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Vom Schlafen und Verschwinden

Vom Schlafen und Verschwinden

Titel: Vom Schlafen und Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hagena
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küssten wir uns.
    Er sagte, er wisse nicht einmal mehr, wie man küsse. Seit er seinen Mund auf meinen Mund gelegt habe, sei es ihm, als habe er es nie gewusst und er müsse es wieder ganz von vorne lernen. Ich sagte ihm, dass er es dafür schon richtig gut könne. Aber viel mehr sagte ich nicht, dafür reichte mein Atem nicht. Dann schob er seine Hände unter meinen Rock und umfasste meinen Po und sagte, dass es ihm leidtue, das so offen sagen zu müssen, aber dass dieser Arschperfekt sei und dass er das Fundament des Universums sei. Ich sagte, ja, das glaubte ich auch, von der Größe käme das ungefähr hin. Und er schaute mich voller Verachtung an und sagte:
    – Ich spreche nicht von Größe, ich spreche von Rundung und Kraft und, und seidener, seidener, na ja Seidigkeit. Und wenn ein Mann lang genug lebt, dann weiß er, dann will er, also wenn er wirklich großes Glück hat, dann gibt es nichts Vergleichbares.
    – Verstehe, sagte ich und lachte ihn aus. Aber das Lachen brach mir sofort weg, als er mit der einen Hand meinen Po losließ und sie unter mein T-Shirt schob. Er strich über den dünnen Stoff des BH s, bis ich anfing, sein Hemd aufzuknöpfen. Und er öffnete meinen Büstenhalter, küsste meine Brüste und behauptete, er könne die Farben meiner Brustwarzen schmecken. Er streifte mir die Unterhose von den Beinen, und wir hätten uns dort in der Dunkelheit auf den Deichwiesen geliebt, wenn wir ein Kondom gehabt hätten, hatten wir aber nicht.
    Obwohl ich gerne Sex gehabt hätte, gefiel es mir, dass er nichts geplant hatte. Das Gras pikste unter meinem Rücken, und der Nachttau ließ mich frösteln. Doch dann fühlte ich Bennos Hände auf meinem Bauch, sein Mund bewegte sich über die Innenseiten meiner Oberschenkel, und plötzlich war mir nicht mehr kalt.
    Als ich mich kurz darauf ihm zuwenden wollte, entzog er sich.
    – Nee, das heute war nur für dich.
    – Oh. Na gut. Das war schön.
    Das klang hölzern.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich wusste auch nicht, was ich denken sollte, ja nicht einmal, was ich fühlen sollte. Also hingen meine sperrigen Worte über uns in der Nacht und knarrten verloren vor sich hin.

    Benno sagte schließlich:
    – Ja, schön war es. Ich habe gesehen, wie du kommst. Du bist schön. Eine schöne Frau.
    Er sagte das ohne besondere Hingabe, eher als eine nüchterne Feststellung. Wir lagen auf dem Rücken und schauten in den spärlich gesprenkelten Himmel.
    Schließlich sagte ich:
    – Kaum Sterne heute.
    – Wirklich nicht?
    Er rollte sich auf die Seite, und ich spürte seinen Blick wie eine Berührung auf meiner Haut:
    – Ist mir nicht aufgefallen. Ich finde den Himmel schlichtweg vollkommen, habe nie einen besseren gesehen, es ist gerade die richtige Anzahl von Sternen da. Aber das ist kein Wunder, schließlich hat das Universum ein so prachtvolles, ja vollkommenes Fundament.
    Ich lächelte in den schütteren Himmel.
    – Du hast recht, noch mehr Sterne wären irgendwie aufdringlich.
    – Ja!
    – Geschmacklos.
    – Genau. Neureich!
    Er drehte sich wieder auf den Rücken.
    Nach einer Pause, in der wir in den Himmel blickten, sagte ich:
    – Hast du die Mitte des Labyrinths vorhin noch gefunden?
    – Nein. Nur einen misshandelten Maiskolben habe ich gefunden, er lag neben meinem Rad. War das ein Zeichen oder so was? Eine Botschaft? Aber ich wollte ohnehin etwas anderes finden.
    – Was denn?
    – Na, Antworten. Was soll man denn sonst in Labyrinthen finden?

    – Und hast du Antworten gefunden?
    – Ja, zwei.
    – Und wie gingen die?
    – Die eine hieß »Frag sie doch einfach«, und die andere hieß »Reiß dich zusammen und fahr hinterher, du feige Sau.«
    Er wandte sich mir zu und legte seine Hand auf meine Hüfte. Ich legte meine Hand auf seine Hand und sagte:
    – Ich geh jetzt nach Hause.
    – Ja, lass uns gehen.
    Ich schaute ihn kurz an, aber er sagte, ich könne meine Stirn ruhig wieder glatt machen, er wolle in sein eigenes Zuhause. Ich stand auf, und er half mir in meine Sachen, als wäre ich ein Kind. Er schloss meinen BH , zog den Reißverschluss meines Rocks hoch und band mir die Schuhe. Plötzlich hätte ich fast geheult. Er fragte, ob wir uns diese Woche noch mal sehen könnten.
    – Hmja, schon. Wann kannst du?
    – Morgen. Und übermorgen.
    – Also morgen oder übermorgen?
    – Ich sagte, morgen und übermorgen.
    Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände.
    – Du machst alles richtig, weißt du das?
    – Nein, weiß ich nicht. Im Gegenteil,

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