Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
blitzen. »Dicht gefolgt von Egozentrik und Gier auf dem zweiten und dritten Platz.«
Sie tritt wieder an den Topf und rührt noch ein paar Mal um, ehe sie das Gebräu durch ein Sieb in einen Becher gießt.
Dann nimmt sie eine kleine Zange, hebt den nassen, dampfenden Stein heraus und legt ihn vor mir auf den Tisch.
»Im Lauf der Jahre hat sich die Rolle weiterentwickelt und der Name ebenso. Bei unseresgleichen heißen wir jetzt Suchende. Wir sind Suchende der Wahrheit – Suchende des Geistes – Suchende des Lichts – Suchende der Seele. Und es ist unsere Aufgabe, unsere Berufung, unsere Bestimmung, alles im Gleichgewicht zu halten – einem Gleichgewicht, das von uns verlangt, dass wir uns in den Geistwelten ebenso selbstverständlich bewegen wie in dieser Welt. Es gab einmal eine Zeit, als es noch wesentlich einfacher war, das Gleichgewicht zu halten, doch das ist vorbei. Und um deine ursprüngliche Frage nach dem Warum zu beantworten, die Fähigkeit, zwischen den Welten hin- und herzuwechseln, hängt von deiner Bereitschaft ab, dich selbst zu reinigen, innen wie außen. Und das, meine süße nieta , beginnt mit deiner Ernährung.«
Sie späht in den Becher und atmet tief ein. Dann, als sie das Getränk für fertig erachtet, stellt sie es vor mich hin und sagt: »Und jetzt musst du trinken.«
Ich verziehe den Mund, nicht ganz im Einklang mit ihren Plänen, aber ich will das Gebräu auch nicht rundweg ablehnen und enden wie Django. Das schreckliche Bild vom abgeschlagenen, blutigen Kopf meines Vaters, der schreit, um mich auf sich aufmerksam zu machen, liefert mir genug Motivation, um die Tasse zu leeren, bis kein Tröpfchen mehr übrig ist. Erstaunt stelle ich fest, dass die Flüssigkeit eine angenehme Wärme verbreitet, während sie durch meine Kehle rinnt, und obwohl der Nachgeschmack bitter ist, stört mich das nicht wirklich.
»Es gibt wesentlich mehr auf der Welt, als es den Anschein hat«, sagt Paloma und setzt sich wieder hin. »In Wirklichkeit besteht sie nämlich aus drei Welten – der Oberwelt, der Unterwelt
und der Mittelwelt. Jede dieser Welten besteht aus vielen Dimensionen – auch die Mittelwelt, also diejenige, die du gewöhnt bist und in der wir uns in unserem normalen Alltagsleben aufhalten. Die meisten Leute blicken nie über die Oberfläche hinaus – erkennen nie, dass sie von ungesehenen Mächten bevölkert ist, die ihre Leben auf eine Weise beeinflussen, die sie sich nicht einmal ausmalen könnten. Was du siehst, ist nicht das, was letztlich dahintersteckt, nieta . In jeder dieser Welten kannst du viele nette, mitfühlende Wesen finden, die dir bereitwillig bei deinen verschiedenen Anliegen helfen werden. Sie erscheinen in der Form von Tieren, Menschen, mythologischen Gestalten, ja selbst etwas so Einfaches wie ein Grashalm kann uns helfen. Alles hat seine eigene Energie – seine eigene Lebenskraft –, und eines Tages wirst du mit der Erde und ihren Elementen ebenso selbstverständlich kommunizieren wie mit mir. Aber alles zu seiner Zeit. Ich weiß, du fühlst dich jetzt vielleicht von alldem ein bisschen überrollt; es ist ziemlich viel auf einmal. Deshalb musst du unbedingt wissen, dass du nie allein bist. Ich werde als deine Begleiterin bei dir sein, aber nicht so sehr, um dich zu unterrichten, sondern vielmehr, um dir dabei zu helfen, das hervorzuholen, was du tief in deinem Inneren bereits weißt.«
Ich sehe mich im Zimmer um, betrachte die Regale voller Tinkturen und Tränke und allen möglichen Kräuterarzneien, während in anderen Bücher, Rasseln, verschiedene Kristalle und Steine und eine rot bemalte Trommel zu erkennen sind. Und obwohl ich versuche, meinen Geist offen zu halten, und mein Bestes tue, um mitzuspielen, habe ich keine Ahnung, was sie meint. Ich bin die Tochter einer reisenden Visagistin – alles, was ich weiß, habe ich auf einem Filmset gelernt, im Internet oder direkt durch eigene Anschauung. So etwas habe
ich allerdings noch nie gelernt. Ich hatte noch nicht einmal von Schamanen oder Suchenden gehört, ehe ich hierhergekommen bin.
Ich will schon protestieren, doch sie beeilt sich, mich zum Schweigen zu bringen. »Glaub mir, nieta – alles Wissen, das du brauchst, steckt bereits in dir. Es ist das Erbe deiner Vorfahren, es ist in dem Blut, das durch deine Adern fließt, es ist der Puls in deinem Herzschlag, und es ist meine Aufgabe, dir dabei zu helfen, es zu entdecken. Es wird nicht lange dauern, bis du dich zwischen der Ober- und der
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