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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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grelle Schrillen des Hoteltelefons riss mich aus meinem Tiefschlaf. Noch ganz verwirrt tastete ich mich zum Hörer: »Hallo?«
    Die Stimme, dir mir antwortete, war hellwach. »Oh, guten Morgen, Madame. Ich hab dich doch nicht aufgeweckt?«
    Meine Stimme musste wirklich sehr verschlafen geklungen haben.
    »Ich möchte dich gern einladen. Der Portier hat mir ein Lokal empfohlen, in dem es die zweitwichtigste österreichische Spezialität gibt: Nach dem Wienerschnitzel ist es der Tafelspitz. Gekochtes Rindfleisch mit allerlei schmackhaften Zutaten. Hast du Lust darauf? Dann würde ich einen Tisch reservieren.«
    Und ob ich Lust hatte.
    »Na fein. Das freut mich. Ist es dir recht, wenn ich dich kurz vor acht Uhr abhole?« Auch das war mir sehr recht.

    »Na, hast du deine Telefonate führen können?«, fragte ich, als wir bei Tisch saßen und dem Kellner unsere Bestellung aufgegeben hatten.
    Greg schien gar nicht aufzufallen, dass bisher von Telefonaten noch nicht die Rede gewesen war. »Ja, habe ich.«
    Also doch, er hatte mit seiner Frau telefoniert. Ich hatte es geahnt. Für so etwas habe ich einen sechsten Sinn.
    Das Essen war köstlich, vor allem mochte ich den Apfelkren. Geriebene Äpfel mit Meerrettich. Köstlich! Eigentlich war ich schon satt. Doch Greg hatte vorgeschlagen, einengemischten Dessertteller zu bestellen. Der stand nun in der Mitte, und wir löffelten ihn gemeinsam leer. Das hatte etwas Intimes, Vertrautes.
    »Sag einmal Rosi, was denkst du von der Liebe? Gibt es die große Liebe, oder gibt es sie nicht?«
    Mir wäre vor Überraschung fast die Mousse au Chocolat im Hals stecken geblieben.
    »Natürlich glaube ich an die große Liebe«, erwiderte ich im Brustton der Überzeugung, »ich habe sie schon selbst erlebt. Peter, mein verstorbener Mann, war schließlich meine ganz große Liebe.«
    »Vermisst du ihn sehr?«
    Ich wollte schon, ohne zu überlegen, »ja« sagen, als ich nachdenklich wurde: »Anfangs, vor fast drei Jahren, als er den furchtbaren Autounfall hatte, da habe ich nicht gewusst, wie ich es schaffen sollte, weiterzuleben. Da waren es allein meine Kinder und die Verantwortung für sie, die mich am Leben hielten. Doch mit den Jahren wurde es leichter. Ich habe gelernt, auch ohne ihn glücklich zu sein. Natürlich denke ich noch oft an ihn, aber nicht mehr so oft wie noch letztes Jahr. Peter wird immer ein Teil meines Lebens bleiben.«
    »Wie lange wart ihr zusammen?«
    »Neunzehn Jahre, vierzehn davon verheiratet. Das ist schon eine lange Zeit.«
    »Und du hast ihn in all den Jahren nie betrogen? Oder auch nur mit dem Gedanken daran gespielt?«
    Ich schüttelte den Kopf: »Nein, nie. Ich bin ein treuer Mensch. Wie ist es mit dir, hast du deine Frau je betrogen?« Ich hielt den Atem an: Wie würde seine Antwort lauten?
    Greg schüttelte den Kopf: »Nein, in den zehn Jahren kein einziges Mal. Obwohl sie nie meine große Liebe war. Als ich sie bat, mich zu heiraten, hatte ich wohl Freundschaft und gemeinsame Interessen mit Liebe verwechselt. Inzwischen ist uns das beiden klar geworden. Und Freundschaft ist ja auch etwas Schönes.«
    »Komm, komm, komm«, dachte ich mit leichtem Spott, »jetzt erzähl mir nicht, du hättest vor, dich von deiner Frau zu trennen. Das würde ich sofort durchschauen.«
    Doch Greg sagte nichts dergleichen. »Ist es möglich, dass man zweimal oder noch öfter im Leben auf Menschen trifft, die die große Liebe sein können?«
    »Aber sicher!« Ich war fest davon überzeugt. Was für einen Sinn hätte es denn sonst für mich, nach einem Partner zu suchen? »Ich habe zwar erst kürzlich einen Roman gelesen, in dem das anders dargestellt wurde. Da ging die Autorin davon aus, dass wir all die Menschen in unserem Umfeld schon aus einem früheren Leben kennen. Nicht in denselben Rollen, einer meiner Söhne könnte zum Beispiel in meinem letzten Leben mein Vater gewesen sein. Aber die Person, die ich damals sympathisch fand, die mag ich heute wieder. Und ich bin stets auf der Suche nach dem Mann, den ich im letzten Leben geliebt habe. Und nur wenn ich den finde, kann ich wahrhaft glücklich sein.«
    »Das würde aber bedeuten, dass es nur eine wahre Liebe in einem Leben gibt«, warf Greg ein.
    Ich nickte: »Und darum halte ich diese Theorie für Schwachsinn.«
    Greg lachte auf: »Das beruhigt mich. Ich halte das nämlich auch eher für ein Märchen. Und Rosi, bist du auf der Suche nach deiner zweiten großen Liebe dieses Lebens?« Er hatte sich zu mir herübergebeugt. Ein

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