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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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worden ist.«
    »Woher willst du das wissen?« Ich sehe zwischen ihm und der Höhle hin und her. »Palomas Visionssuche muss ja – wie lange? – schon fast vierzig Jahre her sein. Also woher willst du wissen, dass seitdem niemand drin gewesen ist?«
    Chay nickt in Richtung Boden und stupst mit der Stiefelspitze gegen eine körnige weiße Substanz, die einen dicken Rand um den Eingang herum bildet und mich an die weiße Linie innerhalb der Ziegelmauer und des Kojotenzauns erinnert. »Ich habe gesagt, dass sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden ist. Ich habe nicht gesagt, dass sie nicht gepflegt worden ist. Das Salz beschützt sie, es hält die Energie rein und die Raubtiere fern.«
    Raubtiere.
    Also, dieses Wort hätte ich jetzt lieber nicht gehört.
    Ich spähe in die Öffnung, und mir gefällt nicht, was ich sehe. Nicht dass ich besonders viel erkennen könnte, aber allein das Wissen, dass es tief, dunkel und höhlenartig ist, genügt, um mir kalte Schauer über den Rücken zu jagen.
    »Ich geh da nicht rein«, sage ich, obwohl wir beide wissen, dass ich es tun werde. Aber noch bin ich nicht bereit – ich brauche noch ein bisschen mehr Überredung und ein bisschen mehr Zeit, um meinen Mut zusammenzunehmen.
    Chay nickt und wartet geduldig, während ich erneut hineinluge. Doch es ist alles noch genauso wie zuvor – ich sehe nichts als eine undurchdringliche schwarze Wand. »Was ist da drin?«, frage ich, da ich annehme, dass er sich ein paar Mal dort umgeschaut hat.
    »Keine Ahnung.« Er zuckt die Achseln. »Nur der Visionssucher darf hinein. Es ist ein heiliger Raum. Ich komme nur gelegentlich vorbei, um für Paloma die Grenzlinie in Schuss zu halten, weiter nichts.«
    Ich runzele die Stirn, doch dadurch fühle ich mich auch nicht besser. »Wie lange geht ihr schon zusammen?«, frage ich, wobei ich genau weiß, dass ich nur Zeit schinde, aber ich bin auch ein bisschen neugierig.
    Chay lacht und reibt sich das Kinn. »Nennt man das in unserem Alter noch so?« Er lacht erneut und reicht mir kopfschüttelnd die schwarze Tasche, die mir Paloma gepackt hat. »Daire, mach dir keine Sorgen. Du schaffst das locker. Ehrlich.«
    Ich glaube ihm kein Wort, aber ich hole lange und tief Luft und überschreite die weiße Linie.
    »Was soll ich hier drinnen eigentlich machen?«, frage ich und erkunde meine Umgebung, indem ich mit dem Finger an einer Wand entlangfahre, die erstaunlich glatt ist.
    Chay zuckt zusammen. »Also, meine eigene Visionssuche ist schon eine ganze Weile her, aber …«
    »Moment mal, du hast das auch gemacht?« Ich gehe auf ihn zu und funkele ihn ungläubig an. »Bist du auch ein Suchender?«
    Er schüttelt den Kopf. »Kann ich nicht behaupten. Aber die Visionssuche an sich ist meinem Volk nicht fremd, also den amerikanischen Ureinwohnern.« Dabei blitzen seine Augen. »Als ich ein junger Mann war, etwa in deinem Alter, war ich mir unsicher in Bezug auf meine Zukunft und wusste nicht, welchen Weg ich einschlagen sollte. Die Suche hat mir geholfen zu erkennen, dass meine Zuneigung zu Tieren nicht nur ein Hobby ist, sondern eine echte Berufung. Also habe ich Tiermedizin studiert und es nie bereut.«
    »Und wie lange hast du in einer Höhle sitzen und hungern müssen, um zu diesem Schluss zu kommen?«, frage ich, wobei ich sogleich bedauere, dass mein Tonfall wesentlich schnippischer klingt als beabsichtigt. Es ist ja nicht seine Schuld, dass ich jetzt hier bin. Allerdings war mir auch nicht klar, dass ich in einer finsteren, verlassenen Höhle fasten muss, bis ich bewusstlos werde.
    »Ich habe drei volle Tage auf dem Berg verbracht.« Er blickt in die Ferne und scheint in alten Erinnerungen zu schwelgen. »Es war eine intensive Erfahrung, die mir vieles klargemacht und mir viele prophetische Einsichten vermittelt hat. Manche sind bereits eingetreten, andere können noch eintreten – es sind jedenfalls Dinge, die ich nie vergessen werde. Ich nehme an, du wirst etwas Ähnliches erleben. Also fängst du am besten gleich an.«
    Ich sehe mich abermals um und stelle fest, dass es so finster ist, dass ich nicht einmal erkennen kann, wie tief die Höhle ist, ja, im Grunde kann ich überhaupt nichts erkennen.
    »Bleib ganz ruhig«, sagt Chay. »Such dir einen Platz, an dem du still sitzen kannst, dann wird es nicht lange dauern, bis sich deine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben und das Licht dich finden kann.«
    Ich wende mich zu ihm um. Genau das hat Jennika immer gesagt, als ich noch klein war, um mir

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