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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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vollendete den Kreis. Dann richtete ich mich wieder auf, stellte mich in die Mitte und aktivierte ihn. Eine blau schimmernde Barriere aus reiner Kraft sprang um mich herum auf.
    » Ich werde jetzt die Schatten beschwören«, informierte ich das Paar.
    Sie sahen sich an, wirkten plötzlich besorgt. Ich lächelte sie beruhigend an. Dann griff ich nach der Schattenkraft. Sie kam ganz leicht zu mir, strich über meine Haut wie ein kalter, wenn auch vertrauter Geliebter, und ich schob sie in den Grund unter mir. Eigentlich hatte ich die Frau zuerst beschwören wollen, doch ich konnte beide Toten spüren, und ich wurde von genügend Kraft durchflossen. Zwei Schatten stiegen aus der Erde, in fester und deutlicher Gestalt . Nun ja, es hat geklappt.
    Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie überrascht ich war, und blickte auf. Doch als ich nun das junge Paar sah, entglitt mir die Kontrolle über meinen Gesichtsausdruck vollkommen.
    » Stimmt was nicht?«, fragte Anne.
    In meiner Schattensicht hatte ihr lächelndes Gesicht plötzlich vollkommen andere Konturen bekommen. Das war nicht mehr die sanfte menschliche Frau, sondern ein wildes, gefährliches Wesen. Ihre großen schwarzen Pupillen ließen keinen Raum für das Weiße und eine Iris, ihr Haar war ein Gerank aus Dornen, das ihr bis zu den Knien reichte. Eine Dornenelfe.
    Ich schaute zu Frank hin, der die Hand um ihre Taille gelegt hatte. Auch er hatte sich verändert. Er war nicht länger ein kleiner, gemütlicher Mann; sein Gesicht war breiter und flacher geworden. Der Mund war zu groß, mit harten Lippen über spitzen Zähnen. Die kleinen Augen standen zu eng beisammen, sein Schädel war kahl, nur auf den großen Ohren saßen spärliche Haarbüschel. Sein Körper war gekrümmt, die Knie waren gebeugt. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Feenwesen er war, aber ich tippte auf die Goblin-Familie.
    Er lächelte, zeigte mir seine spitzen Zähne, und ich zuckte zusammen. Mist. Was jetzt?
    Über meine Schulter hinweg sah ich zu Falin hin. In meiner Schattensicht stand er auf verwelktem Gras und betrachtete die zerfallenen Grabsteine. Sein Haar war noch heller als sonst, wie schimmernder Schnee– und er war vollkommen ahnungslos. Ich riss meinen Blick von ihm los und richtete ihn wieder auf die beiden Feenwesen.
    Nicht alle, die zum Feenvolk gehören, sind böse, erinnerte ich mich selbst. Schließlich waren auch Falin und Caleb Elfen.
    Caleb war mein Freund, und er hatte mich noch nie betrogen. Und Falin… nun ja, ich versuchte immer noch herauszufinden, was er war. Doch er schien mir zu den guten Jungs zu gehören. Die Feegans jedoch– oder wer auch immer sie in Wirklichkeit waren– hatten mich unter falschen Voraussetzungen hierhergelockt. Die beiden Schatten, die ich beschworen hatte, waren eindeutig menschlich, sie hatten nichts mit dem Feenvolk zu tun.
    Ich holte tief Luft. Ich befinde mich in meinem Schutzkreis. Ich bin okay. Und ich konnte nur hoffen, dass das auch so blieb. Trotzdem zog ich zusätzliche Kraft aus meinem Obsidianring und verstärkte die Barriere.
    » Stimmt etwas nicht, Miss Craft?«, wollte nun auch Frank wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. » Sie können sie jetzt befragen.« Meine Stimme klang ziemlich zittrig. Vielleicht denken sie ja, dass das mit meiner Magie zusammenhängt.
    Doch so, wie die beiden mich anschauten, glaubte ich nicht, dass sie dieser Meinung waren.
    » Sie haben uns angestarrt«, warf Frank mir vor.
    Ich versuchte zu lächeln, merkte jedoch, dass es mir nicht wirklich gelang. » Ich habe schlechte Augen.«
    » Was ist los?«, mischte Falin sich ein.
    Endlich! Ich wandte mich ihm zu und formte still das Wort » Feenvolk«. Seine Augen weiteten sich, und seine Hand glitt zu seiner Waffe.
    » Wir haben die Hexe engagiert, damit sie uns einen Dienst erweist«, fuhr Anne ihn an, die seine Bewegung registriert hatte.
    » Dann stellen Sie ihr Ihre Fragen, damit wir es hinter uns bringen!«, erwiderte er.
    Die beiden schauten sich an.
    » Können Sie SEHEN , Miss Craft?«, fragte Frank und betonte dieses Wort auf die gleiche Weise wie der Tod.
    Ich schluckte. Sehen. So wie in » den Verschleierungszauber durchschauen«. Ich antwortete nicht. Unter den alten Sagen gab es zu viele Geschichten von Menschen, die ihr Augenlicht verloren hatten, weil sie hinter die Illusionen des Feenvolks sehen konnten.
    Wieder blickten sie sich an, dann nickte Frank. Anne trat vor, ihre Dornen raschelten bei jeder Bewegung. Sie kam bis an den Rand

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