Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
du bist nicht versengend heiß. Fühlst du dich kalt?«
Ich schüttelte den Kopf. Als ich in Falins Armen aufwachte, war mir herrlich warm gewesen, und in meiner Wohnung war es auch nicht kalt. Ich fühlte mich ziemlich gut– ganz fürchterlich verlegen, aber trotzdem gut.
» Ein Nebeneffekt davon, dass meine Seele Colemans Zauber Nahrung gibt?«, riet ich.
» Nein«, erwiderte der Tod. » Deine Seele wird Coleman niemals erreichen. Ich werde die Verbindung mit Gewalt durchtrennen, bevor er dir irgendetwas nehmen kann.«
Ich blickte auf. Bevor? Dann war es kein automatisch ablaufender Transfer? Der Zauber musste beendet sein, bevor er zu seinem Herrn zurückkehrte . Gut zu wissen.
Draußen wurde gegen die Tür geklopft. » Alles in Ordnung, Alex?«
Ich zuckte zusammen. » Äh…« Das Mädchen im Spiegel wurde blass. Ich sah sie finster an und räusperte mich. » Ich werde wahrscheinlich eine Weile brauchen. Lass dich nicht aufhalten, wenn du ins Dezernat willst.« Hoffentlich musste er heute tatsächlich arbeiten. Ich schlang die Arme um mich. » Du musst sicher noch nach Hause und dich fertig machen.«
Ich wartete, rechnete damit, dass er protestierte. Doch er sagte kein Wort. Ich hörte ihn nicht einmal weggehen. Schließlich drehte ich mich wieder um.
Der Tod stand neben mir, ein wissendes Lächeln spielte um seinen Mund. Dann griff er nach mir und legte seine Hände auf meine Schultern. Seine Daumen strichen über meine bloße Haut, und er schien erstaunt, dass er mich berühren konnte.
Ich runzelte die Stirn. » Ich möchte, dass du mir eine Frage beantwortest, und ich schwöre dir, dass ich nie wieder mit dir reden werde, wenn du wieder nur lächelst und verschwindest.«
Er verzog den Mund. » Und was für eine Frage ist das?«
Ich starrte auf seine Hand. Er war der Tod. Seine Berührung hätte eiskalt sein müssen. Nur die Lebenden waren warm. Ich sah ihm in die Augen. » Können Seelen heilen? Oder werde ich immer mit einem riesigen Loch in meiner Seele herumlaufen, nachdem ich Coleman gefunden habe?«
Sein Lächeln verblasste, und wir standen beide da und sahen einander an. Schließlich senkte er den Blick und schaute fort.
» Das hängt von der Seele ab.«
Und er weiß nicht, ob meine stark genug ist. Ich nickte und zwang mich, tief ein- und wieder auszuatmen.
Der Tod trat zurück, nahm seine Hand von meiner Schulter. Und ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er. Ließ mich allein zurück.
Ich blieb vor dem Spiegel stehen, beobachtete, wie er allmählich beschlug. Der Dampf kroch an meinem Spiegelbild nach oben, ließ die unsicher blickenden Augen verschwinden. Schließlich legte ich das Handtuch weg, stieg in die Dusche und ließ heißes Wasser über meine kalte Haut laufen, bis sie ganz rot geworden war.
Es war der Duft von Kaffee, der mich schließlich aus dem Bad lockte. Fast eine Stunde lang hatte er mit dem fruchtigen Geruch meiner Haarpflegemittel gerungen, doch nun konnte ich ihm nicht länger widerstehen. Und außerdem, falls Falin doch noch hier war, könnte er den Eindruck bekommen, dass ich mich in meinem Bad versteckte– und das tat ich nicht. Okay, ein bisschen schon.
Wieder einmal war ich ohne Kleider ins Bad geflohen. Ich wickelte erneut das Handtuch um mich, spähte vorsichtig um die Ecke und sah, dass Falin an der Spüle stand. Er trug lediglich seine Jeans und die lächerlichen gelben Gummihandschuhe. Ich brauchte etwas anzuziehen. Ich wollte ihm nicht in diesem Handtuch gegenübertreten.
Ich sprintete zu meiner Kommode und griff mir die erste Jeans, die ich fand, sowie ein Shirt. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Falin mich beobachtete. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Ich senkte den Kopf und raste zurück ins Bad.
Fertig angezogen, fühlte ich mich viel besser gewappnet, dem neuen Tag ins Gesicht zu schauen. Und Falin. Ich berührte die Zauberanhänger an meinem Armband. Ganz dringend musste ich diese zusätzlichen Schilde wieder in Ordnung bringen lassen.
Ich schlich mich in die Küche, steuerte auf die Kaffeekanne zu. Daneben stand meine Tasse, bis zum Rand gefüllt mit dem köstlichen schwarzen Getränk. Ich schloss meine Hände um die Tasse und nahm einen tiefen Schluck.
» Er ist inzwischen kalt geworden«, sagte Falin, ohne aufzublicken.
Ich zuckte zusammen. Kaffee schwappte auf meine Hand. Er war nicht wirklich kalt, aber er hätte ruhig heißer sein können.
Falin streifte die Gummihandschuhe ab und warf sie
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