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Vom Kriege

Vom Kriege

Titel: Vom Kriege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Clausewitz
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Diese Kolonnen konnten nun sämtlich rechts oder sämtlich links, oder der rechte Flügel rechts und der linke links, oder der linke rechts und der rechte links abmarschieren. Im letzteren Falle würde man den Abmarsch »aus der Mitte« genannt haben. Alle diese Formen aber waren im Grunde, ob sie gleich eine Beziehung zum künftigen Aufmarsch haben sollten, gerade in dieser Beziehung gleichgültig. Als Friedrich der Große in die Schlacht von Leuthen ging, war er flügelweis in 4 Kolonnen rechts abmarschiert, daraus entstand mit großer Leichtigkeit der von allen Geschichtschreibern so sehr bewunderte Übergang zum Abmarsch in Treffen, weil es zufällig der österreichische linke Flügel war, den der König angreifen wollte. Hätte er den rechten umgehen wollen, so würde wie bei Prag ein Kontremarsch notwendig geworden sein.
    Entsprachen diese Formen schon damals jenem Zweck nicht, so wären sie jetzt in Beziehung auf denselben eine völlige Spielerei. Man kennt jetzt ebensowenig als sonst die Lage des künftigen Schlachtfelds zum Wege, den man zieht, und der kleine Verlust an Zeit, welcher aus einem falschen Abmarsch entsteht, ist jetzt unendlich weniger wesentlich als sonst. Auch hier hat die neue Schlachtordnung ihren wohltätigen Einfluß; welche Division zuerst ankommt, welche Brigade zuerst ins Feuer geführt wird, ist völlig gleichgültig.
    Unter diesen Umständen hat der Rechts- und Linksabmarsch jetzt keinen andern Wert, als daß er, wenn darin abgewechselt wird, dazu dient, die Mühseligkeiten bei den Truppen auszugleichen. Und dies ist der einzige, aber freilich ein sehr wichtiger Grund, diesen doppelten Abmarsch auch im großen beizubehalten.
    Der Abmarsch aus der Mitte fällt unter diesen Umständen als eine bestimmte Ordnung von selbst weg und kann nur zufällig entstehen; ein Abmarsch aus der Mitte bei ein und derselben Kolonne ist in der Strategie ohnehin ein Unding, denn er setzt einen doppelten Weg voraus.
    Die Ordnung des Marsches gehört übrigens mehr in das Gebiet der Taktik als der Strategie, denn es ist die Zerlegung eines Ganzen in Glieder, welche nach dem Marsch wieder ein Ganzes werden sollen. Da aber in der neueren Kriegskunst auf das genaue Beisammensein der Teile nicht mehr gesehen [299] wird, sondern diese während des Marsches weiter voneinander entfernt und sich selbst überlassen werden, so können auch viel leichter Gefechte davon die Folge sein, welche die Teile für sich bestehen, und die also als Totalgefechte betrachtet werden müssen; darum haben wir es für nötig gefunden, so viel davon zu sagen.
    Übrigens wird, da sich, wie wir im zweiten Kapitel dieses Buches gesehen haben, eine Aufstellung in drei nebeneinander liegenden Teilen, wo keine besonderen Zwecke vorwalten, als die natürlichste ergibt, daraus auch die Marschordnung in drei großen Zügen als die natürlichste hervorgehen.
    Wir haben hier jetzt nur noch zu bemerken, daß der Begriff einer Kolonne nicht bloß von dem Wege ausgeht, welchen eine Truppenmasse zieht, sondern daß man in der Strategie auch Truppenmassen so benennen muß, welche in verschiedenen Tagen auf derselben Straße ziehen. Denn die Teilung in Kolonnen entsteht hauptsächlich zur Abkürzung und Erleichterung des Marsches, weil eine kleine Zahl stets schneller und bequemer marschiert als eine große. Dieser Zweck wird aber auch erreicht, wenn die Truppenmasse nicht auf verschiedenen Wegen, aber an verschiedenen Tagen marschiert.
Elftes Kapitel: Fortsetzung
    Über das Maß eines Marsches und die dazu erforderliche Zeit ist es natürlich, sich an die allgemeinen Erfahrungssätze zu halten.
    Für unsere neueren Heere steht es längst fest, daß ein Marsch von 3 Meilen das gewöhnliche Tagewerk ist, welches bei langen Zügen sogar auf 2 Meilen heruntergesetzt werden muß, um die nötigen Rasttage einschalten zu können, welche für die Herstellung alles schadhaft Gewordenen bestimmt sind.
    Bei einer Division von 8000 Mann dauert ein solcher Marsch in ebenen Gegenden und bei mittelmäßigen Wegen 8 bis 10, in bergigen 10 bis 12 Stunden. Sind mehrere Divisionen in einer Kolonne beisammen, so dauert er noch ein paar Stunden länger, wenn man auch selbst die Zeit abrechnet, um welche man die folgenden Divisionen später aufbrechen läßt.
    Man sieht also: daß der Tag bei einem solchen Marsch schon ziemlich besetzt ist, daß die Anstrengung des Soldaten, 10 bis 12 Stunden unter seinem Gepäck zu sein, nicht mit einer gewöhnlichen Fußreise von 3

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