Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
mich, oder?«
Ich war darauf angewiesen, dass sie mich mitnahm, denn würde sie mich hier zurücklassen, wäre ich aufgeschmissen. Meinen eigenen Wagen hatte ich zu Hause gelassen. Dass ich nach einer Schattenbeschwörung jedes Mal so schlecht sehen konnte, war echt deprimierend.
» Nur wenn du partout nicht mitkommen willst.« Holly bedachte mich mit einem vielsagenden Lächeln.
Ich neige dazu, Typen mit nach Hause zu nehmen, wenn ich einen Schatten beschworen habe. Nichts vertreibt bei mir die Kälte besser als ein ordentlicher Drink und ein heißer Körper an meinem. Andrews allerdings würde ich garantiert nicht in meine Wohnung lassen.
Holly schnippte mit den Fingern, drängte mich, zu ihm zu gehen.
Wenn du wüsstest! Aber ich würde ihr nicht verraten, wer er war, noch nicht. Ich wollte erst mal in Erfahrung bringen, was mit der Videoaufzeichnung geschehen war.
Meine Füße fühlten sich unglaublich schwer an, als ich die Bar durchquerte, doch ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen, als ich mich Andrews gegenüber an den Tisch setzte.
Er blickte auf, zog eine Augenbraue hoch– was ich auch gern getan hätte, was mir jedoch wegen meiner Stirnwunde immer noch nicht gelang–, doch er wirkte kein bisschen überrascht, dass ich mich quasi selbst eingeladen hatte.
» Miss Craft, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
Er lächelte, aber es war ein spöttisches Lächeln. Wie ist Holly nur auf die Idee gekommen, dass er ein » heißer Typ« ist? Okay, er sah nicht schlecht aus. Aber er war so… so irritierend.
» Falin.« Ich nannte ihn absichtlich beim Vornamen, um ihn zu ärgern. » Komisch, ich habe mich gerade gefragt, wie ich Ihnen behilflich sein könnte. Sie scheinen mir nämlich zu folgen.« Ich schenkte ihm ein falsches Lächeln.
» Ach, ich hab nur mal auf einen Drink hier hereingeschaut.« Er hob sein Glas, in dem sich mehr Eis als Flüssigkeit befand.
Ein Streifen Zitronenschale hing am Rand des Glases, doch ich bezweifelte, dass irgendetwas anderes als Wasser darin war. Mac war ein guter Barkeeper, man musste ihn schon mächtig verärgern, wenn er so viel Eis in einen Drink gab. Obwohl jemand wie Andrews dazu natürlich durchaus in der Lage wäre.
Ich stellte mein Lächeln ab.
» Was ist mit der Aufzeichnung passiert?«
Er zuckte nicht mal mit der Wimper. Der Ausdruck in seinem Gesicht veränderte sich nicht, seine Miene erstarrte einfach, bis er schließlich die Augen verengte.
» Das Band von Coleman?«
Ich nickte. » Die Gerichtsmedizinerin sagte, dass es nicht mal einen Vermerk gibt, dass John die Kamera benutzt hat.«
Falin sagte kein Wort darauf. Er knallte sein Glas auf den Tisch, griff im Aufstehen nach seinem Jackett und marschierte zur Tür.
Ich erhob mich ebenfalls. » Hey, ich war noch nicht mit Ihnen fertig!«
Keine Antwort.
Hat er wirklich nicht gewusst, dass die Aufnahme verschwunden ist?
Holly kam zu mir herüber, die Augen weit aufgerissen. » Das ist wohl nicht besonders gut gelaufen…«
Ich zeigte auf die Tür, die gerade mit einem heftigen Knall zugeworfen worden war. » Darf ich dir den leitenden Ermittler im Coleman-Fall vorstellen?«
Sie zog die Brauen zusammen, ihre Lippen formten ein » O«. Sie kennt ihn auch nicht? Von woher hat man Falin zu uns versetzt?
Ich zog den magischen Ring von meinem Finger und gab ihn ihr zurück. Sie hatte bereits die Rechnung bezahlt, also kippte ich die restlichen Chips in eine Papierserviette, dann ging ich zur Tür.
» Ich erzähl dir alles während der Heimfahrt.«
» Elender Mist!« Holly trat heftig auf die Bremse.
Ich blickte durch die Windschutzscheibe. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erraten, was Holly mit » Mist« meinte: Unsere Straße wurde von den Vans der Nachrichtensender gesäumt. Nicht nur von örtlichen, sondern auch von überregionalen. Reporter drängten sich auf dem Bürgersteig.
» Caleb wird mich umbringen«, flüsterte ich und starrte auf die vielen Kameras, die auf das Haus gerichtet waren. Caleb schätzte seine Privatsphäre. Dass eine Horde Reporter meinetwegen sein Heim belagerte, würde ihn nicht sehr glücklich machen.
Ich rutschte tiefer in meinen Sitz, versuchte, mich unsichtbar zu machen. » Vor dem Gericht standen doch gar nicht so viele wie jetzt hier, oder?«
Holly schüttelte den Kopf und ließ den Wagen langsam weiterrollen. Als wir näher kamen, entdeckten uns ein paar Journalisten, und bald darauf wandte sich die ganze wogende Masse um, strömte auf uns zu, und
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