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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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längst aufgefallen, wie stark Hubert sich verändert hatte. Doch nun hörte ich dieses Lachen, und ich blickte ihn an, als sähe ich ihn das erste Mal. Wo war der weinrote Pullunder geblieben? Wo das Kettchen an seiner Brille? Beides verschwunden. Und die goldgeränderte Brille hatte einer modernen Fassung Platz gemacht.
    »Um wie viel ist deine Auserwählte jünger?« Mit dem Ausdruck Brunnen-Claudia konnte ich beim besten Willen nichts anfangen. Und eine Frau, die Brunnen hieß, kannte ich schon gar nicht.
    In diesem Moment klopfte es an der Wohnzimmertür, und Bea stand im Raum. »Draußen war wieder einmal nicht abgeschlossen«, erklärte sie. »Ist noch Kaffee in der Kanne?«
    Obwohl ich noch fassungslos war über Huberts Ankündigung, musste ich lachen. Jeden Sonntag dasselbe Ritual. Bea kam und griff nach der Thermoskanne. Diesmal fragte sie allerdings nicht allgemein in die Runde, wie es uns denn so ginge. Sondern sie erkundigte sich freudestrahlend: »Und? Hat Hubert euch schon die großartige Neuigkeit gestanden?«
    Wieder ein Grund, um nach Luft zu schnappen. Was wusste Bea, was ich nicht wusste? Warum schienen meine beiden Freundinnen längst zu wissen, dass Hubert drauf und dran war, einen Schritt zu gehen, den ich nie und nimmer für möglich gehalten hatte?
    »Ich weiß nicht, was du weißt.« Ich merkte selbst, wie trotzig meine Stimme klang. Wie kam ich aber auch dazu, so eine Neuigkeit als Allerletzte zu erfahren? »Und ich weißnicht, woher du es weißt. Aber mein Schwiegervater hat uns eben erzählt, dass er heiraten will.«
    »Ja«, Bea strahlte von einem Ohr zum anderen, »ist das nicht großartig? Ist das nicht sensationell? Claudia hat es mir gestern Abend erzählt. Ich freue mich ja so für euch beide! Natürlich bin ich besonders stolz, dass ich euch zusammengebracht habe.« Sie grinste breit und fügte dann an, mit großer Geste auf Carla, mich und sich weisend, hinzu: »Und wir drei werden die Brautjungfern sein.«
    »Ganz sicher«, erwiderte Carla trocken, und es war für alle offensichtlich, dass sie niemandes Brautjungfer sein würde.
    »Wenn ihr mich noch länger auf die Folter spannt, dann schreie ich«, fuhr ich ungehalten dazwischen. »Wer ist Brunnen-Claudia? Und woher kennst du sie, Hubert? Wie lange kennt ihr euch schon?«
    Ich weiß, ich weiß, ich klang eher, als wäre ich Huberts Mutter als seine Schwiegertochter. Aber allein der Gedanke, dass er jetzt mit seiner anscheinend um vieles jüngeren Frau hier bei uns einziehen wollte, behagte mir ganz und gar nicht. Ich überlegte, wie ich dem Ganzen einen Riegel vorschieben konnte, aber mir fiel nichts Passendes ein. Ich konnte meinem Schwiegervater ja schließlich nicht verbieten zu heiraten.
    »Wir sprechen von Claudia, sozusagen«, sagte Carla, und das war für ihre Verhältnisse eine sehr freche Äußerung.
    Und plötzlich dämmerte es mir: Sie sprachen von Beas Cousine. Der Claudia, die Brunnenfiguren in ganz Deutschland fotografiert hatte, für ein EU-Projekt. Und ich erinnerte mich auch ganz klar daran, dass sie nach fast jedem Satz »sozusagen« sagte. Und jetzt würde sie also heiraten, sozusagen, Hubert, sozusagen. Wie sollte ich eine neue Hausgenossin namens Claudia Sozusagen je aushalten? Doch ich musste mich zusammenreißen, um irgendetwas Positives von mir zu geben: »Oh, gratuliere, Hubert. Das ist aber eine überraschende und natürlich sehr erfreuliche Nachricht!«Ich beeilte mich, ihm die Hand zu schütteln. »Das ist nicht nur eine erfreuliche, das ist eine sensationelle Neuigkeit. Wie alt ist Claudia? Mitte vierzig?«
    »Claudia ist sechsundvierzig«, sagte Bea, »und ich habe keine Ahnung, was Alter mit Liebe zu tun haben soll. Ob jetzt die Braut um vieles jünger ist oder ob der Bräutigam jünger ist, das ist doch völlig egal. Hauptsache, man liebt sich. Und man hat sich etwas zu sagen. Ist es nicht so, Hubert?«
    Seit wann waren die beiden denn auf so freundschaftlichem Fuß miteinander? Für Bea war doch Hubert immer der alte Störenfried gewesen. Für Hubert war Bea die laute Dicke mit dem unmöglichen Lachen. Und nun schienen die beiden die besten Freunde zu sein. Ich fragte mich, wo ich denn gewesen war in den vergangenen Wochen und was ich wohl sonst noch alles nicht mitbekommen hatte.
    »So ist es«, Hubert nickte, »und Claudia und ich haben uns tatsächlich viel zu sagen. Wir haben dieselben Interessen: Schach zum Beispiel, die Fotografie und natürlich Skandinavien. Und darum, meine liebe

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