Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Schwiegertochter, wird sich hier im Hause einiges ändern.« Da war er noch einmal, dieser beunruhigende Satz.
Ich öffnete den Mund, um irgendetwas zu erwidern, allein mir fiel immer noch nichts Passendes ein. Ich konnte ihm ja nicht gut befehlen hier auszuziehen.
Es war, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Ich werde hier ausziehen. Claudia und ich haben beschlossen, nach Schweden zu ziehen. Wie du weißt, liebe ich die Natur. Und Claudia teilt diese Liebe. Sie wollte schon immer nach Schweden übersiedeln, da sie ebenfalls eine Vorliebe für dieses Land hegt. Doch bisher konnte sie den Traum nicht verwirklichen. Zuerst war ihr Mann, besser gesagt ihr Exmann, entschieden dagegen. Er wollte wohl aus beruflichen Gründen in Deutschland bleiben. Ich habe ihn kennen gelernt. Claudia und er sind Freunde geblieben. Seltsam, nicht wahr? Das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben. Doch erscheint ein ganz passabler Mann zu sein«, Hubert seufzte, »ja, so schwer es mir fällt, das auszusprechen, meine Braut ist leider eine geschiedene Frau. Ich weiß, Rosalind, du kennst meine Ansicht über die Unauflösbarkeit der Ehe. Ist es ein großer Frevel, wenn ich all meine Grundsätze über Bord werfe und mich mit einer geschiedenen Frau verheirate?«
Wie gut hatte ich Huberts flammende Reden gegen Scheidung und gar gegen die Wiederverheiratung von Geschiedenen im Ohr. Eine Sünde war das. Ein Verstoß gegen das sechste Gebot.
»Papperlapapp!«, rief Bea, noch bevor ich etwas sagen konnte. Die Tatsache, dass Hubert in Kürze ihr angeheirateter Cousin sein würde, ließ sie ihm gegenüber einen viel lockereren Ton anschlagen, »wäre Claudia nicht geschieden, könntest du sie nicht heiraten. Wäre dir das lieber? Nein? Na also, dann sei doch froh, dass sie geschieden ist.« Das war wieder einmal ein Musterbeispiel für Beas Logik.
»Wisst ihr schon, wohin ihr ziehen werdet?«, fragte Carla. Wohl um die leidige Diskussion über die Sündhaftigkeit von Scheidungen zu beenden. Sicher hatte sie noch zu gut Huberts Worte im Kopf, die er anlässlich ihrer eigenen Scheidung mahnend gesprochen hatte.
Hubert nickte mit verklärtem Blick: »Wir ziehen in die Nähe von Ronneby. Das liegt in Südschweden. Dort gibt es einen kleinen Waldsee namens Ängsjön. Claudia ist in den letzten beiden Jahren einige Wochen lang dort gewesen. Ihren Schilderungen nach ist es dort genauso, wie ich es mir immer gewünscht habe: ruhig, kühl und grün. Claudia hat auch bereits ein mit viel Holz eingerichtetes Haus ausgesucht, das wir jetzt kaufen wollen. In der Nähe unseres neuen Heims sind zahlreiche Naturschutzgebiete. Bei Claudia steht als nächstes ein Bildband über bekannte Frauen in Schweden auf dem Programm. Ich bin sicher, wir finden dennoch genügend Zeit, um zu wandern und Rad zu fahren. Vielleicht beginne ich auch mit dem Angeln, wer weiß?Dann brate ich euch einen riesigen Fisch, wenn ihr uns das erste Mal besuchen kommt.« Er lachte vergnügt. »Seht ihr, wie weit es mit mir gekommen ist? Noch habe ich nicht einmal einen Angelhaken, und schon rede ich Anglerlatein!«
Ich konnte es nicht glauben. Hubert wollte nach Schweden übersiedeln? Und er wollte Sport treiben? Doch noch weniger konnte ich ihn mir mit Claudia in einer Holzhütte vorstellen.
»Und was machst du im Winter? Und was ist mit deinen Freunden? Und deinen Enkeln? Denkst du nicht, dass Tim und Sebastian dich vermissen werden?«
Verdammt, warum sagte ich so etwas? Ich wollte doch nicht, dass er hier blieb. Schon gar nicht mit Brunnen-Claudia im Schlepptau.
»Ach, die Enkel«, Hubert seufzte tief, »die Enkel sind groß geworden und brauchen ihren Großpapa nicht mehr. Bald ziehen sie in die Welt hinaus.«
Ein Tag, vor dem mir graute. Ich wollte gar nicht daran erinnert werden.
»Und außerdem: Ich bin ja nicht aus der Welt. Schweden ist mit dem Flugzeug ein Katzensprung. Ihr seid in unserem Haus jederzeit willkommen. Und im Winter bin ich sicher oft hier in der Stadt. Claudia wird ihr Haus nur zum Teil vermieten. Einige Zimmer werden wir für uns behalten. So dass wir auch jederzeit kommen können, wenn wir gebraucht werden.«
XXII
Das waren alles wirklich erfreuliche Nachrichten. Aber ein kleines, wehmütiges Eckchen in mir meinte, dass ich Hubert vielleicht doch vermissen würde. Mit einem hatte er sicher Recht: Die Jungen waren fast erwachsen. Ich brauchte keinen Babysitter mehr, der im Haus wohnte.
»Wo habt ihr euch kennen gelernt?« Natürlich war ich
Weitere Kostenlose Bücher