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Vom Regen in die Traufe

Vom Regen in die Traufe

Titel: Vom Regen in die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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mark anderthalb Stunden ohne Pause, und in dieser Zeit gab er einen recht detaillierten Einblick in Hermanni Heiskaris Au f standspl ä ne. Er war ein geschickter Referent, und obwohl der Vortrag lang war, h ö rte Lena ihm zu, ohne dass ihr Int e resse auch nur einen Augenblick erlahmte.
    Ragnar beendete seinen Vortrag mit einem gro ß artigen Gei s tesblitz:
    » Die Mobilmachung vollziehen wir mithilfe der landeswe i ten Arbeitslosenkartei. Die Arbeits ä mter haben von jeder Person die Angaben zur Ausbildung und zu fr ü heren Arbeit s stellen, ferner die Adresse, Informationen ü ber den Gesundheitsz u stand, einfach alles! Ich nehme an, dass nicht mal unsere regul ä re Armee eine bessere Stammkartei besitzt. Jeder x-beliebige Werbefachmann kann hingehen und sich bei Bedarf diese Datenlisten kaufen. «
    Erneut flatterte der Ungl ü cksh ä her mit dem gr ü nen Sterz herbei und fl ö tete. Die Teilnehmer beschlossen, das Kriegss e minar zun ä chst zu unterbrechen und einen kleinen Spazie r gang zu machen, bevor Hermanni Heiskari mit seinem Beitrag an die Reihe kam. Lena und Ragnar nahmen Angeln mit und warfen die K ö der im Junttijoki aus. Keiner von beiden rechn e te damit, etwas zu fangen, aber siehe da, bald biss an Lenas Angel eine Grauforelle von gut einem Kilo Gewicht an. Sie zappelte wild, ehe sie sich herausholen lie ß , und bald fing auch Ragnar einen Fisch, es war eine etwas kleinere Ä sche. Gl ü c k lich ü ber den Fang, kehrten Onkel und Nichte zum Feuer zur ü ck, wo He r manni sich bereits auf seinen Vortrag vorbere i tete.
    Lena Lundmark dachte ü ber die betriebswirtschaftlichen Konsequenzen eines B ü rgerkrieges nach. Was hier geplant wurde, war ganz eindeutig ein Aufstand, und die Idee stammte von einem gew ö hnlichen Holzf ä ller aus den n ö rdlichen W ä l dern. Der gute Hermanni war ganz offensichtlich verliebt in seinen Gedanken, so wie es die echten Rebellen immer gew e sen sind, er wollte bestimmt ein romantischer Held sein und mit Leib und Seele f ü r das einfache Volk k ä mpfen. Alles sch ö n und gut, aber in der knallharten Gesch ä ftswelt war f ü r solche Hir n gespinste kein Platz. Was Lenas Interesse an dem Projekt wec k te, war der Gedanke an den eigenen Vorteil. Es ging, au ß er um einen Volksaufstand, auch um eine nie da gewesene gro ß artige Gelegenheit, Unmengen Geld zu machen. Zynisch rekapitulie r te Lena, was unter Gesch ä ftsleuten stets in diesem Zusamme n hang gesagt wird: » Krieg ist das eintr ä glichste Business der Welt. «
     

17
     
    Ragnar nahm die Fische aus und filetierte sie. Es war noch Vormittag, als Hermanni mit seinem Vortrag begann, und er sch ä tzte, dass er bis zum Mittagessen damit fertig sein w ü rde. Die Generalstochter Lena und der aus Versehen in die Rolle des Oberst geratene Ragnar Lundmark nahmen auf den Zel t st ü hlen Platz. Nun ergriff der Unteroffizier das Wort, nac h dem er das Feuer gesch ü rt und ein paar trockene Holzscheite hineingewo r fen hatte.
    Hermanni Heiskari erkl ä rte den Begriff der Doktrin. Das ist eine Lehre, mit der die Ziele und Grundlagen von Kriegshan d lungen und die daraus resultierenden milit ä rischen Aufgaben und ihre Durchf ü hrung definiert werden. Als Ziel des Aufsta n des der Arbeitslosen nannte Hermanni das Erreichen der Vol l besch ä ftigung. Der Aufstand w ü rde ausschlie ß lich auf das Territorium Finnlands begrenzt bleiben. Die Aktionen best ü n den, zumindest anfangs, aus passivem Widerstand, der die nationalen Ressourcen lahmlegen und so die Gesellschaft zwingen w ü rde, auf die Forderungen der Aufst ä ndischen einz u gehen.
    Es musste jedoch die M ö glichkeit in Betracht gezogen we r den, dass die Gegenseite, der » Feind « , versuchen w ü rde, den Aufstand gewaltsam zu ersticken, und dann w ä ren bewaffneter Kampf und Blutvergie ß en unvermeidlich. Denkbar war, dass nach Ausbruch des Krieges der Staat mit seinem Machtapparat versuchen w ü rde, die aufst ä ndischen Arbeitslosen und ihren Kampf niederzuschlagen. Wenn sie jedoch, wie zu hoffen war, von der Masse der ü brigen Bev ö lkerung Unterst ü tzung und Deckung bek ä men, m ü ssten s ä mtliche finnische Arbeitslose eliminiert werden. Nach Hermannis Auffassung k ö nnte das geschehen, indem man diese Menschen in gro ß en Lagern konzentrierte, so wie es im Zweiten Weltkrieg vor allem in der Sowjetunion und in Deutschland gehandhabt worden war. F ü r den Anfang bedeutete das, mindestens dreihundert- bis vie r

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