Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
mit geschlossenen Augen und verträumter Miene und ich aufrecht neben ihm, angespannt und auf der Hut, die Finger um einen Stein geschlungen, den ich auf jeden Fall benutzen werde, falls sein Bruder auftaucht.
Schließlich schlägt er ein Auge auf und bricht das Schweigen. »Aber sag mal, wie hast du hierher gefunden? Wie bist du zur verzauberten Quelle gekommen?«
Ich weiß nicht, was ich antworten soll.
»Du bist der erste Mensch, der mir hier je begegnet ist.« Er sieht mich nachdenklich und erwartungsvoll an.
»Dann kommst du also nie mit Cade hierher? Hast ihm nicht einmal davon erzählt?« Die Worte sprudeln mir nur so über die Lippen, bevor ich sie aufhalten kann.
Dace runzelt die Stirn und verzieht die Miene, als hätten meine Worte einen schlechten Geschmack ausgelöst. »Warum sollte ich? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir stehen uns nicht gerade nahe.«
Ich drehe den Stein in den Händen hin und her und weiche seiner ursprünglichen Frage aus. »Ist das dein Pferd?«, frage ich und zeige auf den schwarzen Hengst, der in der Nähe grast.
Dace nickt. »Ist das dein Rabe?«
Ich presse den Mund fest zu. Versuche, mich auf die Bläschen zu konzentrieren, die Wärme des Wassers, die blühenden Ranken, die von den Bäumen herabhängen und sich über die Felsen winden, doch es geht nicht. Ich bin zu aufgedreht. Bereit für eine monumentale Schlacht – oder eine monumentale Blamage –, es kann so oder so ausgehen.
»Dann willst du dich also nicht zu dem Raben bekennen und mir auch nicht verraten, wie du die verzauberte Quelle
gefunden hast?« Er legt den Kopf schief, doch ich weiche seinem Blick aus. Seine Augen sind ein Strudel, der zu einem Ort ohne Entkommen führt. Andererseits muss ich ihn aber gar nicht anschauen, um mich unwiderstehlich zu ihm hingezogen zu fühlen. Seine Anwesenheit allein genügt.
Er stößt sich von dem Felsen ab, bis er direkt vor mir steht. Seine Augen leuchten dunkler als sonst, weniger wie Aquamarine und mehr wie der Türkisschmuck seiner Mutter. »Egal, wie du es auch angestellt hast«, sagt er, »ich freue mich jedenfalls, dass du hierhergefunden hast. Vom ersten Tag an, als du im Club mit mir zusammengestoßen bist, wusste ich, dass du nicht so bist wie die anderen Mädchen hier. Ich wusste sofort, dass du anders bist.«
»Wie kannst du da so sicher sein?«, frage ich mit heiserer Stimme, was an seiner Nähe liegt – daran, dass er so dicht bei mir steht, dass kaum ein Blatt Papier zwischen uns passen würde. Ich muss daran denken, wie ich ihn mithilfe des Raben beobachtet und gesehen habe, wie er die Müllsäcke durch Telekinese in den Container befördert hat – und weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die hier anders ist.
Er wirft den Kopf in den Nacken und lacht, ein so schöner Anblick, dass ich wünschte, es würde nie aufhören. Schließlich sieht er wieder mich an. »Dann sind wir wohl erneut bei den Instinkten gelandet – bis jetzt haben sie mich jedenfalls noch nie getrogen.«
»Und was sagen deine Instinkte dir jetzt?«, flüstere ich und weiß, dass ich meinen nicht mehr trauen kann, derart hat er mich aus der Fassung gebracht.
Er schluckt schwer. Holt tief Luft, als wollte er erneut untertauchen, doch stattdessen sagt er: »Sie raten mir, dich zu küssen.«
Er beugt sich vor und sieht mich eindringlich an. Und als seine Hände meine Wangen berühren und er mit den Daumen über meine Haut streicht, als sein Blick über mich wandert und gierig alles aufsaugt, was er sieht – tja, da muss ich zwangsläufig daran denken, dass alles genau so abläuft wie in dem Traum.
Ich umfasse den Stein fest – entschlossen weiterzumachen und die Sache durchzuziehen. Rabe hat mich aus einem bestimmten Grund zu dieser Quelle geführt, und dieser Grund offenbart sich jetzt.
Ich schließe die Augen und fiebere seinen Lippen entgegen, während ich mir sage, dass es ein Teil der Abfolge ist, dass so eben der Traum verläuft. Der Kuss ist so süß, so warm und so vertraut – und doch viel inniger, als ich ihn in Erinnerung hatte.
»Daire«, flüstert er mit tiefer, rauer Stimme, während seine Hände an meinen Seiten entlanggleiten. Er fährt mir unter das Top und erkundet jede Kuhle und Kurve. Ich bin so in dem Kuss gefangen, so benommen von seiner Nähe, dass ich kaum registriere, wie er seine Finger mit meinen verflicht und mich dazu bringt, den Stein loszulassen, der mir prompt aus dem Schoß kullert.
Ich fahre mit den offenen Händen über
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