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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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mir empfinde.
    Allerdings habe ich, abgesehen von dem Besuch auf dem Friedhof und dem heutigen Ausflug mit Chay, die meiste Zeit im Bett verbracht und mich erholt. Und soweit ich informiert bin, werden sämtliche zukünftigen Ausflüge aus dem Haus genauso streng überwacht werden wie diese. Paloma meint, es sei zu gefährlich für mich, allein rauszugehen, und Chay ist offenbar ganz ihrer Meinung. Aber bisher hat sich keiner von beiden die Mühe gemacht, mir genau auseinanderzusetzen, worin diese Gefahr eigentlich besteht.
    Ich sehe zu dem Jungen an der Zapfsäule hinüber und beobachte, wie er am Auto lehnt, die Anzeige verfolgt und angesichts dessen, wie sich die Dollars summieren und die Spritmenge weit dahinter zurückbleibt, verdrossen das Gesicht verzieht. Mein Blick wandert über sein dunkel glänzendes Haar, seine breiten Schultern und die muskulösen Arme, die aus seinem kurzärmeligen, schwarzen T-Shirt hervorschauen. Sein Oberkörper ist lang und schlank, sexy und sehnig und mündet in einer Dark-Denim-Jeans, die ihm tief auf den Hüften sitzt. Sein Anblick ist so faszinierend, so aufwühlend, dass ich den Kopf schütteln, die Augen schließen und mich quasi neu starten muss. Palomas Worte gehen mir unablässig durch den Kopf und erinnern mich daran, dass nicht das zählt, was ich sehe, sondern das, was ich fühle.
    »Eine Suchende muss lernen, im Dunkeln zu sehen – und sich darauf zu stützen, was sie in ihrem Herzen weiß.«
    Ich schließe die Augen und achte darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen, was erst beim zweiten Versuch klappt. Auf einmal werde ich von einer zweiten Welle von Freundlichkeit
erfasst – ganz ähnlich wie bei der älteren Frau, nur dass diese so offen ist, so rein, dass mir davon regelrecht die Knie weich werden. Und anstatt in Trauer zu versinken wie bei ihr, führt es zu etwas anderem.
    Etwas, das ich – wenn ich es nicht besser wüsste – irrtümlich für Liebe halten würde.
    Für die wahre, bedingungslose Art von Liebe.
    Die Art von Liebe, die ich nur in Träumen erlebt habe – und einmal, einen kurzen, flüchtigen Augenblick lang, direkt vor meiner Flucht aus dem Rabbit Hole.
    Ich muss hier weg. Fliehen, solange ich noch kann. Gehen, ehe er bemerkt, dass ich ihn anstarre, anglotze, doch ich bin zu perplex, um mich zu regen – zu perplex, um aus alldem schlau zu werden. Und im nächsten Moment hat er sich schon umgedreht. Seine eisblauen Augen finden meine und spiegeln mein Abbild unzählige Male wider.
    Sein Blick wird tiefer, und seine Lippen teilen sich, als wollte er zu sprechen beginnen.
    Allein sein Anblick lässt meine Gliedmaßen zittern und meinen Körper auf ihn zuschwingen – ganz ähnlich wie in meinem Traum. Wir beide werden zueinander hingezogen – von unsichtbaren Mächten gefesselt. Doch bevor er etwas sagen kann, reiße ich mich von dem Bann los und humpele wie eine Verrückte im Eiltempo auf Chays Pick-up zu.
    Ich trinke einen gierigen Schluck von der Limo, während Chay aus der Tankstelle fährt, und betrachte die verdorrte, karge Landschaft. Doch ich bin außer Stande, den Reiz dieses Jungen abzuschütteln – das Gewicht dieser eisblauen Augen auf meinen.

Vierzehn

    A ls Chay am Tor vorfährt, hilft Paloma gerade einem Mädchen meines Alters auf den Beifahrersitz eines staubbedeckten Geländewagens. Sie klappt einen langen weißen Stock mit roter Spitze zusammen und reicht ihn ihr, ehe sie ihr zum Abschied zuwinkt und zu uns herüberkommt. Sie lehnt sich durch das Fenster auf der Fahrerseite herein und sieht mich an. »Nieta , hattest du eine schöne Zeit?«
    Ich nicke kurz und steige aus. Den Rucksack in der Hand, lande ich auf dem gesunden Bein und humpele aufs Haus zu, wobei ich hoffe, dass sie mich nicht fragt, ob ich auf Kachina geritten bin, da ich wahrscheinlich nicht überzeugend lügen kann – zumindest nicht ihr gegenüber. Sie hat viel zu viel Intuition und spürt die Wahrheit hinter meinen Worten, noch ehe ich sie ausgesprochen habe.
    »Bueno. « Lächelnd sieht sie mir zu, als ich durchs Tor trete. »Wasch dich schnell, wir sehen uns dann drinnen. Es ist schon fast dunkel – Zeit anzufangen.«
    Ich sehe sie befremdet an, tue aber wie geheißen. Ich gehe ins Haus, durch den kurzen Flur zu meinem Zimmer und frage mich, was der Sonnenuntergang mit meiner Ausbildung zu tun haben soll. Muss ich es wörtlich nehmen, dass alle Suchenden lernen müssen, im Dunkeln zu sehen?
    Ich greife nach den sauberen Joggingklamotten, die

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