Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Opfer gefunden?«
Falin antwortete nicht sofort, als ob er überlegen müsste. » Er arbeitete bereits daran, als ich hierher versetzt wurde. Also ist es mindestens zwei Wochen her.«
Bevor Coleman erschossen wurde.
Ich spürte, wie angespannt Falin plötzlich war. » Wieso? Haben Sie eine Vermutung?«
» In diese Körper wurden wahrscheinlich auch Glyphen geschnitten, genau wie in den des heutigen Opfers. Der Zauber…« Der Eid hinderte mich daran weiterzusprechen, etwas über den seelenaufsaugenden Zauber zu erzählen. Aber Seelen waren voller Leben und Energie. Wenn diese Energie gestohlen wurde, dann musste sie auch irgendwo » aufbewahrt« werden.
» Ich denke, dass diese Morde nur eine Art Vorbereitung für ein richtig großes, richtig schauriges Ritual sind. Und dass es sehr bald stattfinden wird.«
Er nahm die Hand von meiner Wange und lehnte sich zurück » Ich hätte Sie nie so abfällig ›Schnüfflerin‹ nennen dürfen!«
Ich lächelte, törichterweise erfreut, dass meine Schlussfolgerungen ihn beeindruckt hatten. » Das ist ja fast schon eine Entschuldigung.« Und hoffentlich habe ich auch recht! Ich zog eine Grimasse. Eigentlich sollte ich eher hoffen, dass ich nicht recht hatte. Wenn solche seelenverzehrenden Zauber tatsächlich zu etwas wirklich Schaurigem führten, dann wollte ich nicht in der Nähe sein, wenn es stattfand!
Ich rieb die Kratzer auf meiner Schulter. Vielleicht hatte ich ja gar keine Wahl. Weil auch ich für das Ritual Energie liefere. Mir lief die Zeit davon. Ich schauderte und zog die Decke enger um mich.
» Ich denke, wir brauchen jetzt beide etwas Schlaf«, sagte Falin, und ich hörte, wie er durch den Raum ging. Eine Schublade wurde geöffnet, Stoff raschelte, als er sich umzog. » Ich habe hier ein paar Trainingssachen, die Sie zum Schlafen anziehen können.«
» Danke.«
Er drückte mir die Kleidungsstücke in die Hand, doch zu meiner größten Verlegenheit musste er mir schließlich auch noch dabei helfen, mein Kleid auszuziehen und in die anderen Sachen zu schlüpfen.
Als ich umgezogen war, senkte sich Schweigen zwischen uns. Ist er schon schlafen gegangen?
Doch dann sagte er wieder etwas. » Würde meine Körperwärme Ihnen heute Nacht helfen?«
Ich stieß einen merkwürdig erstickten Laut aus. » Wow! Das ist irgendwie peinlich, oder?«
» Ja oder nein?«
Ich nickte. » Ja.« Ich brauchte seine Wärme wirklich. Es war jetzt schon länger als eine Stunde her, seit der Tod verschwunden war, und ich zitterte immer noch.
Ich spürte, wie Falin näher kam. Er schob einen Arm unter meine Beine und drehte mich auf die Seite, sodass ich der Länge nach auf der Couch zu liegen kam. Dann streckte er sich hinter mir aus, legte einen Arm um meine Taille und zog mich an seine Brust. Er war warm, so wunderbar warm. Aber so mit einem Mann zu liegen, mit dem ich keinen Sex gehabt hatte? Ziemlich unschicklich war das, fand ich. Und zwischen ihm und den Kissen eingeklemmt zu sein? Ziemlich klaustrophobisch…
» Hm, wäre es nicht bequemer, wenn wir in Ihrem Bett schlafen würden?«
» Ich habe kein Bett.«
» Was?«
Er gähnte. » Hab es abgeschafft. Und jetzt schlafen Sie endlich ein, Alexis.«
Ich fuhr hoch und war mit einem Schlag wach. Doch immer noch sah ich dieses Bild vor mir: wie ich dünn und nebelhaft außerhalb meines Körpers schwebte und schwarze Glyphen meine Seele aus mir heraussogen. Es war nur ein Traum. Aber einer, der auch im Morgenlicht nicht verblassen wollte, in dem schwachen Licht, das durch eine breite Glastür ins Zimmer fiel. Ich rieb mir meine müden Augen. Wo bin ich?
In Falins Apartment. Aber ich lag allein auf der Couch.
Ich setzte mich auf– wahrscheinlich ein bisschen zu schnell. Für einen Moment verschwamm mir alles vor den Augen, doch dann klärte sich meine Sicht. Ein breites Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Wie herrlich es ist, wieder sehen zu können.
Ich schaute mich um. Das kleine Apartment war spärlich eingerichtet. Die Couch, auf der ich geschlafen hatte, nahm den größten Teil der Wand ein, direkt gegenüber befand sich eine Kommode, auf der der Fernseher stand. In eine Ecke war der Computertisch geschoben, in die andere ein kleiner Kartentisch mit zwei Stühlen. Durch eine Tür zog der verführerische Duft von Kaffee– und ist das wirklich Speck? – zu mir herüber. Dann führte die zweite Tür, hier auf meiner Seite, wohl ins Bad.
Ich stand auf. Meine Beine protestierten, waren noch ziemlich wackelig, doch sie
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