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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Unterwelt ebenso einfach bewegst wie durch diese Mittelwelt. Du wirst lernen, dich in all den unterschiedlichen Dimensionen zurechtzufinden, bis du dich dort gut auskennst. Zum richtigen Zeitpunkt wirst du die Reise auch körperlich antreten, doch zuerst müssen ein paar Schritte vorab erledigt werden. Diese Reise, deine erste Reise, wird eine Seelenreise sein. Sie wird dir vorkommen wie ein Traum, aber ich versichere dir, sie ist real. Sie wird sich als tiefgründig und enthüllend zugleich erweisen, und sie wird dir unvergesslich bleiben. Ihr Zweck ist es, dich mit deinem Geisttier zu verbinden – demjenigen, dem du ziemlich nahe kommen und auf das du dich verlassen können wirst. Das Tier wird sich dreimal zeigen – daran erkennst du, dass es das richtige ist, also musst du ganz genau aufpassen. Dies ist das erste und letzte Mal, dass du dieses Gebräu trinkst, und die Dinge, die du siehst und erlebst, darfst du nie irgendjemand anders erzählen als mir. Das ist unerlässlich, um deine Sicherheit zu gewährleisten. Aber jetzt sag mir, nieta , wie fühlst du dich? Bist du bereit, die Reise anzutreten?«
    Ich ringe um eine Antwort. Ringe darum, mich durch die Wörter zu ackern. Mein Kopf ist voller Nebel, mein Mund voller Watte, so dass ich nicht mehr als ein ersticktes Ächzen hervorstoßen kann.
    Und im nächsten Augenblick schließen sich meine Finger um den kleinen schwarzen Stein, mein Gesicht fällt auf den Tisch, und meine Seele springt aus meinem Körper und rast schneller davon als der Schall.

Fünfzehn

    I ch stehe vor einem Baum – einem sehr hohen Baum mit einem großen, klaffenden Loch im Stamm. Ich erkenne ihn von damals wieder, als Jennika und ich auf Seilbrücken durch den costa-ricanischen Regenwald geklettert sind.
    Doch statt die innen angebrachte Leiter zu erklimmen, um zur Plattform nach oben zu gelangen, steige ich diesmal in das Loch und krieche tief in die Erde hinein. Ich rutsche an einem Wurzelsystem herunter, das so umfassend und komplex ist, dass es mich an lange, spindelförmige Finger ohne erkennbares Ende erinnert.
    Ich bin von Finsternis umgeben – ein unangenehm feuchter Wind schlägt unsanft gegen meine Wangen und erfüllt meine Nase mit dem Geruch fetten Erdreichs, das sich vor mir ausbreitet und den Boden für meine Reise bereitet. Und während es anfangs noch irgendwie Spaß macht und mich daran erinnert, wie ich als Kind ab und zu Schlitten gefahren bin, dauert es nicht lange, bis ich in dem engen Raum Angst bekomme und mein Atem vor Panik ganz hektisch wird.
    Ich stoße mich mit den Hacken ab, werfe mich auf den Bauch und kralle mich ins Erdreich, um mich nach oben zu kämpfen. Ich eigne mich nicht als Suchende. Wenn das hier dazugehört – mit Insekten und Würmern lebendig begraben zu sein –, dann will ich nichts damit zu tun haben.
    Hastig schaufele ich weiter, grabe die Finger tief in den Lehm, doch es hat keinen Sinn. Ich finde keinen Halt.
    Es gibt kein Zurück.
    Nicht, wenn der Tunnel sich hinter mir im selben Moment schließt, in dem ich durchgekommen bin.
    Nicht, wenn der Tunnel vor mir sich immer weiter klaffend auftut – und meinen Sturz schneller und schneller werden lässt.
    Ich drehe mich auf den Rücken und unterdrücke den Schrei, der mir in der Kehle feststeckt. Ich beschwöre mich selbst, ruhig zu bleiben und den wenigen Sauerstoff zu sparen, den ich noch habe, als ich auf einmal auf ein so hell erleuchtetes Feld rutsche, dass ich die Augen schließen muss und sie nur ganz langsam wieder aufmachen kann.
    Mein Körper knallt so unsanft in den Sand wie ein Laster ohne Bremsen. Nach ein paar Momenten der Benommenheit stehe ich auf und sehe mich um. Ich befinde mich so ziemlich am letzten Ort, mit dem ich gerechnet hätte – einem herrlichen weißen Sandstrand mit klarem, türkisfarbenem Wasser  – ein Postkartenparadies.
    Ich eile ans Wasser und stelle beglückt fest, dass ich sowohl meine Wunden als auch meine Beinschiene los bin. Vorsichtig tauche ich die Zehen ins Wasser und muss unwillkürlich lächeln, als die schaumige Gischt über meine Füße wallt und den Saum meiner Jogginghose benetzt, ehe sie sich wieder zurückzieht und einen dünnen Film aus Blasen hinterlässt, die auf meiner Haut platzen.
    In der Ferne kann ich Delfine spielen sehen – zusammen mit einigen Walen, deren glatte, massige Körper immer wieder untertauchen und hochkommen, während näher am Ufer mehrere Gruppen winziger, glitzernder Fische meine Füße und

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