Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
war Detective Andrews zu sehen, wie er die Stufen der zentralen Polizeibehörde hinaufstürmte und mit dem Arm die Mikrofone wegstieß.
» Noch gibt es keine offizielle Stellungnahme der Polizeibehörde von Nekros hinsichtlich der Echtheit des Videos«, erklang Lusas Stimme aus dem » Off«, als Falin gerade die oberste Treppenstufe erreichte.
Er blickte zurück, und der Kameramann zoomte ihn heran, zeigte Falins Gesicht in Großaufnahme. Eisblaue Augen beherrschten den Bildschirm. Augen voll loderndem Zorn.
Ich hätte schwören können, dass der Blick dieser Augen direkt auf mich gerichtet war.
5. Kapitel
D ämliche, blöde, verfluchte Webseite!« Ich gab einen anderen Befehl ein, aber das half genauso wenig. Ich konnte einfach nicht herauskriegen, durch welches Hintertürchen das Video auf diese Seite gelangt war. Widerwillig rief ich eine weitere Seite auf. Seit fast zwei Stunden versuchte ich, die Originalversion des Videos zu finden, doch die Datei hatte sich wie ein Virus im Internet verbreitet. Nachrichtenseiten, Blogs, Foren, Torrents– sie war überall.
Neben dem Laptop summte mein Telefon, und ich blickte auf das Display. Ich kannte die Nummer nicht und drückte die Kurzwahltaste für die Mailbox, die inzwischen wahrscheinlich bereits voll war. Offensichtlich hatte inzwischen jeder verdammte Reporter im Land meine Nummer herausgefunden.
Ich war nur überrascht, dass ich noch nichts von Casey gehört hatte. Wenn ich Glück hatte, blieben mir noch ein paar Stunden, bevor sie das Video zu sehen bekam. Ich brauchte mehr Informationen, bevor ich mit ihr sprechen konnte.
PC , der auf meinem Schoß geschlafen hatte, hob den Kopf mit den weißen Haarfransen und schaute mich an, sichtlich verärgert durch meinen Ausbruch. Er erhob sich, drehte sich um sich selbst, fand anscheinend aber keine bequeme Position mehr und machte Anstalten, von meinem Schoß zu springen.
» Kommt ja gar nicht in Frage«, sagte ich, nahm ihn und setzte ihn sanft auf den Boden. Seine Krallen klickten auf dem harten Holz, und die Schiene verursachte dumpfe Laute, als er zu seinem Fressnapf schlich, um ihn zu inspizieren. Seinen leeren Napf. Denn die Chips, die ich von Mac’s mitgebracht hatte, waren bereits aufgefressen.
» Abendessen gibt’s später«, teilte ich ihm mit, bevor ich mich wieder dem Computer zuwandte. Ein kalter Wind strich über meine bloßen Schultern.
Dieser verdammte Geist.
Inzwischen hatte ich echt genug von seiner Verfolgerei. Ich wirbelte auf dem Drehstuhl herum. Der Geist stand direkt hinter mir, vorgebeugt, als hätte er die Webseite mitgelesen. Meine Knie streiften seine Beine. Er zuckte zurück und riss die Augen erstaunt auf.
Ich hatte erwartet, dass er erneut verschwinden, sich tief im Land der Toten verstecken würde, wie er es schon so oft in den vergangenen vierundzwanzig Stunden getan hatte. Inzwischen war ich dermaßen sauer, dass ich ihm glatt über den Abgrund gefolgt wäre.
Doch er verschwand nicht. Er hob den Blick von der Stelle, wo ihn meine Knie berührt hatten, und sah mir ins Gesicht. Dann begannen sich seine Lippen zu bewegen. Ach, sind wir endlich bereit zu reden?
Ich schüttelte den Kopf.
Eine Hand schoss vor, grabeskalte Finger schlossen sich um mein Handgelenk.
Ich schrie, sprang auf.
Der Griff der Geisterhand lockerte sich nicht. Seine Lippen bewegten sich unentwegt weiter.
Ich hörte keinen einzigen Ton.
» Nimm gefälligst deine Hand weg, wenn du nicht willst, dass ich deinen Geisterarsch exorziere!« Nicht dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, meine Drohung wahrzumachen. Aber das wusste er ja nicht.
Oder vielleicht doch. Sein Griff verstärkte sich, seine Finger gruben sich in mein Fleisch. Seine Lippen formten die Worte nun übertrieben langsam, und mit der freien Hand zeigte er auf mich.
Er wollte, dass ich etwas Bestimmtes tat. Nun, und ich wollte, dass er mich losließ.
Ich konzentrierte mich auf meinen mentalen Schutzschild, auf die lebenden Ranken, die meinen Geist umschlossen und mich vom Land der Toten trennten. Es gab immer Lücken zwischen ihnen, kleine Löcher, durch die ich über den Abgrund blicken und mit Geistern oder Seelensammlern interagieren konnte. Es war anstrengend, meinen Schild komplett dicht zu machen, so, als würde ich die Augen schließen und mir die Ohren zuhalten, aber unmöglich war es nicht.
Ich stellte mir vor, dass sich die Ranken fest umeinanderwanden. Vor meinem geistigen Auge sprossen Dornen, lang wie Dolche, aus den grünen
Weitere Kostenlose Bücher