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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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nach seiner Hand. Die Luft um uns herum schien voller Musik, und ich konnte das Lachen der Tänzer hören. Dann löste sich Falin aus meinem Griff und verschwand.
    Ich wandte den Kopf nach rechts und nach links, suchte die Dunkelheit vor meinen Augen ab. Der Kreis der Tänzer war direkt vor mir. Und irgendwo dazwischen befand sich Falin, durch den Zauber dazu gezwungen, gefügig zu sein, und gefangen im ewigen Tanz. Weil er das Glas für mich ausgetrunken hatte. Ganz bestimmt würde ich nicht ohne ihn von hier verschwinden.
    Ich tat das Einzige, was ich tun konnte: Ich griff nach der Macht. Schattensicht füllte meine Augen, und vor mir tauchten die Tänzer auf. Die Schönen und die Monster tanzten, wirbelten herum, glitten aneinander vorbei, und mittendrin stand der Geiger, spielte auf seinem verrottenden Instrument. Sie tanzen, bis die Saiten reißen.
    Ich musste den Geiger erreichen.
    Ich ignorierte die Musik, drängte nach vorn, ganz auf die Geige konzentriert. Aber die Tänzer tanzten. Ein Dornenelf lächelte mich an, schloss seine stechenden Finger um meine Hand, zog mich mit sich und wirbelte mich herum, bevor er mich an eine Frau weiterreichte, deren Haar um sie schwebte, als wäre es lebendig. Hände berührten meinen Körper– Hände, die viel zu heiß waren, meine eisige Haut versengten. Ich schrie, doch niemand achtete darauf. Die Elfe überließ mich einem Zwerg, der nur halb so groß war wie ich und mich in die Luft warf. Ein Troll fing mich auf und drehte sich mit mir, bevor auch er mich weiterreichte. Es war wie ein Schock, als ich plötzlich ein eindeutig menschliches Gesicht sah, noch dazu eins, das ich kannte.
    » Tommy?
    » Hast du dich dem Tanz angeschlossen, Alex? Ist es nicht wunderbar?«
    Tommy reichte mich weiter an einen anderen Tänzer, und die Gesichter begannen zu verschwimmen.
    Breite Gesichter, schmale Gesichter, schöne, schreckliche, blaue, grüne, Gesichter aus Stein, aus Rinde. Mir war schwindelig, und ich war mir nicht länger sicher, wo sich der Geiger befand. Meine Haut brannte von zu vielen zu heißen Berührungen. Ich musste den Geiger finden.
    Schimmernde Hände landeten auf meinen, doch diese Hände versehrten mich nicht. Ich blickte in Falins lächelndes Gesicht.
    » Alexis«, wisperte er, und seine Arme glitten um meine Taille. Er hob mich hoch und schwang mich herum. Als er mich wieder herunterließ, zog er mich eng an sich. Und dann nahm sein Mund meinen in Besitz.
    Seine Lippen schmeckten nach Honig und Lachen, und das erste bisschen Wärme strömte in meinen Körper zurück, von meinen Lippen zu meiner Seele. Dann löste er sich von mir, und neue Hände, heiße Hände, griffen nach mir, versuchten mich zum nächsten Partner zu ziehen. Schmerz explodierte auf meiner Haut, als ein Elf mit Haar aus lodernden Flammen mich packte. Blasen wölbten sich auf meiner Haut. Ich riss mich los, stolperte weg von ihm, fiel zu Boden und rollte zur Seite.
    Und dann befand ich mich plötzlich im Inneren des Kreises. Die Tänzer glitten um mich herum, doch ich selbst war hier allein. Hier, wo der Geiger genug Platz für sich hatte. Schnell stand ich auf.
    Er hatte mir den Rücken zugewandt, doch ich konnte die fragilen und brüchigen Saiten sehen. Ich zog meinen Dolch und sprang nach vorn. Schnitt mit der Klinge über die Saiten, und sie zerfielen in meiner Schattensicht.
    Die Melodie erstarb. Der verwirrte Geiger betrachtete sein Instrument, die Tänzer hielten an. Sie lachten und klatschten, und ich duckte mich in die Menge und hielt Ausschau nach Falin.
    Tommy fand ich zuerst. Ich packte ihn am Handgelenk. Seine Haut war sengend heiß, trotzdem ließ ich ihn nicht los.
    » Komm, wir müssen gehen!«
    » Aber ich bin doch gerade erst gekommen, Alex.«
    » Wirklich? Wann?«
    Tommy sah mich verdutzt an. » Vor zwanzig Minuten vielleicht. Ich habe mit dem Stabschef des stellvertretenden Gouverneurs zu Mittag gegessen, bevor ich anfing zu tanzen, und es war doch nur ein einziger Tanz.«
    » Klar.« Ich entdeckte Falin und packte auch ihn. Meine Schritte waren unsicher, als ich sie beide zur Tür zog.
    » Tragen Sie sich bitte aus«, sagte die kleine Elfe von ihrem Platz auf dem Pult her.
    Ich ignorierte sie und ließ Tommys Arm kurz los, damit ich die Tür aufstoßen konnte.
    » Warten Sie! Sie können zu dieser Zeit nicht gehen!«, rief sie.
    Wir gingen trotzdem, an dem überrascht dreinschauenden Troll vorbei. Dann stolperten wir nach draußen in die Dämmerung.

22. Kapitel
    D

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