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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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übernehmen. Ich war imstande, ihm ohne weiteres um den Hals zu fallen. Ihn an mich zu drücken, sein Gesicht mit Küssen zu bedecken …
    Halt! Energisch öffnete ich meinen Kleiderschrank, um mir zu überlegen, was ich zu meinem ersten Rendezvous mit Stefan anziehen sollte. Natürlich fand ich nichts Passendes. Meine schönsten Sachen erinnerten mich an Wien. In die neue Beziehung wollte ich aber mit neuen Kleidungsstücken gehen. Und so saß ich wenige Augenblicke später in meinem Auto und fuhr in die Innenstadt. Dieses bedeutende Ereignis, das erste Mal mit Stefan allein auszugehen, verdiente ein sexy Outfit. Und ein passendes Paar neue, hochhackige Schuhe.

    Und dann war also der Samstag angebrochen. Ich war den ganzen Tag nervös und zittrig gewesen und froh, dass die Jungs auf ihren Zimmern waren, um sich umzuziehen. Heute war die Geburtstagsparty von Cindy, dem umschwärmtesten Mädchen in ihrer Klasse. Da hieß es, die lässigsten Jeans herauszusuchen und die, zum Glück wenigen, Pickel unter einer dicken Schicht hautfarbener Creme zu verstecken. Es war wirklich gut, dass die beiden so intensiv mit ihren Vorbereitungen beschäftigt waren. Wie hätte ich ihnen erklären sollen, dass ich nicht im Geringsten in der Lage gewesen wäre, mich auf ein Gespräch zu konzentrieren? Ich stand meinen beiden Söhnen in puncto Aufregung über den bevorstehenden Abend um nichts nach.

    Von allen Seiten betrachtete ich mich im Spiegel. Wie ich mich auch drehte und wendete – ich war zufrieden mit dem, was ich sah: Mein neuer, mitternachtsblauer Seidenblazer passte ausgezeichnet zu dem schmalen, hautengen Top, das mein Dekolletee erfreulich betonte. Meine Freundinnen hatten Recht gehabt: Es machte richtig Spaß, sich für einen würdigen Anlass ins beste Licht zu rücken.
    Es hatte den ganzen Tag leicht genieselt, jetzt am Abend goss es in Strömen. Meine himbeerrote Jacke erschien mir zum blauen Blazer doch zu auffallend. Zum Glück hatte ich noch einen dunkelblauen Regenmantel, der als eines der wenigen Kleidungsstücke meiner alten Garderobe Gnade vor Margarites strengem Auge gefunden hatte. Pünktlich um Viertel vor acht läutete es an der Tür.
    Da stand er: in einem hellgrauen Trenchcoat. Seine vollendeten Gesichtszüge durch einen tief in die Stirne gezogenen Regenhut verdeckt. Ich hatte meinen Mantel noch nicht angezogen und bat ihn ins Haus.
    »Guten Abend«, seine Lippen zeigten ein kleines Lächeln. Er schüttelte den großen Regenschirm aus und lehnte ihn an die Hauswand. Dann folgte er mir in den Flur. Ich blickte in den Spiegel, als er mir in den Mantel half. Und da sah ich es ganz deutlich: ein kleines Leuchten in seinen Augen. Ich konnte es kaum glauben: Oh Gott, auch er hatte Feuer gefangen!
    Ich spürte, wie mein Herz heftig zu klopfen begann. Ob er mich nun zur Begrüßung endlich küssen würde?
    »Mam, lässt du bitte etwas Geld zu Hause? Wir müssen die Getränke zu Cindys Party selbst mitbringen. Jordy hat für uns eingekauft. Jetzt will er unseren Anteil kassieren. Seine Mutter bringt uns mit dem Auto zu Cindys Haus. Was sehr praktisch ist bei diesem Wetter.«
    Ohne dass ich es bemerkt hatte, waren meine beiden Söhne hinter mir erschienen. Es hatte fast den Eindruck, als hätte sie die Neugierde auf den Flur hinausgetrieben. Das hätte ich mir denken können. Natürlich war ihnen meine Aufregung nicht entgangen, und sie wollten wissen, wer oder was der Grund für diese Aufregung war.
    »Oh hallo, ich wusste nicht, dass du Besuch hast«, äußerte mein Jüngerer mit zur Schau gestellter Ahnungslosigkeit. »Ich bin Tim.« Er gab Stefan die Hand und nahm ihn genau in Augenschein. Sebastian beeilte sich, es ihm gleichzutun.
    »Das sind meine Söhne«, sagte ich, wissend, dass er das wohl selbst erraten hatte. Da Stefan außer »Guten Abend« nichts von sich gegeben hatte, beeilte ich mich, ihn meinen Söhnen vorzustellen. Sie sollten doch wissen, wer der Mann war, der ihre Mutter heute ausführte. Und den sie in Zukunft öfter nach Hause zu bringen gedachte.
    »Und das ist Stefan …«, erschrocken ließ ich den Satz in der Luft hängen. Ich hatte keine Ahnung mehr, wie sein Nachname lautete. Der war aber auch reichlich seltsam gewesen.
    »Auer-Bergenthal«, vollendete Stefan meinen Satz. Er war es sichtlich nicht gewöhnt, mit Jugendlichen Konversation zu betreiben. Jedenfalls stand er etwas steif im Flur herum und fühlte sich fehl am Platz. Das beunruhigte mich nicht weiter. Meine Jungen waren

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