Vom Regen in die Traufe
ins Gefangenenlager geschickt, obwohl die Krupskaja aus h ö heren Kreisen stammte und au ß erdem ein b ö ses Mundwerk hatte, stimmt's, Herma n ni? «
Lena Lundmark erkannte, wie heikel die Situation war. Sie begann, von der radikalen Phase ihrer Jugendzeit in Maaria n hamina und Turku zu erz ä hlen. Auch sie habe sich ein Poster des Partisanenf ü hrers Che Guevara in ihre Studentenbude geh ä ngt und eifrig Revolutionslieder gesungen. Irgendwie denke sie mit R ü hrung an die Maidemonstrationen zur ü ck, auf denen die Nachkommen der Kapitalisten gemeinsam mit den Werftarbeitern Transparente der Stalinisten getragen hatten und so schrecklich enthusiastisch gewesen waren. Nun, zum Gl ü ck liege die Aufstandsidee jetzt in sachlicheren H ä nden.
Lena versprach ihre finanzielle Unterst ü tzung f ü r den Kriegsplan. In der Praxis bedeutete das, dass das Duo weiter frei umherreisen durfte, w ä hrend es zugleich die Pl ä ne volle n dete. Lena hatte beiden M ä nnern ein Jahr freien Unterhalt garantiert, und sie gedachte, ihr Versprechen nicht zu brechen. Noch etwa zehn Monate waren ü brig. Aber zuallererst musste ein Laptop angeschafft werden, dazu ein Modem und ein Drucker. Mit dieser Ausr ü stung lie ß e sich leichter am Text arbeiten, und auf Disketten w ä re er auch besser aufgehoben und bliebe eher geheim als in einem wirren Stapel maschine n geschriebener Bl ä tter.
Sie vereinbarten, dass Ragnar ein detailliertes Programm erstellen sollte, nach dem die M ä nner fortan leben und reisen w ü rden. Und zugleich erkl ä rte Lena, dass dieses Kriegsseminar auch als eine Art Verlobung anzusehen war. Hermanni Heiskari ä chzte und stotterte erschrocken:
» Nu denn, aber das kommt jetzt … ä hm, na ja, blo ß was soll so ein Waldmensch mit einer festen Frau anfangen. « » Du solltest verst ä ndlich sprechen oder den Mund halten « , zischte Lena.
Jetzt machten sie sich ü ber den vom Hotel bereitgestellten Picknickkorb her, der voller Delikatessen war. Er enthielt drei verschiedene Salatso ß en mit ebenso viel Salaten. Beigef ü gt war eine handgeschriebene kleine Speisekarte, auf der die Hauptz u taten f ü r die Salate aufgez ä hlt waren. Ragnar las vor, dass die K ü che kalten, in Streifen geschnittenen nordfinnischen Lam m braten in Rosmarin-Moosbeeren-So ß e empfahl (Ol i ven ö l, darin ein klein geschnittener Rosmarinst ä ngel, Moo s beerengelee und Weinessig). Als N ä chstes entnahmen sie dem Korb Fleisch von freilaufender Tervola-Ente in Joghurt-Ingwer-So ß e (bulgar i scher Joghurt vom Typ Enigheten, ein L ö ffel schonischer H o nig, eingelegter, gehackter Ingwer, mittelscharfer Turkuer Senf und Zitronensaft) sowie gekochte Ä sche mit einer So ß e auf Walnussbasis (darin au ß erdem Nuss- und Oliven ö l, Wei ß wei n essig und eine Spur Dijon-Senf) … dazu gab es gebuttertes Gerstenbrot, Hering, gekochte Ma n delkartoffeln, die dick in Papier eingewickelt und noch warm waren … das Kriegssem i nar ü ber die Elenden der Gesellschaft h ä tte keine angenehmere Fortsetzung finden k ö nnen.
Der Wildmarkf ü hrer hatte drei feste Gef äß e aus Baumrinde zurechtgeschnitten, mit denen die Ausfl ü gler, wenn sie sich ein wenig vorbeugten, aus dem Junttijoki glasklares, k ü hles Wa s ser sch ö pfen konnten.
Der Picknickkorb enthielt au ß erdem zwei Flaschen des von Ragnar gew ü nschten Els ä sser Gew ü rztraminers, es war ein weicher, fruchtiger, aromatischer und trockener Wei ß wein mit angemessener S ä ure, der aus Ragnars Sicht f ü r diesen sonnigen Tag in freier Natur bestens geeignet war. Ragnar pr ü fte das Etikett, ö ffnete die Flasche und goss sich zun ä chst einen kle i nen Probeschluck ein. Er hielt die Fl ü ssigkeit gegen das Licht, schnupperte und nippte schlie ß lich daran. Er rollte den Wein eine Weile auf der Zunge, und als er ihn schlie ß lich herunte r schluckte, wartete er noch eine Weile auf die Reaktion des Magens und auf den Nachgeschmack. Zufriedenheit machte sich in seinem Gesicht breit. Er f ü llte alle drei Gl ä ser, denn er hatte den Wein f ü r gut befunden. » Ausgezeichnet. Bitte sehr! «
Die beiden anderen folgten der Aufforderung. Lena w ü nsc h te, dass Ragnar seine Weinkenntnisse an Hermanni weitergab. Sie vermutete, dass der sich haupts ä chlich an Selbstgebrannten hielt, wenn ihm der Sinn nach Alkohol stand.
Ragnar versprach, Hermanni als Erstes den Angebotskat a log von Alko zu besorgen, denn das war seiner Meinung nach der
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