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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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warum hast du eigentlich mit Greg Schluss gemacht?«
    Ich schnappte nach Luft. Am liebsten wäre ich vor Schreck und Überraschung in den nächsten Sessel gefallen. Was wusste Sebastian über Greg und mich? Woher wusste er überhaupt von Greg?
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Die typische Antwort einer Mutter, die nicht wusste, was sie sagen sollte.
    »Wir haben Greg vor einigen Monaten beim Laufen kennen gelernt, erinnerst du dich? Du warst doch dabei und hast uns mit ihm bekannt gemacht. In der Zwischenzeit haben wir ihn des Öfteren beim Joggen getroffen. Norbert ist ein ganz lieber Hund. Er lässt sich sogar von mir streicheln. Tim hat er weniger gern, glaube ich. Er knurrt manchmal, wenn …«
    »Was hat euch Greg erzählt?« Ob Norbert knurrte, war mir im Moment völlig egal.
    »Er hat uns nicht viel erzählt«, Sebastian zog »Biedermann und die Brandstifter« von Max Frisch aus dem Regal, »vielleicht wäre ja Max Frisch der passende Schriftsteller für mein Referat?«
    »Worüber habt ihr gesprochen?« Ich ließ nicht locker.
    »Greg meinte, ihr hättet euch in Wien getroffen. Du hast uns gar nichts davon erzählt, Mam«, sein Ton war unverkennbar vorwurfsvoll, »er sagte, ihr hättet schöne Tage verbracht. Doch nun meldest du dich nicht mehr. Ich finde, Greg ist ein netter Kerl. Warum meldest du dich nicht bei ihm? Und was ist jetzt mit Max Frisch? Passt er oder passt er nicht?«
    »Hat euch Greg erzählt, was wir in Wien gemacht haben?« Um Himmels willen, welche Details wussten meine Söhne? Wen interessierte schon Max Frisch? Mich jedenfalls nicht. Nicht in diesem Augenblick.
    »Er hat gar nichts gesagt, was ihr gemacht habt. Warum?« Nun war Sebastian wirklich neugierig geworden: »Was hätte er uns denn erzählen sollen? Was habt ihr denn so Spannendes gemeinsam getrieben?«
    Ich spürte, dass ich wieder einmal rot wurde, und kramte geschäftig im Bücherregal: »Ach, nichts Besonderes … Ich dachte nur, ich dachte nur … Es würde mich interessieren, was er gesagt hat.« Ich wollte alles erfahren. Wort für Wort! Wie aber hätte ich weiter fragen können, ohne mich lächerlich zu machen?
    »Magst du Greg nicht? Dein Tonfall klingt so seltsam.«
    »Natürlich mag ich ihn. Er ist ein netter Kerl, das hast du ja selbst gesagt.«
    »Dann ist doch alles klar«, sagte Sebastian. Mit sechzehn war sehr schnell alles klar. »Wenn du findest, er ist ein netter Kerl, warum triffst du dich dann nicht mehr mit ihm? Mir scheint, er hat ernsthaft ein Auge auf dich geworfen.«
    Da schau her. Mein Sohn hatte eine rasche Auffassungsgabe. Ich musste lächeln. Natürlich freute es mich, dass Greg auf mich ein Auge geworfen hatte. Es freute mich außerordentlich.
    Und es freute mich auch, dass mein Sohn offensichtlich nichts dagegen hatte. Es war ja für ihn eine völlig neue Situation. Ein Mann interessierte sich für seine Mutter.
    »Hat er dir das gesagt?«, wollte ich wissen.
    »Nein, nicht direkt. Mann, aber so etwas spüre ich doch. Also, triffst du dich jetzt mit ihm? Und soll ich Max Frisch nehmen?«
    »Nimm Max Frisch«, erklärte ich, nur um dieses Thema abzuschließen. Max Frisch war so gut wie jeder andere. »Ich treffe mich nicht mit Greg, weil er verheiratet ist. Ich treffe mich nicht mit verheirateten Männern.«
    Sebastian erwog diesen Einwand. »Aha«, sagte er schließlich, »das klingt vernünftig. Ich schnappe mir jetzt dieses Buch und gehe in mein Zimmer. Kann ich dir mein Referat zeigen, wenn ich fertig bin, Mam?«
    »Natürlich kannst du das.«
    Sebastian verzog sich.
    Ich ging in mein Schlafzimmer. Ich hatte in den letzten Tagen weder auf Gregs SMS reagiert noch hatte ich mein Handy eingeschaltet, damit er mich direkt hätte erreichen können. Ich bewunderte mich selbst für meine Konsequenz. Ich hatte mich in ihn verliebt, doch ich musste ihn vergessen. Und das würde mir leicht fallen, denn ich ging am nächsten Tag mit Stefan aus. Und Stefan, dieser absolute Traummann, würde Greg aus meinen Gedanken vertreiben. Und zwar ein für alle Mal. Und zwar mit Links! Allerdings war es schon interessant, dass Greg und die Jungen sich zum Joggen trafen. Greg musste ganz in meiner Nähe wohnen. Es war also nicht ausgeschlossen, dass wir uns eines Tages wieder über den Weg liefen. Ich wusste, dass ich mich darüber freuen würde. Aber Tante Hildegard in mir hoffte, dass es nicht geschah und ich ihn nie wieder traf. Denn dann würde ich für meine weiteren Handlungen nicht mehr die Verantwortung

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