Vom Regen in die Traufe
Empfehlung, dass du Gesellschaftst ä nze lernen solltest – ich selbst biete mich als Lehrer an –, und au ß erdem k ö nnten wir an deinen Manieren feilen. Auch w ü rde ich mir w ü nschen, dass wir der Bekleidungskultur mehr Aufmerksamkeit sche n ken und deine Weinkenntnisse vertiefen. «
» Nu denn. «
Jetzt best ü nde auch die Chance, die Sprachkenntnisse des fliegenden Gesellen zu verbessern. Hermanni behauptete, in seiner Jugend eifrig Schwedisch und Englisch gelernt zu haben. Er hatte einen ganzen Winter in der christlichen Volkshoc h schule von Nivala verbracht, und zwar hatte er den sogenan n ten allgemeinen Kurs besucht …, dort hatten sie t ü chtig En g lisch gepaukt, zwei Stunden pro Woche, und zuvor hatte er bereits Grundkenntnisse durch sein Englischstudium an der Fernsch u le der Volksbildungsgesellschaft erworben. Um sein K ö nnen unter Beweis zu stellen, sagte er zu Lena, nachdem er sich die kunstvollen Formen der schwierigen Sprache ins Ged ä chtnis gerufen hatte:
» It's very great what normal timberman is felling birch logs per day, my lady. «
Ragnar machte den Vorschlag, dass sie vielleicht im sp ä t e ren Herbst zu einer intensiven Auffrischung der Sprache nach London reisen k ö nnten. Er kannte in England eine sehr effekt i ve Sprachschule, in der der Unterricht in Gespr ä chsform erfol g te. Vor allem im Rahmen der gemeinsamen Mahlzeiten und des abendlichen Beisammenseins konnte man dort die Nuancen der Alltagssprache erlernen, die vermutlich beim Fernstudium, durch die Umst ä nde bedingt, weniger Beac h tung fanden.
Auf Ragnars Liste standen au ß erdem eine Reihe anderer sympathischer Aktivit ä ten wie Golf, Segeln, Tontaubenschi e ß en, Reitwettk ä mpfe, Galopprennen, Polo …, nat ü rlich auch Schach und die Einf ü hrung in die Welt der internationalen Spielkasinos. Den letztgenannten St ä tten sollte man sich alle r dings mit gewisser Vorsicht n ä hern, mahnte er.
Lena Lundmark hielt es f ü r wichtig, dass das Duo auf seinen Reisen nicht herumgammelte und sich mit irgendwelchen zweitklassigen und vulg ä ren Dingen die Zeit vertrieb. Sie fand, dass man das Leben energisch und zupackend genie ß en sollte und sich nicht treiben lassen durfte, denn das beeintr ä chtige das Vergn ü gen. Doch ganz so gr ü ndliche Abenteuer wie jene, denen einst ihr Vater nachgejagt war, mussten es nicht gleich sein.
Ragnar las ein Beispiel aus seinem siebent ä gigen Woche n programm vor, demzufolge man sich den irdischen Gen ü ssen mit der gleichen Intensit ä t widmen w ü rde, als wenn man zur Arbeit ginge.
Montag : Fahrt in irgendeine interessante Gegend, die man n ä her kennenlernen m ö chte. Falls vorhanden, Besuch des Milit ä rmuseums.
Dienstag: Besuch der lokalen Natursehensw ü rdigkeiten.
Mittwoch: Genuss guter Speisen und Weine.
Donnerstag: G ä nzlich dem Kunstgenuss gewidmet.
Freitag: Freiluftaktivit ä ten mit Abenteuercharakter.
Samstag: Besuch der Oper, des Spielkasinos oder des The a ters.
Sonntag Ruhetag und Planung des Programms f ü r die n ä chste Woche.
Nicht extra erw ä hnt wurde, dass jeweils an den Werktagen an Hermannis Aufstandsplan gefeilt werden und weitere milit ä rische Informationen dazu eingeholt w ü rden. Desgle i chen w ü rden Sprachen gelernt und mehrere Stunden der Besch ä ft i gung mit der klassischen Literatur gewidmet.
In diesem Stadium des Abends war die Vorspeise verzehrt, und das ü ppige Hauptgericht, die » N ö rdliche Rhapsodie « , wurde serviert. Auf einem gro ß en Silbertablett war eine Ko m position von in Butter gebratenem Lachs, d ü nnen ger ö steten Rennoisetten, Brustfleisch von gekochtem Schneehuhn und glasierter Rentierzunge angerichtet, der Rhapsodiecharakter wurde aufs Angenehmste unterstrichen durch die herrlichen Wild- und Steinmorchelso ß en, gegrillten Tomaten, Dillbutter, Champignons, Pommes duchesses, eingelegten Zwiebeln, Mixed pickles, Sanddorngelee und was sonst noch so dazug e h ö rte.
Den Wein w ä hlte diesmal Lena aus. Aus dem Angebot des Pohjanhovi bestellte sie zum Essen den angenehmen und ers t klassigen Mouton-Rothschild Pauillac, und als der sich als ausgezeichnet erwies, wurde gleich noch eine zweite Flasche bestellt.
Lena erz ä hlte, dass ihr Vater Gefallen an ebendiesem Wein gefunden hatte, als er als junger Offizier an der franz ö sischen Milit ä rakademie studiert hatte. Hermanni und Ragnar wunde r ten sich nicht dar ü ber. Der Wein war von 1983, also ein beso n ders
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