde ich auch. Da bin ich ausgeschlafen und voll konzentriert. Und außerdem klingelt noch kein Telefon.«
Satt und glücklich gingen wir ins Hotel zurück. Um uns frisch zu machen und umzuziehen. Ich musste dringend Tim und Sebastian anrufen und Carla, die so nett war, ein Auge auf die beiden zu werfen, solange ich weg war. Natürlich; meine Söhne waren inzwischen sechzehn – alt genug, um ein paar Tage auch ohne mich zurechtzukommen. Noch dazu, da ihnen Holzi jeden Tag ein warmes Mittagessen und manchmal auch ein Abendessen auftischte. Dennoch war ich froh, dass meine Freundin in der Nähe war. Man wusste ja schließlich nie, was passierte. Unsere Wohngemeinschaft entpuppte sich gerade wieder einmal als wahrer Segen.
Um Punkt neun würde Greg wieder vor meiner Tür stehen. Er wollte mir die »Loos American Bar« zeigen. Mit einem Mann in eine Bar – ach, wie ich das genoss!
Zum Glück hatte ich noch rasch vor der Abfahrt mein »kleines Dunkelbraunes« in den Koffer gepackt (ein »kleines Schwarzes« war in meinem Kleiderschrank seit der Farbberatung nicht mehr willkommen.) Vorsorglich nahm ich zu Kongressen immer ein schlichtes Cocktailkleid mit. Ich wusste ja nie, was mich an den Abenden erwartete. Peter hatte Strumpfhosen gehasst. Und darum trug ich immer noch gerne halterlose Strümpfe. Dazu meine neuen,hochhackigen Schuhe. Und die Strassohrstecker, die ich beim Modebummel mit Margarite erstanden hatte.
Als Greg an meine Tür klopfte, war ich eben dabei, meine feine, silberne Halskette zu schließen. Mit einer Hand öffnete ich die Tür und bat ihn hereinzukommen. Ich wollte nur noch den Mantel anziehen.
Er sah mich, und seine Augen leuchteten. Ein warmes Gefühl stieg in mir auf. Und auch wieder dieses zweite Gefühl, das ich in den letzten drei Jahren so schmerzlich vermisst hatte. Das ich aber im Moment nicht zu benennen wusste. Ich warf einen kurzen Blick in den hohen Spiegel. Ich sah wirklich großartig aus. Margarite Meiner war ein wahrer Schatz – ich durfte nicht vergessen, ihr als kleines Dankeschön eine der Sachertorten mitzubringen, die man, in feine Holzkästchen versandfertig verpackt, kaufen konnte. Am besten war wohl, ich nahm zusätzlich auch noch eine oder zwei von den kleinen Torten mit – sie waren ein wunderbares Präsent für die verschiedensten Gelegenheiten.
Das Taxi brachte uns zur »Loos American Bar«. Greg half mir formvollendet aus dem Wagen. Ich fühlte mich wie eine Diva vor dem großen Auftritt. Seltsamerweise war ich dabei kaum aufgeregt – ja, ich genoss diese Rolle! Da es noch nicht sehr spät am Abend war, war die Bar noch nicht überfüllt. Obwohl sie unerwartet klein war – ich schätzte, höchstens sechs mal vier Meter. Und wir bekamen zwei Plätze auf einer der grünen Lederbänke. Greg war begeistert von der Einrichtung des Lokals, und wie immer war seine Begeisterung ansteckend.
»Weißt du, der berühmte Architekt Alfred Loos hat diese Bar Anfang des letzten Jahrhunderts eingerichtet. Er ist in Amerika gewesen und hat sich dort für seine Zeit völlig neue Ideen geholt. Er hat nur Holz, Glas, Messing, Marmor und Onyx verwendet. Genial, oder?«
Greg gefiel auch das goldgelbe Licht – für mich hätte es ruhig etwas schummriger sein können. Also wirklich Roli, reiß dich zusammen. Allerdings: Was sollte es? Hieß nicht ein weiser Spruch: »Natürlich ist es gut, wenn eine Frau auf den Richtigen wartet. Aber warum soll sie in der Zwischenzeit mit all den Falschen nicht enorm viel Spaß haben?« Ich hatte irgendwo gehört, dass es die Sängerin Cher war, die diese genialen Worte erfand. Noch nie waren sie mir so passend erschienen wie an diesem Tag. Ja, ich würde mit diesem Falschen enorm viel Spaß haben, das war sicher. Ich war ja bereits mittendrin.
»Wir sollten einen Cocktail nehmen«, Greg waren meine Gedanken zum Glück entgangen, »die Barkeeper hier werden gerühmt für ihre Martini-Cocktails.«
Ich bestellte lieber einen Planter’s Punch. Ich liebte süße, fruchtige Getränke.
Greg bekam seinen Martini stilecht mit einer Olive serviert, »geschüttelt, nicht gerührt«, wie der Barkeeper versicherte.
Die Bar füllte sich
Weitere Kostenlose Bücher