Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
sie mich dort hinführen wird, wo ich am dringendsten sein muss.
Wir setzen die Reise fort – Kachina bahnt sich vorsichtig den Weg durch die Wälder, während ich mich in die Zwiesprache mit allem um mich herum vertiefe. Die Pflanzen, die Bäche, die Berge, der Wind – alles strotzt von Energie und offenbart bereitwillig seine Geheimnisse.
Paloma hatte Recht. Alles vibriert und leuchtet vor Lebendigkeit. Und jetzt, da ich die Wahrheit entdeckt habe, jetzt, da ich mit ihrer Kraft und Energie verschmolzen bin, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich je ohne das gelebt habe.
Ich schnalze mit der Zunge gegen den Gaumen und presse die Hacken in Kachinas Flanken. Ich dränge sie, schneller zu laufen und dann noch schneller, bis sie mit fliegender Mähne und angelegten Ohren den Weg entlanggaloppiert. Ihr Schweif jagt rauschend hinterher, während ihre Hufe hart gegen den Erdboden schlagen. Ich schließe die Augen, lasse die Zügel los und schließe die Hände um das Wildlederbeutelchen, während sich mein Körper hebt und senkt. Dann sperre ich den Mund weit auf und singe in voller Lautstärke das Lied des Berges.
Und auf einmal stellt sich heraus, dass selbst die Luft ein eigenes Lied zu bieten hat:
Ich bin wolkig und klar
Stürmisch und hell
Ich bin das Chaos und die Stille in deinem Kopf
Ich wache über alles mit unfehlbarem Weitblick
Hör auf mich, wenn du unentschlossen bist
Während mein Pferd unter mir dahinrast, meine Visionssuche hinter mir liegt und die Elemente in Harmonie singen, spüre ich, dass ich mich noch nie so frei – so selbstbestimmt – so lebendig gefühlt habe. Ein Lied geht ins nächste über, während meine Stimme immer lauter wird, bis Kachina auf einmal eine scharfe Rechtskurve nimmt.
Ich verliere das Gleichgewicht. Komme ganz falsch wieder auf dem Sattel auf. Fummele hektisch herum und greife nach dem Sattelknauf, den Zügeln, Kachinas Mähne – auf der Suche nach irgendwas, das mir hilft, mich wieder aufzurichten.
Schlitternd kommt sie zum Stehen, steigt auf die Hinterbeine und schnaubt protestierend, während sie mit den Vorderbeinen ausschlägt. Ich bin dermaßen damit beschäftigt, mich auf ihrem Rücken zu halten, dass ich eine Weile brauche, um zu erkennen, was sie so erschreckt hat.
Ein glänzender, schwarzer Pick-up mit einer Ladefläche voller Teenager.
Die Mädchen lachen, ein schreckliches, jaulendes, höhnisches Geräusch, während die Jungen allesamt nur starren – unsicher und mit großen Augen, da sie keine Ahnung haben, was sie von mir halten sollen.
Ich ziehe an den Zügeln, um zu wenden. Gerade noch weiche ich der Ladefläche aus, da springt der Fahrer heraus, baut sich vor mir auf und schiebt sich die dunkle Sonnenbrille auf die Stirn.
»Alles okay?« Sein eisblauer Blick bohrt sich in meinen, aber genau wie in den Träumen reflektieren seine Augen nicht.
Ich schlucke. Versuche, um ihn herumzukommen. Doch es
hat keinen Zweck. Er ahmt einfach meine Bewegungen nach. Wohin ich auch Kachina wende, taucht er vor mir auf und nervt mich dermaßen, dass ich irgendwann nur noch »Verschwinde!« rufe. Ich spucke die Worte praktisch heraus, da ich keinen Anlass zu geheuchelter Höflichkeit sehe.
»Ich gehe dir aus dem Weg, wenn ich sicher bin, dass mit dir alles in Ordnung ist«, sagt er und greift nach Kachinas Zaumzeug, doch sie ist auf meiner Seite, was zur Folge hat, dass sie den Kopf nach hinten wirft und sich seinem Zugriff entwindet. »Dein Pferd ist ganz schön erschrocken, und ich fürchte, das ist mein Fehler. Wahrscheinlich hätte ich nicht so mitten auf dem Weg parken sollen. Alles okay?« Er verzieht sein Gesicht zu einer Maske der Betroffenheit.
Ich schnaube unhörbar und sehe weg. Verweigere ihm die Antwort, da ich mich nicht noch weiter auf ihn einlassen will.
»Hey, jetzt komm schon. Gönn mir wenigstens eine kurze Antwort. Ein schlichtes Ja oder Nein genügt schon. Ich muss mir doch Sorgen um dich machen.« Er grinst, von meiner Weigerung mitzuspielen offenbar in keiner Weise eingeschüchtert. »Jedes Mal, wenn ich dich sehe, steckst du in irgendwelchen Schwierigkeiten, und ich muss gestehen, irgendwie finde ich solche Geschichten um ein hübsches Mädchen in Bedrängnis total unwiderstehlich. Daran sind sicher die Disney-Märchenfilme schuld, oder was meinst du?«
Ich sehe ihn finster an. »Ich brauche niemanden, der mich rettet. Ich komme bestens alleine zurecht.«
Sein Blick wird eindringlicher, und die Fläche seiner
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