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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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und spähe zur anderen Straßenseite. Auf einmal spüre ich einen fremden Blick auf mir, und als ich mich umdrehe, sehe ich einen etwa gleichaltrigen Jungen an einer Ziegelmauer lehnen.
    »Hast du Feuer?«, fragt er mit leiser, tiefer Stimme und wedelt mit einer unangezündeten Zigarette.
    Ich schüttele den Kopf. Unsicher ziehe ich an meinem Pferdeschwanz und lasse den Blick über ihn wandern. Ich sehe braune Lederstiefel, ausgebleichte Jeans, einen hellgrauen V-Pulli, feuchte, schwarze Haare, die er sich aus dem Gesicht gekämmt hat, ein kantiges Kinn, eine markante Stirn, hinter einer dunklen Brille verborgene Augen und geschwungene Lippen, die anzüglich grinsen.
    »Bist du sicher?« Er legt den Kopf schief und grinst noch breiter. Dabei enthüllt er blitzend weiße Zähne, die einen scharfen Kontrast zu seinem hinreißend braunen Teint bilden. Es ist der Schachzug eines Charmeurs – eines Mannes, der weiß, dass er gut aussieht. Eines Mannes, der es gewohnt ist zu bekommen, was er will.
    Ich schüttele erneut den Kopf und versuche, wegzusehen, doch es klappt nicht. Meine Instinkte drängen mich zur Flucht, während meine Neugier mich zum Bleiben verlockt.
    »Das ist schade«, sagt er und zieht die Mundwinkel hoch. Sein Lächeln wird noch breiter, als er die Zigarette vor sich hinhält und sie zu einer schimmernden schwarzen Schlange wird, die seinen Arm hinauf und in seinen Mund gleitet, wo sie den Platz einnimmt, an dem eigentlich seine Zunge sein müsste.
    Ich erstarre. Schon rechne ich damit, dass die Zeit stehen bleibt und die Krähen erscheinen. Bin mir sicher, dass es sich um eine weitere Halluzination handelt, als er plötzlich zu lachen beginnt – ein lautes, dröhnendes Lachen, das in den Hintergrund tritt, als er wieder spricht. »Tja, dann bin ich wohl auf mich allein angewiesen.« Er fasst in die Tasche, zieht ein silbern-türkises Feuerzeug heraus und hebt es an die Lippen, wo eine Zigarette anstelle der Schlange wartet. Sein Daumen reibt über das geriffelte Metall und entfacht eine Flamme, die vor seinem Gesicht auflodert.
    Er atmet tief ein, und wir starren uns durch dunkle Brillengläser an, für die es längst zu spät am Tag ist. Und noch ehe er ausatmen kann, ehe er eine Reihe von Rauchringen in meine Richtung blasen kann, bin ich weg. Ich überquere die Straße, während sich meine Atmung beschleunigt, mein Herz zu rasen beginnt und ich erneut hektisch Jennikas Handy anwähle. Ich hinterlasse ihr einen Schwall von Nachrichten und SMS, die so hässlich sind, dass sich die Postkarte im Vergleich dazu wie ein Liebesbrief ausnimmt.
    Ich benehme mich lächerlich und müsste mich dringend zusammenreißen. Was ich gesehen habe, war nicht real. Trotzdem bin ich auf eine Art aufgewühlt, die ich nicht abschütteln kann.
    Jetzt, da mich nur noch ein paar Meter Asphalt von der Bushaltestelle trennen, komme ich ins Grübeln. Sie ist einfach zu offen, zu ausgesetzt, da sie nur aus einer rissigen Holzbank und einem windigen Plastikdach besteht, das aussieht, als würde es unter dem nächsten Regenguss zusammenbrechen. Ganz zu schweigen davon, dass es wahrscheinlich der erste Ort ist, an dem Paloma nachsehen würde. Sie mag verrückt sein, aber sie ist bestimmt nicht dumm.
    Ich muss ein Versteck finden und mir vielleicht auch noch etwas zu essen besorgen. Also lasse ich das Telefon in die Tasche fallen und will gerade weitergehen, als ich sehe, wie der Akku warnend zu blinken beginnt, während gleichzeitig direkt vor mir ein grelles Neonschild aufleuchtet.
    The Rabbit Hole.
    Und direkt neben den leuchtend roten Wörtern zeigt ein grüner Leuchtpfeil auf eine steile Treppe nach unten.
    Eine Kellerbar.
    Das ideale Versteck, bis der Bus kommt und mich wegbringt.
    Der letzte Fleck, wo Paloma oder Chay nach mir suchen würden.
    Während ich das als das erste gute Omen seit Wochen auffasse, steige ich die Treppe hinab und gehe eilig durch die Tür. Drinnen ist es so düster, dass meine Augen einen Moment brauchen, um sich anzupassen.
    »Ausweis.« Ein muskelbepackter Türsteher mustert mich eindringlich.
    »Oh, ich will keinen Alkohol trinken. Nur schnell eine Limo und vielleicht etwas essen.« Ich ringe mir ein schnelles Lächeln ab, doch an ihn ist es verschwendet. Er sieht sich als bösen Buben, als harten Hund, einen Mann, der gegen kleine Nettigkeiten immun ist.
    »Ausweis«, wiederholt er, gefolgt von: »Ohne Ausweis kein Zutritt.«
    Ich nicke, lasse meine Reisetasche nach unten gleiten und wühle mich

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