Vom Mondlicht berührt
wurde, dass alle Türen verschlossen waren. »Bleib hinter uns«, rief ich mit zitternder Stimme und schon waren die ersten beiden Numa bei uns angekommen und erhoben ihre Schwerter gegen Vincent und Arthur.
Ich wusste, wie ich mich verhalten musste. Auch darüber hatten wir beim Kampftraining gesprochen. Als diejenige mit der wenigsten Erfahrung war ich für die zweite Verteidigungslinie vorgesehen. Wenn ich musste, sollte ich kämpfen. Bis dahin sollte ich mich allerdings hinter Vincent und allen anderen halten, die schon lebenslange Übung und Erfahrung hatten. Ich hielt das Schwert vor mir und bewegte mich nervös auf den Fußballen, immer bereit zum Sprung. Ruhig bleiben , sagte ich mir selbst und schob gedanklich meine Angst so weit weg, wie es ging. Konzentriere dich auf den Rhythmus.
Vincent hatte seinen Gegner an eine Seite gedrängt und kämpfte mit einer Rage gegen ihn, dass ich allein vom Zuschauen das Gefühl hatte, mir würde das Blut nur so durch die Adern schießen. Wieder sah ich in ihm den Racheengel, als der er die meiste Zeit des vergangenen Jahrhunderts gewütet hatte.
Violette kämpfte mit einem weiteren Numa und drängte ihn aus der Gasse, indem sie eine ganz ähnliche Kampftechnik wie Charlotte anwandte, um ihre geringe Körpergröße wettzumachen. Ihr Angreifer hatte enorme Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Nicht mehr lange, und der Kampf würde zu ihrem Vorteil ausgehen.
Arthur schirmte Georgia und mich von den beiden verbleibenden Numa ab. Ich vermutete, dass er sie so lange in Schach halten wollte, bis Violette oder Vincent ihren Gegner besiegt hatten und ihn unterstützen konnten. Das gelang ihm auch sehr gut, bis ihn die beiden Angreifer durch eine gemeinsame Aktion überlisteten, an seiner Klinge vorbeikamen und sich plötzlich direkt vor mir aufbauten.
Gerade rechtzeitig riss ich mein Schwert in die Luft, um den Schlag eines Numa abzuwehren, der auf meinen Kopf zielte. Sofort sprang ich beiseite, um seinen Hieb seitlich abzulenken. Die Klinge seines Schwerts glitt, geführt von meinem Schlag, Richtung Boden, wo die Spitze hart aufschlug.
Arthur stürzte an mir vorbei, dicht auf den Fersen des zweiten Numa, der es auf Georgia abgesehen hatte. Ich konnte nicht einmal kurz zu ihr gucken, aber ich wusste, dass Arthur sie sicher besser verteidigen konnte als ich. Und ich musste mich auf meinen Gegner konzentrieren, der schon nach zwei Sekunden wieder das Gleichgewicht erlangt hatte.
Ich schaff das nicht. Während dieser Gedanke durch meinen Kopf geisterte, verließ ich für einen Moment meinen Körper und sah diese Szene aus der Vogelperspektive. Ein heranwachsendes Mädchen, das in einer schmalen Gasse stand und sein Schwert gegen einen Mann richtete, der fast zweimal so groß war wie sie. Ich schaff's nicht. Ich kann mich vor Angst nicht bewegen.
Mein Gegner richtete sich auf und ging wieder auf mich los. Ein Blick in seine kalten, mordlüsternen Augen reichte aus. Schon pumpte mein wild schlagendes Herz Adrenalin durch meine Adern und versetzte mich in Kampfmodus. Mit einem Schrei, von dem mir erst gar nicht klar war, dass er aus meiner Kehle kam, stürzte ich mich auf ihn. Ich hieb, ich tänzelte rück- und seitwärts, um seinem sausenden Schwert auszuweichen, bevor ich wieder mit meinem in seine Richtung schlug. Er parierte jeden meiner Schläge, aber ich auch die seinen.
Die Zeit stand still, während unser Kampf unerbittlich weiterging, bis mein Gegenüber plötzlich zusammensackte. Vincent stand hinter ihm. Er hatte sein Schwert so tief in den Rücken des Numa gestoßen, dass es auf der Brust wieder austrat.
Instinktiv wirbelte ich herum, das Schwert vor meiner Brust, und blickte in die Gasse, ob noch irgendwo akute Gefahr herrschte. Violette stand ein paar Meter entfernt, einen Fuß gegen den reglosen Körper am Boden gestemmt, um ihr Schwert aus der Leiche ziehen zu können. Vincent hatte seinen und meinen Angreifer erledigt.
Georgia hockte zusammengekauert in einem der Eingänge, Arthur ließ sich gerade neben ihr an der Wand entlang in die Hocke gleiten. Er hielt eine Hand gegen seinen Oberarm gepresst, auf Schulterhöhe strömte Blut durch einen breiten Riss im T-Shirt. Er trat nach etwas, was neben seinem Fuß lag, woraufhin der abgeschlagene Kopf des Numa wegrollte und erst zum Liegen kam, als er gegen den Rest der Leiche stieß.
Ich rannte zu Georgia, die sich langsam aus ihrer Starre löste. Wie benommen streckte sie einen Arm nach Arthur aus. »Alles in Ordnung
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