Vom Regen in die Traufe
vielleicht beste Wegweiser in die Welt der Weine und der anderen alkoholischen Getr ä nke, den es ü berhaupt gab. He r manni ä u ß erte sich verwundert dar ü ber. Er hatte stets ang e nommen, dass die L ä den des staatlichen finnischen Alkoho l monopols besonders engstirnig und abschreckend waren und dass ihr teures Angebot nicht gerade als Schatzkammer f ü r den Weinkenner galt. Er hatte sein Leben lang zu h ö ren beko m men, dass man in Finnland nichts von Weinen verstand, dass man nach Frankreich oder Deutschland fahren musste, wenn man anst ä ndige Getr ä nke genie ß en und Trinksitten lernen wollte. Ragnar kl ä rte Lena und Hermanni dahingehend auf, dass Finnlands Alko der gr öß te Weink ä ufer der Welt war und dass nicht einmal das entsprechende norwegische Monopol im Volumen mit Alko mithalten konnte. Mit ihrer jahrzehntela n gen Erfahrung und mit der Macht des Geldes hatten die Ei n k ä ufer und anspruchsvollen Verkoster von Alko gro ß artige Kontakte zu den Weinkellern der edelsten Anbaugebiete in der ganzen Welt gekn ü pft, und sie w ä hlten f ü r den Import nach Finnland nur beste Qualit ä t aus. Nirgendwo sonst gab es diese Sachkenntnis bei der Auswahl, dem Import, der Lagerung und Vermarktung der Weine und bei der Anleitung zu ihrem Gebrauch.
Am Schluss seiner Tirade ä u ß erte Ragnar seine tiefe Betr ü b nis dar ü ber, dass jetzt, da Alko auf dem H ö hepunkt seiner Bl ü te war, seine Monopolstellung bedroht wurde und das ganze gro ß artige System zusammenzubrechen drohte.
Ragnar erkl ä rte, dass er seine Steuern sehr gern zahlte, wenn sie den Weg ü ber die Kasse von Alko nahmen. Dort bekam er wenigstens eine Flasche, um sich zu tr ö sten.
W ä hrend der Salatmahlzeit r ö stete Hermanni beide Fische am Feuer, sie bildeten anschlie ß end die Hauptmahlzeit, und zum Schluss entnahmen die Ausfl ü gler dem Picknickkorb die Nachspeise, es waren Brat ä pfel, die nach dem Garen gek ü hlt und mit saftigen wilden Waldbeeren gef ü llt worden waren.
Lena Lundmark hatte sich im Laufe des Tages derma ß en in die sch ö ne Landschaft verliebt, dass sie den Wunsch ä u ß erte, mit Hermanni die Verlobungsnacht in einem Zelt am Flus s ufer zu verbringen. Sie w ü rden gemeinsam von der Zukunft tr ä u men – auch vom Guerillakrieg – und die Mitternachtsso n ne bewundern. Ragnar versprach, umgehend alles Erforderl i che zu veranlassen.
W ä hrend der ausgedehnten Mahlzeit sorgten die Ausfl ü gler daf ü r, dass der Ungl ü cksh ä her mit dem gr ü nen Sterz, der das Seminar den ganzen Tag begleitet hatte, seinen Teil vom Prov i ant abbekam.
Hermanni erz ä hlte, dass dieser Vogel das Maskottchen aller lappl ä ndischen Holzf ä ller war. Er pflegte sich in der N ä he des Lagerfeuers niederzulassen und zu fl ö ten, und er kam sogar zutraulich n ä her, um sich von Hand f ü ttern zu lassen. Aber wenn der Ungl ü cksh ä her erschrocken fortflog, war das ein b ö ses Omen. Dann starb der betreffende Holzf ä ller im Allg e meinen und wurde, wie wir bereits wissen, zu einem Rentier.
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Ragnar Lundmark organisierte zusammen mit Wildmarkf ü h rer Santeri N ä lj ä nk ä l ä inen noch f ü r denselben Abend ein gro ß es blaues Hauszelt, das im Inneren ein aus wei ß er Gaze gen ä htes M ü ckenzelt f ü r zwei Personen beherbergte. Als Schlafunterlage dienten zwei weiche Luftmatratzen, dazu gab es Daunenkissen und saubere Laken. Eine K ü hltasche mit Snacks und Getr ä nken wurde im Vorzelt untergebracht, ein Campingtisch und St ü hle vervollst ä ndigten die Einrichtung des Verlobungsnestes. Das M ü ckenzelt bot freien Ausblick auf den Junttijoki, dahinter waren die Teno-Fj ä lls auf norweg i scher Seite zu sehen, deren h ö chste Erhebung mit mehr als tausend Metern der Rastigaissa war.
Santeri konnte sich nicht verkneifen zu erz ä hlen, dass z u letzt in ebendiesem Zelt ein Bischof aus Minnesota zusammen mit seinem Sekret ä r ü bernachtet hatte. Die beiden hatten vom Zelt aus Forellen geangelt. Der Rei ß verschluss an der Ö ffnung war danach erneuert worden. Damals hatte das Zelt am Vask o joki gestanden, in der N ä he des Kinderheimes von Riutula, dessen Schirmherr der Bischof war. Der Schwarzrock war ein ehemal i ger Pastor der US-amerikanischen Luftwaffe, der in den Siebz i gerjahren vor ü bergehend Seelsorger eines St ü t z punktes in Deutschland gewesen war und die Soldaten begle i tet hatte, wenn sie in einer Transportmaschine Weihnachtsg e
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