Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
spielen« will. » Hexen? Nein. dieser Zauber ist eher… genetisch.«
Genetisch? Ob sie ein falsches Wort gewählt hatte? Englisch war ja offensichtlich nicht ihre Muttersprache. Vielleicht meinte sie » generisch«– » auf das Geschlecht bezogen«? Schließlich waren alle Opfer Frauen…
Sie lächelte immer noch. Auch wenn die Katze mit der Maus spielt, wird die Maus am Ende gefressen. Es war an der Zeit zu verschwinden. Ich sah zu Ashen hin, und ich fragte mich, was er in seiner Schattensicht wohl sah. Ich griff über den Tisch und berührte ihn am Arm. Seine Augen richteten sich auf mich, klar und voller Macht. Okay, er steht nicht in ihrem Bann. Also brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich abhaue.
» Ich sollte jetzt gehen«, sagte ich und schob meinen Stuhl zurück.
» Schon?«, fragte er. » Sie haben doch noch nicht mal von Ihrem Drink probiert.«
Ich betrachtete die dickliche Flüssigkeit. Den Teufel würde ich tun und davon trinken.
» Sie können gerne mein Glas haben. Ich muss los.« Ich wollte aufstehen, doch meine Beine reagierten nicht. Was zum …? Ich sah auf sie hinab, wackelte mit den Zehen, schlug ein Bein übers andere, setzte es wieder gerade hin– alles funktionierte. Doch sobald ich versuchte aufzustehen, schien ich an meinem Stuhl festgeklebt.
» Was soll das?«
» Niemand geht, bevor alle Gläser auf dem Tisch ausgetrunken sind«, erwiderte die Frau, und ihr Lächeln zerriss fast ihr Gesicht. » Eine Regel des Hauses. Das waren nun schon drei Fragen. Ich habe geantwortet. Was bekomme ich dafür, kleine Hexe?«
» Ich handele nicht im Nachhinein!«
Sie schüttelte den Kopf, doch ihr Lächeln, eingeschnitzt wie das eines Halloweenkürbisses, wollte nicht weichen. » Wie schade.« Sie streckte ihre Hand aus, die Innenfläche nach oben, als wolle sie etwas anbieten oder erbetteln.
Ich runzelte die Stirn. Ein magischer Hauch streifte die Luft um mich herum. » Was tun Sie da?«
Die Magie kroch näher, und eine warme Berührung schlängelte sich über meinen Hals. Ich konnte nicht stehen, konnte nicht von diesem Tisch entkommen. Ich blickte auf das Glas mit der goldenen Flüssigkeit. Wenn ich davon trank, würde ich aufstehen können. Und wegrennen. Aber vielleicht dient all diese Magie ja nur dazu, mir so viel Angst einzuflößen, dass ich trinke.
Ich ließ das Glas stehen.
Die magische Berührung verstärkte sich, schnitt in meinen Hals wie eine zu enge Kette.
» Gehorche mir!«, befahl die Frau.
Der Zwang, genau das zu tun, war so stark, dass mir die Augen hervortraten. Ich unterdrückte dieses Verlangen und griff an meinen Hals. Nichts. Da ist nichts. Mein Herz schlug gegen meine Rippen, die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, als ich mich gegen den Zauber wehrte.
» Sie ist zu stark. Nimm ihre Kraft«, sagte die Frau.
Ashen griff nach mir, doch er berührte mich nicht, nicht körperlich. Macht brach über mich herein. Kein Zauber, sondern reine, rohe magische Energie. Der Ansturm der Grabeskälte traf mich so heftig, dass mein Kopf zurückflog. Mein Schutzschild bebte, und ich versuchte, Kraft aus meinem Ring zu ziehen. Bis mir wieder einfiel, dass ich nichts mehr hatte, um meinen Schild zu verstärken. Ich allein musste diesem Angriff widerstehen. Oh, Mist! Ashen warf erneut brutale Energie gegen mich, formte seine Grabeskraft zu einer Waffe.
Mein Schutzschild erbebte ein weiteres Mal.
» Gehorche mir!««, forderte die Frau.
» Fick dich selbst!«
Tapfere Worte, doch ich würde nicht lange durchhalten. Wenn Ashen meinen Schutzschild durchbrach, würde es schmerzhaft sein, und ich besäße nichts mehr, womit ich mich verteidigen könnte. Und so tat ich das Einzige, was mir noch blieb: Ich öffnete selbst meinen Schild. Ashen griff weiter mit der Grabeskraft an. Meine Gabe bäumte sich auf, zog die Kälte, die er gegen mich warf, in mich hinein. Ich hatte keine Zeit, sie zu lenken, nahm sie einfach in mich auf, die Kälte, die Berührung des Grabs. Wind peitschte mir das Haar aus dem Gesicht. Meine Wärme brannte in mir, suchte einen Weg hinaus.
Ashen langte nach dieser Wärme. Ich fühlte, wie er seine Macht– während ich sie zu meiner eigenen machte– ausstreckte, ich fühlte, wie sie an mir zerrte. Er zog die Wärme aus meinem Körper, zog immer weiter und weiter und versuchte, mich mit seiner Kraft aus dem Land der Lebenden in das der Toten zu reißen.
Schattensicht erfüllte meine Augen und enthüllte mir, dass mir ein Leichnam
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