Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
meinte ich, während ich PC s Napf füllte. Ich wusste ja bereits, dass sie weitere Meinungen einholen wollten.
» Nun, keine von beiden stimmt mit dir überein.«
Ich ließ die Tüte fallen, Trockenfutter rollte über den Holzboden. » Wie? Was sind das für Hexen? Was haben sie gesagt?«
Roy zuckte mit den Schultern. » Sie geben dir darin recht, dass der Schatten nicht beschworen werden kann und der Leichnam resistent gegen Schattenmagie ist. Genauso hat es die Hexe heute Morgen genannt: resistent. Aber keine von ihnen hat auch nur eine Spur des Zaubers entdeckt oder die Symbole, die du auf dem Leichnam erkennen konntest.«
» Von all den inkompetenten…« Ich brach ab, weil mir die Worte fehlten, um den Frust auszudrücken, den ich empfand. So vieles war in den letzten vier Tagen passiert, so vieles hatte sich in mir aufgestaut. Und nun drückte es mir den Atem ab, presste meine Lungen zusammen und nahm mir die Luft, drohte mich zu ersticken.
Roys Augen wurden groß. » Äh… vielleicht sollte ich lieber…« Er deutete nach hinten und dann verschwand er.
Natürlich verschwand er. Roy konnte verschwinden. Der Tod konnte verschwinden. Coleman konnte sich und seine dunkle, schmutzige Magie vor mir verbergen. Und was konnte ich? Ich konnte einen Zusammenbruch bekommen und von einem verdammten Zauber meine Seele aus mir heraussaugen lassen.
Jemand klopfte an meine Tür. Anders als sonst vergewisserte ich mich nicht, wer draußen stand. Ich riss die Tür auf.
» Was?«, brüllte ich.
Falin sah mich verdutzt an. » Komme ich ungelegen?«
» Nein, ich…« Ich brach ab und massierte meine Schläfen mit Zeige- und Mittelfinger. » Tut mir leid. Es war ein langer Tag.«
» Wir haben gerade erst Mittag.«
Ich blickte ihn finster an. » Ich nehme an, Sie sind hergekommen, um mir mitzuteilen, dass die Experten in Bezug auf Colemans Leiche anderer Meinung sind als ich und dass ich mich aus Ihrem Fall endgültig raushalten soll.«
» Woher wissen…« Er redete nicht weiter. » Na, auch egal. Ich denke, die sogenannten Experten haben nicht recht. Kann ich reinkommen?«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Der Druck in meiner Brust hatte nachgelassen. » Wirklich?«
Er kam einfach herein. Schloss die Tür. Dann drehte er sich um und blickte auf das Trockenfutterdesaster, während PC sich größte Mühe gab, staubsaugergleich das Futter verschwinden zu lassen. Obwohl viel mehr von dem Zeug herumlag, als ein sieben Pfund schwerer Hund auf einmal fressen konnte– oder sollte.
» Oh, hm, es hat ein…« Ich verstummte. Warum wollte ich erklären, wieso in meiner Wohnung ein solches Chaos herrschte? Weil seine pieksauber und aufgeräumt ist. Ich versuchte, meine innere Stimme zu überhören und mich zu erinnern, wo ich meinen Besen beim letzten Mal hingestellt hatte. » Nun ja, das ist also kein privater Besuch?«
» Nein. Haben Sie jemals eine der anderen Leichen von Johns Fall gesehen?«
Ich schüttelte den Kopf und fing an, das Trockenfutter wieder in die Tüte zu füllen, mit so wenigen Staubmäusen wie möglich. Ich hatte Bethanys Schatten gesehen, doch ihr Körper war in dem schwarzen Leichensack gewesen.
» Sie sprachen von Glyphen auf dem Körper des letzten Opfers. Können Sie sie mir beschreiben?«
Ich stellte die Tüte mit dem Hundefutter auf die Küchentheke. » Ich weiß was viel Besseres«, erwiderte ich und nahm eine ungeöffnete Rechnung und einen Stift.
Ich zeichnete die Glyphe, die sich am häufigsten auf dem Leichnam fand. Sie hatte mir in der vergangenen Nacht Albträume beschert. Ich wusste haargenau, wie sie aussah, doch nun ließ ich absichtlich den letzten Strich weg. Einige Glyphen waren aus sich selbst heraus so machtvoll, dass auch magisch Unbegabte sie anwenden konnten. Und da ich nicht wusste, was diese Glyphe bewirkte– nichts Gutes sicherlich, denn sie gehörte zur schwarzen Magie–, wollte ich nicht riskieren, sie unbeabsichtigt zu aktivieren.
Ich hielt Falin die nicht komplett beendete Zeichnung hin. Falin beugte sich vor. Er zog die Brauen zusammen, als er sie betrachtete, dann nahm er einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke, kramte darin herum, zog schließlich ein Foto hervor und legte es neben uns auf den Tresen.
Ich nahm das Foto in die Hand und betrachtete es. Es war die Nahaufnahme eines Oberkörpers. Und die Glyphe, die ich eben gezeichnet hatte, war tief in das Fleisch geritzt.
Falin nahm mir das Foto wieder ab. » Unter all dem Blut konnten Sie das
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