Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
unkompliziert. Er würde schon einen guten Draht zu ihnen finden, wenn er sie erst einmal näher kannte.
Um Stefans Qual nicht unnötig in die Länge zu ziehen, zückte ich rasch die Geldtasche und drückte Tim einen Schein in die Hand. »Seid bitte um ein Uhr spätestens zu Hause.« Warum konnte sich eine Mutter solche Sätze nie verkneifen? Meine Söhne kannten ohnehin die Spielregeln.
»Sie haben große Söhne. Ich bin überrascht«, Stefan öffnete mir die Wagentür. Er sagte nicht: Sie sehen viel zu jung aus für so große Kinder. Das wäre plump gewesen. Bei ihm klang eine simple Feststellung wie ein Kompliment. Schlicht und elegant.
Eingebettet in tiefe Ledersitze genoss ich es, durch die Straßen der Stadt gefahren zu werden. Aus dem CD-Player klang leise Klaviermusik. Die Seitenscheiben waren beschlagen und tauchten die Stadt in milchiges Licht. Es war, als würde es auf der Welt nur uns beide geben: Stefan und Rosalind. Unablässig trommelte der Regen auf das Autodach.Der breite Scheibenwischer hatte keine Mühe, die Wassermassen zu bewältigen.
Wir hielten vor dem besten Restaurant der Stadt. Einladend leuchteten die beiden schlichten Laternen neben der Eingangstür. Terrakottatöpfe mit zu Kugeln geschnittenen Buchsbäumen säumten den Weg vom hauseigenen Parkplatz zum Gebäude.
Der Restaurantleiter kam mit raschen Schritten auf uns zu. Ein entzücktes Lächeln auf seinen Lippen. »Guten Abend, gnädige Frau. Herzlich willkommen, Herr Konsul. Ihr Tisch wie immer, Herr Konsul. Patrick, die Mäntel! Wenn Sie mir dann bitte folgen wollen.«
Der herbeigerufene Kellner nahm unsere nassen Sachen in Empfang. Und zum Glück blieb auch der Regenhut in der Garderobe. Obwohl er nicht kariert war, hatte er mich an Hubert erinnert.
Wir bekamen ohne Zweifel den besten Tisch im Lokal. In einer kleinen Nische, abgeschirmt von den anderen Gästen. Direkt am Fenster, mit einem wunderschönen, regenverschleierten Blick über den beleuchteten Park.
»Herr Konsul?«, erkundigte ich mich, als wir Platz genommen hatten.
Stefan lächelte: »Ja, ich bin Honorarkonsul von Botswana.« Mit sichtlichem Stolz wies er auf die kleine Anstecknadel auf seinem Revers. Sie war mir bereits aufgefallen, als er seinen Mantel in die Obhut des Kellners gegeben hatte. Die Nadel hatte einen schmalen schwarzen Streifen, der von ebensolchen weißen und dickeren hellblauen Streifen eingefasst war.
»Das ist die Flagge von Botswana«, erklärte er mit einem Lächeln, »ich finde ihre Symbolik so aussagekräftig. Die hellblauen Streifen symbolisieren das Wasser. Sie werden sicher verstehen, dass dieses gerade in einem von Dürre bedrohten Land von zentraler Bedeutung ist. Die weißen und der schwarze Streifen stehen für das friedvolle Miteinander weißer und schwarzer Menschen.«
Ich war ehrlich beeindruckt.
»In meiner Familie ist es Tradition, dass wir Honorarkonsulate übernehmen. Mein Cousin ist Honorarkonsul von Honduras, mein Onkel war Honorarkonsul von Trinidad. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, auf diese Weise seinem Land einen Dienst zu erweisen. Ich denke, wir starten mit zwei Gläsern Veuve Cliquot«, fügte er hinzu, an den immer noch beflissen wartenden Restaurantleiter gewandt.
Ein weiteres Gästepaar wurde von einem der Kellner an uns vorbei zu einem der Tische geleitet. Der Mann blieb stehen, als er Stephan erkannte: »Guten Abend, Herr Auer-Bergenthal.« Die Ehrfurcht in seiner Stimme war unverkennbar.
Stephan erhob sich: »Guten Abend, Herr Rechtsanwalt. Schönen guten Abend, Frau Singer.« Er reichte der Dame die Hand und deutete eine Verbeugung an. »Ich darf Ihnen meine Begleiterin vorstellen …«
Doch das war nicht nötig. Ich kannte die beiden seit vielen Jahren. Heinz und Elke Singer waren enge Freunde von Peter gewesen. Auch zwei von der Sorte, die ich seit fast vier Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
»Roli!«, rief Heinz überrascht, doch sichtlich erfreut, »schön, dass man dich auch wieder einmal sieht. Wie geht es dir? Wir müssen uns unbedingt wieder einmal treffen. Am besten, wir laden euch einmal zum Abendessen ein, nicht wahr Elke?«
Seine Frau lächelte säuerlich. Ich reichte huldvoll die Hand zum Gruße. Ich hätte vor Vergnügen am liebsten laut aufgejubelt.
Die beiden Herren wechselten noch ein paar belanglose Worte, dann wünschten uns die Singers einen guten Abend und zogen von dannen zum vorbereiteten Tisch. Dort hatten sie jetzt sicher einiges zu reden.
Der Oberkellner kam mit
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