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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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lassen. Maria war nicht hier. Hat sie bereits die Hoffnung aufgegeben?
    Ich lehnte mich zurück und griff erneut nach Johns Hand. Der Tod schwieg. Wir schwiegen beide.
    Eine Krankenschwester ging vorbei und notierte etwas auf ihrem Klemmbrett. Sie schenkte mir ein flüchtiges Lächeln.
    Der Tod brach schließlich das Schweigen. » Hast du ihn dir angesehen?«, wollte er wissen.
    Ich runzelte die Stirn. » Wie meinst du das?«
    » Schau hin. SIEH .« Er betonte es auf die gleiche Weise, wie er es in der vergangenen Nacht getan hatte.
    Also meinte er, dass ich meine Schattensicht einsetzen sollte. Doch ich wollte nicht. Nicht, nachdem ich so viele Stunden lang blind gewesen war. Überhaupt wollte ich diesen Teil meiner Magie für eine lange, lange Zeit nicht mehr benutzen. Die Schutzzauber in meinem Silberarmband waren in der vergangenen Nacht überlastet worden, und nun fühlte ich mich angreifbar und spürte bereits die Toten, die ein paar Stockwerke tiefer im Kühlraum lagen.
    Doch der Tod hätte das nicht vorgeschlagen, wenn es nicht wichtig wäre.
    Ich öffnete meinen geistigen Schutzschild nur das winzigste bisschen. Das reichte bereits. Die graue Patina der Schattensicht legte sich über meine Umgebung. Johns Seele glühte rot, mit gelben Wirbeln darin. Abrupt ließ ich seine Hand los und sprang auf. Seine Seele hätte von einem kräftigen Gelb sein sollen. Einfach nur Gelb.
    Ich starrte John an und stellte plötzlich fest, dass ich mich getäuscht hatte. Nicht seine Seele glühte so rot, sondern seine Haut. Das Gelb seiner Seele wand sich zwischen den roten Stellen hindurch. Und die dunkelste Stelle lag um die Wunde in seiner Kehle.
    Ich ließ meine Sinne danach tasten, obwohl ich bereits wusste, was ich finden würde. Dunkelheit. Dunkle Magie.
    Ich blickte zum Tod auf. » Die Kugel war mit einem Zauber belegt?«
    Er nickte. Verdammt. Es musste Coleman gewesen sein. Schließlich gab es eine Verbindung zwischen ihm und den beiden Leichen, die ich am Dienstag gesehen hatte. Es war ganz eindeutig seine Absicht gewesen, mich mit dieser Kugel zu töten– so oder so.
    » Ich werde ihn finden…«
    Ich brauchte nicht zu erklären, wen ich damit meinte. Der Tod wusste es auch so.
    Er nickte. » Wenn er zerstört wird, werden sich auch all seine Zauber auflösen.«
    Noch ein Grund mehr. Er sollte kein weiteres Leben auslöschen. Ich ließ mich wieder auf den Klappstuhl sinken. » Es tut mir so leid«, flüsterte ich John zu.
    Aber nur mit einem » Es tut mir leid« kam ich nicht weiter. Ich kam nur dann weiter, wenn ich Coleman fand. Ich ließ Johns Hand los und wischte mir meine Tränen weg.
    Dann sah ich den Tod an. » Weißt du, wer Coleman ist?«
    » Tu das nicht, Alex. Bitte, frag mich nicht.«
    » Aber du weißt es. Bitte…«
    Er beugte sich vor und brachte mich zum Schweigen, indem er meine Lippen mit seinen verschloss. Sonst berührte er mich nicht. Es gab nur diesen sanften, aber unnachgiebigen Druck seines Mundes auf meinem. Und jeder Nerv in meinem Körper schien auf diese Berührung zu reagieren.
    Dann war er fort.
    Mit den Fingerspitzen betastete ich meine Lippen und starrte in die Leere vor mir. Hat er mich geküsst? Ich stand auf, als wartete ich darauf, dass er sich wieder vor mir materialisieren würde. Doch er tat es nicht.
    Und ich wusste, dass er es nicht tun würde. Der Kuss des Todes – der Kuss des Schweigens. Er wollte oder konnte meine Fragen nicht beantworten.
    Ich schloss die Augen, holte die Erinnerung zurück, wie dieser Kuss sich angefühlt hatte. Nicht kalt. Aber auch nicht warm. Angenehm. Erregung prickelte in meinem Körper. Okay, vielleicht war es auch mehr als nur » angenehm« gewesen.
    Ich stieß einen Seufzer aus und öffnete meine Augen wieder. Es war nicht wichtig. Wichtig war allein, dass ich Coleman fand, bevor er eine weitere Seele stahl.
    » Du bist ungewöhnlich still«, stellte Caleb fest, als wir in die Einfahrt fuhren. Er war als Einziger im Haus gewesen, als Falin mich dort abgesetzt hatte, und so hatte er dran glauben und mich zum Krankenhaus fahren müssen. Auf der Rückfahrt hatte ich kaum ein Wort gesagt, zu sehr war ich in meine Gedanken versunken.
    » Tut mir leid. Mir geht eine Menge durch den Kopf. Hey, wenn ich dich etwas frage, versprichst du mir dann, nicht beleidigt zu sein?«
    Caleb runzelte die Stirn, und ich erkannte meinen Fehler. Caleb sah aus, als hätte er gerade erst das College abgeschlossen, doch er war viel, viel älter. Wie alt genau, das wusste

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